Ausprobiert: Nintendo Switch

Viele Gerüchte rankten sich um die neue Konsole von Nintendo, Ende Oktober letzten Jahres lüftete Nintendo dann letztlich das Geheimnis. Die neue Konsole sollte Nintendo Switch heißen und startete vergangenen Freitag weltweit.


Die Konsole stellt eine neue Evolutionsstufe von Nintendos Entwicklung dar. Der Konzern kann mit der aktuellen Leistung der Konkurrenz von Sony und Microsoft nicht mithalten und leidet zudem massiv unter der weiten Verbreitung von mobilen Spielen aufgrund von Smartphones und Tablets – letztlich vor allem durch iOS und das große Angebot im App Store. Abgesehen davon, dass Nutzer dort in der Regel nicht extra ein Gerät zum Spielen anschaffen / mitführen müssen, liegt auch die Preismarke hinsichtlich der Spiele deutlich niedriger. Nintendo ist sich dieser Konkurrenz anscheinend in doppelter Hinsicht bewusst und entschied sich, diese frontal in Angriff zu nehmen, statt weiter zu versuchen, einen eigenen Weg zu gehen oder auf die mittlerweile meilenweit vorne liegende Konkurrenz aufzuschließen.

So veröffentlichte Nintendo nicht nur seine ersten Apps für iOS und Android sondern stellt mit der Nintendo Switch im wesentlichen ein Tablet vor, das im Unterschied zur Konkurrenz in diesem Segment voll auf Gaming ausgelegt ist.

Das Gerät bietet eine Diagonale von 6,2 Zoll und eine Auflösung von 720p. Angetrieben wird der Konsolenteil von einem Nvidia Tegra Prozessor, dazu gesellen sich 32 GB interner Speicher. Die Verbindung ins Netzwerk wird via Wlan AC hergestellt. Geladen wird die Switch mittels USB-C, Nintendo verzichtet erstmalig auf einen propriotären Anschluss. Das Gerät kann mit seinem integrierten Kickstand auch auf planen Flächen aufrecht abgestellt werden.

Zu der Konsole an sich gesellen sich die Joy-Con, Nintendos neueste Revolution in Sachen Controller. Die sehr kleinen Controller werden links und rechts seitlich an die Konsole gedockt und besitzen neben den zahlreichen, aber üblichen, Buttons auch noch diverse Sensoren. Damit ist einerseits die Bewegungssteuerung à la Nintendo Wii möglich, anderseits werden an den Controllern auch Nintendos Toys-to-Life Spielzeuge, die Amiibos, eingescannt. Die Controller können gemeinsam – an der Konsole oder am im Lieferumfang enthaltenen Joy-Con Grip – oder aber auch getrennt für (lokales) Multiplayer genutzt werden. Sofern ihr den Bildschirm nicht teilen wollt, können auch zwei Konsolen via Wlan direkt in Multiplayer Spiele eintreten.

Obendrein gibt es ein TV Dock – ebenfalls im Lieferumfang enthalten – das aber leider keine Erweiterung in Sachen Leistung mit sich bringt. Das Dock wird per HDMI mit dem Fernseher verbunden, sowie mit dem Ladeteil, und lädt anschließend so die Konsole (und die angedockten Joy-Con) während der Wiedergabe des Spiels auf dem Fernseher. Die Spiele werden so zwar immerhin in 1080p ausgegeben, dies liegt aber nicht an dem Dock an sich. Vielmehr nutzt der Prozessor so seine volle Kraft und kann auf das Sparen von Energie zu Gunsten des Akkus verzichten.

Stichwort Akku: Dieser hält je nach Spiel maximal bis zu sechs Stunden. In erster Linie hängt dies von dem Ressourcenbedarf der Spiele ab. Bei dem Launchtitel „Zelda – The Breath of the Wild“ hält der Akku nur drei bis vier Stunden, abhängig von der Displayhelligkeit.

Die Spiele selbst werden entweder aus dem Store auf den – ziemlich unterdimensionierten – Speicher geladen oder per Gamecard in das Gerät eingelegt – klassisches Nintendo-Retro eben. Sofern der Speicher knapp wird, kann auch eine MicroSD Karte in das Gerät eingesetzt werden.

Zubehör gibt es, wie immer, jede Menge. Allem voran der Pro Controller – dieser erinnert sehr an die Controller der Konkurrenz. Er besitzt zwar deutlich weniger Technik, ist aber vor allem für große Hände sicherlich besser geeignet als die kleinen Joy-Con. Zudem gibt es einen LAN Adapter für das TV Dock und diverse Schutzhüllen. Bereits zum Start stand auch einiges an Zubehör von Drittherstellern zur Verfügung.

Die Verarbeitung der Switch liegt auf einem sehr hohen Niveau, gerade hier hebt sich die Konsole am spürbarsten von ihren Vorgängern ab. Nicht das hier die Verarbeitung schlecht gewesen wäre – doch statt Plastik setzt Nintendo jetzt auf eine solide Verarbeitung aus Metall. Vor allem beliebte Sollbruchstellen, wie beispielsweise die Schienen, in die die Joy-Con gesetzt werden, sind besonders stabil gearbeitet.

Genug der Daten und Fakten – wie schlägt sich die Konsole nun aber im Test? Ihre Kernkompetenz erfüllt sie in meinen ersten Testtagen sehr gut. Die Spiele laden schnell, sehen auf dem Bildschirm der Konsole gut aus und sind auch entsprechend reaktionsfreudig bzw. besitzen geringe Ladezeiten. Das Einsetzen in das Dock inkl. anschließendem Umschalten funktioniert vorbildlich, innerhalb eines Augenblicks ist das Bild bereits auf dem TV. Ausschalten, umschalten, wird alles nicht benötigt. Ebenso verhält es sich bei dem Entfernen der Konsole aus dem TV Dock.

Nichtsdestotrotz – der Preis der Konsole ist sehr hoch. Neben der hohen Mobilität und den vielen Einsatzmöglichkeiten bietet sie vor allem den Vorteil der Nintendo-eigenen Titel, die so nirgendwo anders gespielt werden können – doch ob dies die Konsole auf Dauer trägt? Sofern Spieler eine vernunftbasierte, finanzielle Entscheidung treffen, bekommt der Käufer bei Sony und Microsoft aktuell deutlich mehr Leistung für deutlich kleineres Geld geboten – zumindest wenn die Konsole an den klassisch-großen Heimkonsolen gemessen wird. Dieser Vergleich ist nicht unfair – selbst Nintendo bemühte diesen während der Präsentation im Januar immer wieder. Aus meiner Sicht ein schwerer Fehler.

In allen Belangen außerhalb des Spielens versagt die Konsole komplett. Es gibt keine Apps, nicht einmal systemeigene. Ein Internetbrowser, eine Möglichkeit Musik oder Filme von der Speicherkarte abzuspielen? Fehlanzeige. Apps von Videoportalen wie YouTube oder Streaminganbietern wie Netflix oder Spotify? Ein bisher unerfüllter Traum. Fairnesshalber muss hier gesagt werden – zumindest die Zeit zwischen der Ankündigung und der Veröffentlichung war sehr gering. Nintendo möchte hier noch nachbessern und blockiert nicht von Haus aus, es wäre nicht der erste Hersteller, der (essentielle) Features von Geräten erst nach dem Launch via Software nachrüstet,…

Fazit

Unterwegs bekommt der Nutzer aber die beste mobile Konsole jeher geboten. Die Möglichkeit, die Spiele zu Hause nahtlos direkt auf dem großen Fernseher weiterspielen zu können, ist dank einfacher Koppelung wirklich interessant und könnte den Ausschlag in so mancher Kaufentscheidung liefern.

Erklärte Nintendo Fans können ohne große Bedenken zugreifen. Auf diesem System wird es die nächsten Jahre die großen, hauseigenen Titel geben und dafür reicht die Leistung sicher auch aus. Das große Plus ist die hohe Mobilität und die große Vielfalt in Sachen Einsatzgebiete und Modi. Sofern die Titel von Nintendo kein ausschlaggebendes Kriterium für euch sind, seid ihr mobil sicher auch mit einem Smartphone oder einem Tablet gut aufgehoben, zumindest wenn ihr auf gute Controller verzichten könnt – zu Hause hingegen sind klar die Konsolen von Sony oder Microsoft im Vorteil.

Jan Gruber

Chefredakteur Magazin und Podcasts

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