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Fünf Gründe gegen Lightning im neuen iPhone

Es gibt viele Gerüchte rund um das kommende iPhone, die meisten handeln aktuell von der Displayform, den Materialien, dem TouchID Sensor und möglichen Farben. Um den Anschluss wurde es sehr leise, dennoch gibt es immer wieder Gerüchte rund um den Wegfall des Lightning Anschlusses zu Gunsten von USB-C.

Im Jahr 2012 hatte der alte 30-Pin Dock Connector von Apple ausgedient. Einst mit dem klassischen iPod vorgestellt, fand der Anschluss sogar noch in den ersten iPhone Generationen seinen Platz, ehe mit dem iPhone 5 dann Lightning zum Einsatz kam. Der Aufschrei war anfangs groß – bestehendes Zubehör musste mit teuren Adaptern umgerüstet werden. Doch Phil Schiller versprach damals vollmundig, dass auch der neue Anschluss gut zehn Jahre Bestand haben sollte. Zehn Jahre sind jedoch eine lange Zeit,… Zum Vergleich: Vor etwas über zehn Jahren wurde das iPhone vorgestellt.

 

Lightning bot einige Vorteile gegenüber dem alten Anschluss oder der Konkurrenz. Einerseits in Sachen Usability – der Stecker konnte in jeder Richtung eingesteckt werden. Verglichen mit USB-A gab es kein oben oder unten. Andererseits mauserte sich der Anschluss im Laufe der Zeit auch in Sachen Geschwindigkeit und Ladeleistung. Aktuelle iPad Pro Modelle können mit einem passenden 29 Watt Netzteil deutlich schneller geladen werden, das Camera Connection Kit wird mittlerweile mit USB 3 angeboten.

Bei den Macs setzt Apple seit einiger Zeit mittlerweile aber deutlich auf einen anderen Anschluss. Es ging weg von klassischen USB-A Anschlüssen, weg von Firewire. Spätestens seit der Vorstellung des neuen MacBook Pro vergangenen Herbst ist eines klar: Die Zukunft liegt bei USB-C, wahlweise mit USB 3.1 oder mit Thunderbolt 3. Ein Anschluss, der aber nicht nur in Notebooks möglich ist, wie die Konkurrenz aktuell gut beweist. Viele Hersteller setzen vor allem in Smartphones auf diesen Anschluss. So wäre es auch bei Apple möglich, hier eine neue Schnittstelle in die kommenden iPhones zu integrieren.

1. Veralteter Anschluss

Auch wenn Lightning im Vergleich zu Micro-USB ein deutlich neuerer Anschluss ist, USB-C – egal ob mit USB 3.1 oder Thunderbolt 3 – ist die deutlich neuere Technologie. Wahrscheinlich nutzt Apple noch nicht alle Potentiale von Lightning, die USB Spezifikation legt aktuell aber den Maßstab in Sachen Anschlüsse vor. Die Datenrate liegt deutlich höher, dank USB 3.2 soll diese in Zukunft bei 20 Gbps liegen.

Auch zum reinen Laden liefert der Anschluss gute Ergebnisse. Wie Apple selbst weiß, sind via USB-C Power Delivery bis zu 100 Watt möglich, beim MacBook Pro 15 nutzt der Konzern Netzteile mit einer Leistung von 87 Watt. Apple hat bisher (leider) noch nicht an einer der bisherigen Schnelllade-Technologien wie Quickcharge teilgenommen, zugegeben gab es da auch einige unterschiedliche Lösungen. Power Delivery wird hier die klare Lösung darstellen und bietet die beste Leistung all dieser Ansätze.

2. Aufräumen im hauseigenen Schnittstellen-Chaos

Zugegeben – bei USB-C ist nicht alles eitle Wonne. Es gibt viele verschiedene Spezifikationen des Anschlusses und des zu Grunde liegenden Protokolls. All dies ist aber nichts gegen das Chaos, das aktuell bei Apple herrscht. Dieses ist aus meiner Sicht – als ein Kunde, der gerne schnell auf neue Technologien umsteigt – beinahe lachhaft und absolut inkonsequent.

Ich möchte hier meine Situation, als Betroffener, direkt als Beispiel anführen: Im vergangenen Jahr habe ich mir ein iPhone 7 Plus und ein neues MacBook Pro angeschafft. Es ist mir nicht möglich, mein iPhone an meinem MacBook Pro anzuschließen. Hier hörte ich oft die Ausrede, dass das iPhone ja vor dem MacBook Pro vorgestellt wurde und dementsprechend noch nicht an USB-C zu denken war. Dem ist nicht ganz so. Ich bin auch im Besitz eines MacBook – USB-C Anschlüsse bzw Geräte, die nur auf USB-C setzen, gibt es im Hause Apple also schon deutlich länger. Spätestens bei meinem neuen iPad Pro 10.5 Zoll verfängt diese Argumentation aber nicht mehr.

Die beim iPhone mitgelieferten Kopfhörer kann ich, dank Wegfall des Klinkensteckers, auch nicht mehr an meinem MacBook nutzen. Als Fan der AirPods nicht das größte Drama, in der Community wurde dieses Thema gefühlt aber deutlich schärfer aufgenommen. Die Gerüchte trieben seltsame Blüten. So gab es vor der Vorstellung des MacBook Pro sogar die Idee, dass Apple in den neuen MacBooks ggf. Lightning Anschlüsse verbauen könnte. Zum Glück erwiesen sich diese Visionen als falsch.

Bei den Netzteilen wird es dann zusehends schlimmer. Die aktuellen iPad Pro Modelle würden sich mit dem 29 W USB-C Netzteil deutlich schneller laden lassen. Natürlich legt Apple dieses nicht bei. Kauft der Kunde dieses Netzteil selbst, muss er zusätzlich in ein Lightning zu USB-C Kabel investieren.

All diese Probleme ließen sich auf einen Schlag lösen – wenn Lightning ausgedient hätte. Nur noch ein Netzteilkabel für iOS und Macs und nur noch eine Schnittstelle für Zubehör aller Art. Zur Verbindung zweier Geräte, oder der Verbindung mit einer Powerbank oder einem Netzteil, reicht ein USB-C auf USB-C Kabel.

3. Mehr Anschlussvielfalt

Lightning unterstützt eigentlich viele Funktionen über diese Schnittstelle. Neben dem Laden und der Übertragung von Daten ist es offensichtlich auch möglich, Audiosignale zu übertragen. Zudem kann auch ein Videosignal ausgegeben werden. Apple bietet hier selbst diverse Lösungen an, diese reichen vom veralteten VGA Anschluss bis hin zu HDMI. Mit diversen Bastellösungen ist es sogar möglich, Ethernet Adapter zu betreiben und Digitalkameras oder Audio-Interfaces anzuschließen.

Trotz allem bietet USB-C hier deutlich mehr Funktionen und Lösungen, vor allem im Hinblick auf kombinierte Lösungen. Via entsprechender Hubs oder Dockingstationen ist es möglich, mit nur einem Kabel diverse Peripherie gleichzeitig anzuschließen und zu betreiben. Hier bietet die neue Konkurrenz einfach mehr Anschlussvielfalt bzw. mehr Anschlüsse zur gleichen Zeit.

4. Ein Standard für alle

Der größte Vorteil von USB-C liegt meiner Meinung nach aber beim offenen Standard. Vorbei wäre die Zeit von MFI, von Zubehör, das nur von Apple kommt, oder langwierigen und teuren Lizenzen. USB-C hat in den letzten Monaten, sicher auch dank Apple, massiv an Fahrt aufgenommen. Es gibt Zubehör von vielen Herstellern in diversen Ausbau- und Qualitätsstufen.

Zudem setzen immer mehr Hersteller, die bisher auf eigene Lösungen setzten, auf den offenen Standard. Während Nintendo Konsolen über viel zu lange Zeit immer mit proprioritären Kabeln geladen werden mussten, setzt der Konsolenhersteller in der Switch jetzt auf USB-C. Auch im Bereich der Smartphones setzen immer mehr Hersteller auf diesen Anschluss, insofern wird auch bestehendes Zubehör immer universeller. Die Zeit der Zweiteilung was Zubehör betrifft – einerseits in den Apple-Kosmos, andererseits in den „alles andere“ Teil – wäre vorbei.

5. Zukunftssicherheit mit einer Stoßrichtung

Wie bereits mehrfach dargestellt: Immer mehr Hersteller setzen auf USB-C und sind Teil des Konsortiums. Gerade Apple setzte auch sehr früh auf die Vorteile des neuen Steckers – und setzt seit dem ersten neuen MacBook auf die Zukunft in diesem Bereich. Lightning ist fünf Jahre alt, über kurz oder lang wird Apple nichts anderes übrig bleiben, als den Anschluss zu wechseln. Wohin? Eindeutig in Richtung USB-C – eine Stoßrichtung, die im MacBook bereits eingeschlagen wurde.

Fazit

So altmodisch Anschlüsse auch sein mögen – ich bin ein Fan von Zukunft. Der komplette Wegfall von Anschlüssen erscheint für mich auf längere Zeit nicht denkbar, den besten Kompromiss in jeder Hinsicht stellt USB-C für mich dar. Auch wenn ich nicht denke, dass Apple freiwillig aufhören wird, die Lightning-Lizenz-Kuh zu melken – und die Umstiegshürde für iPhone Kunden derartig zu reduzieren – so wäre ein Umstieg auch aus Sicht des Kunden wünschenswert. USB-C bietet die breiteste Anschlussvielfalt und jede Menge Zubehör diverser Hersteller. Selbst wenn Apple vielleicht den Ausweg über die UAC-Schnittstelle nimmt – über kurz oder lang wird der Umstieg auf USB-C fällig. Beim Notebook gab es den Wechsel bereits – warum also beim iPhone noch lange warten?

Jan Gruber

Chefredakteur Magazin und Podcasts

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