In den frühen Morgenstunden des 3. April 2024 wurde Taiwan von einem schweren Erdbeben der Stärke 7,4 erschüttert, das insbesondere die Ostküste der Insel traf. Am Abend sprachen die Behörden von neun Toten und mehr als 960 Verletzen. Dutzende Menschen seien noch in Tunneln und Gebäuden eingeschlossen. Insgesamt werde von 143 Verschütteten ausgegangen, teilte die Einsatzleitung der Feuerwehr mit.
Trotz der schweren Erschütterungen zeigt sich die Widerstandsfähigkeit der taiwanesischen Halbleiterindustrie, angeführt von der Taiwan Semiconductor Manufacturing Co. (TSMC), dem führenden Hersteller fortschrittlicher Chips. Weniger als 24 Stunden nach der Evakuierung ihrer Mitarbeiter und dem Stopp der Produktion kündigte das Unternehmen an, den Betrieb wieder aufzunehmen, ohne dass kritische Chipfertigungsanlagen Schaden genommen haben.
Die technologischen Entwicklungen und die Überarbeitung von Bauvorschriften nach einem verheerenden Erdbeben im Jahr 1999, das mehr als 2.400 Menschenleben forderte, haben dazu beigetragen, die Schäden und Opferzahlen relativ gering zu halten. Zum Zeitpunkt der Berichterstattung wurden neun Todesfälle und mehr als 1.000 Verletzte verzeichnet, während etwa 100 Personen, darunter über 60 Bergarbeiter, eingeschlossen waren.
Taiwans entscheidende Rolle in der globalen Wirtschaft ergibt sich aus seiner Dominanz in der Halbleiterfertigung, die die Grundlage für Technologien wie künstliche Intelligenz, Smartphones und Elektrofahrzeuge bildet. TSMC und andere nationale Akteure produzieren schätzungsweise 80% bis 90% der hochwertigsten Chips weltweit.
TSMC gab bekannt, dass innerhalb von 10 Stunden nach dem Erdbeben etwa 70% bis 80% der Maschinen wieder in Betrieb sind. Besonders die teuren extrem ultravioletten (EUV) Lithographiegeräte, die zur Herstellung von Prozessoren für die neuesten iPhones und Nvidia-Chips für das Training von AI-Modellen wie ChatGPT Verwendung finden, blieben unbeschädigt.
Auch die United Microelectronics Corp. (UMC) und die Vanguard International Semiconductor Corp. meldeten eine schnelle Wiederaufnahme ihrer Operationen, wobei UMC von keinen größeren Auswirkungen auf ihre Abläufe berichtete.
Während die taiwanesischen Technologieunternehmen weiterhin die Schäden bewerten, zeichnet sich eine zunehmend optimistische Einschätzung ab. Analysten von Citigroup Inc. und Jefferies Financial Group Inc. bewerten den Einfluss auf die Operationen von TSMC als „handhabbar“ bzw. „begrenzt“. Experten betonen die Bedeutung der fortgeschrittenen Katastrophenreaktionssysteme Taiwans, die in den letzten Jahren entwickelt wurden, um der seismischen Aktivität der Insel zu begegnen.
Das schnelle Handeln, die fortschrittliche Technologie und die überarbeiteten Bauvorschriften haben es Taiwan ermöglicht, sich von diesem Erdbeben zu erholen und die Grundlage seiner kritischen Halbleiterindustrie zu schützen. Dies unterstreicht die Bedeutung Taiwans im globalen Wirtschaftsgefüge und seine Fähigkeit, trotz natürlicher Herausforderungen an der Spitze der technologischen Entwicklung zu bleiben.
Quelle: Bloomberg, Tagesschau
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