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Fünf Gründe gegen Apple Stores

Aktuell überschlagen sich die Meldungen rund um neue Apple Stores. Während diese Woche in Köln in der Schildergasse bereits der zweite Apple Store – und damit der fünfzehnte in Deutschland – eröffnet, wird in Wien erst im Sommer der erste Store für ganz Österreich seine Pforten öffnen.

Ein guter Zeitpunkt, um diesem Thema ein paar Gedanken zu widmen. Das werden wir zum einen in unserer nächsten Folge des Apfeltalk LIVE! tun, zum anderen aber auch schriftlich im Rahmen dieser Reihe.

Ohne Frage – die eigenen Stores von Apple strahlen eine gewisse Anziehungskraft aus. Längst sind die Ladengeschäfte nicht nur ein Pilgerort für Fanboys oder Touristen, die kostenloses WLan abgreifen wollen – die Varianz der Besucher könnte unterschiedlicher nicht sein und die Frequenz ist enorm hoch.

Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten. Als Österreicher bin ich es Zeit meines Lebens gewohnt, keinen Apple Store im eigenen Land zu haben – ich kenne die Nachteile und sehe auch, wie sich die Landschaft rund um das angebissene Obst aktuell, nach der Ankündigung eines eigenen Stores, ändert – oft zum Negativen.

Produkteinführungen und Vorverkauf

Apple bevorzugt natürlich die eigenen Stores. Sofern der geneigte Käufer nicht in der Nähe eines Stores wohnt, bekommt man so schnell das Gefühl, ein Kunde zweiter Klasse zu sein. Gerade bei der Einführung neuer Produkte – wie dieser Woche des roten iPhones oder des „neuen“ iPads – bekommen Kunden dies umso mehr zu spüren.

Ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrungen, bei der Einführung des iPad Pro 9.7 Zoll: Ich versuchte dieses Gerät in Österreich zu bekommen – bei gewöhnlichen Händlern und bei Premium Resellern, die ihr komplettes Geschäftsmodell nur auf Apple stürzen. Es war vergeblich. Vorreservierungen sind – wie immer, natürlich – ohnedies keine möglich . So weit, so gut. Dennoch lautete die Information aller Händler, auf die Frage ob am ersten Tag denn Geräte verfügbar wären, gleich:

Apple gibt keine Angaben, wann die Geräte geliefert werden und schon gar nicht, wie viele.

Die Lösung? Ich plante einen kleinen Wochenendausflug, fuhr nach München, stand vor dem Apple Store an und bekam so mein Gerät. Natürlich gibt es auch hier keine Reservierung – aber die Gewissheit, dass Geräte verfügbar sind. Aus Interesse kontaktierte ich damals auch Händler aus Österreich. Die Liefersituation war meistens bis zum Vorabend, wenn nicht gar zum Veröffentlichungstag direkt, unklar. Die Menge der Geräte lag je Modell unter 10 Stück.

Verkaufssituation generell

Ein ähnliches Muster wie bei der Veröffentlichung von Geräten zeichnet sich auch im generellen Verkauf ab. Nehmen wir als Beispiel die Air Pods. Diese sind überall vergriffen. Apple gibt den eigenen Kunden zumindest eine Information, wann die Produkte wieder verfügbar sind. Händler erhalten diese Information anscheinend nicht – oder sind zumindest nicht in der Lage, diese an die Kunden weiterzugeben.

Ich hätte für ein Geschenk – in einigen Wochen – Air Pods benötigt und wollte diese im lokalen Handel kaufen. Keine Chance. Die Abholung im Apple Store entfällt in meinem Fall leider – somit wäre nur der Apple Online Store eine zuverlässige Lösung gewesen.

Sicherheit für Drittanbieter

Rund um Apple hat sich natürlich eine große Industrie aufgebaut. Das betrifft nicht nur die Hersteller von Zubehör, sondern eben auch den Handel bzw. die Wartung von Apple Produkten. In den letzten Monaten sind die Investitionen solcher Händler sehr gering, ein Ausbau des Filialnetzes undenkbar. Wieso? Natürlich – weil Apple jetzt auch den österreichischen Markt entdeckt hat und hier (ziemlich) sicher einen Store eröffnen wird. Allein diese Info versetzt andere Anbieter in Schockstarre – völlig ungeachtet dessen, ob die Kapazitäten für den aktuellen Kundenstock ausreichen. Kleiner Spoiler auf den kommenden Punkt: Sie reichen nicht aus. Und werden es auch in Zukunft, wenn Apple einen Store in Wien eröffnet, nicht.

Wartung und Reparatur

In letzter Zeit werden Apple Kunden immer häufiger mit der Aufforderung konfrontiert, ihre Geräte doch bei Apple reparieren zu lassen – ich erinnere an das zuletzt auftretende Problem mit den Akkus. Der Ablauf – ganz einfach: Einen Termin online ausmachen und ab in den nächsten Apple Store. Und wenn es keinen gibt? Dann ab in eine Versandbox und tagelang warten.

Es gäbe da aber noch Premium-Partner, die das Gerät reparieren könnten. Richtig – könnten. Denn auch hier bevorzugt Apple natürlich seine eigenen Stores wieder. Im aktuellen Fall dürfte die Verfügbarkeit der Tauschakkus sehr schlecht sein. Da diese noch nicht einmal für die eigenen Stores reicht, gehen andere Reparateure völlig leer aus.

Fokus auf das Kerngeschäft

Apple hat derzeit sehr viele, verschiedene, Bälle in der Luft. Während sich das iPhone extrem gut verkauft und quasi den Löwenanteil an Apples Umsatz und Gewinn repräsentiert, verkommen viele bisherige Kategorien schon fast zu Liebhaberprodukten. Viele Artikel wurden seit langer Zeit nicht aktualisiert und nicht nur Fans warten dringend auf Updates – von Innovationen gar nicht zu sprechen.

Es scheint also, als hätte Apple bereits genug Dinge, um die sich das Unternehmen kümmern sollte und in die ihre Kraft fließen sollte. Dementsprechend könnte man schon etwas zynisch warden, wenn man von Redesigns und Umbenennungen der Stores liest – oder gar die Meldung erhält, dass Jony Ive himself jetzt die Weihnachtsbäume dort designed,…

Eines der größten Paradigmen, das aktuell in vielen Wirschaftsvorlesungen zu hören ist, lautet: „Fokus auf das Kerngeschäft“. Ein Vorsatz, den sich Apple hier auch vielleicht zur Brust nehmen sollte. Der Vertrieb könnte getrost ausgelagert werden.

Fazit

Um eines klar zu stellen: Per se spricht für mich absolut nichts gegen Apple Stores, aber es spricht viel gegen die gelebte Situation. Nutzer, die kein Apple Store in der Nähe haben, sind quasi Kunden zweiter Klasse. Zugang zu schnellen Serviceleistungen gibt es de facto nicht, da Apple die eigenen Stores über die sogenannten Premium Partner stellt.

Das betrifft nicht nur den Service, sondern auch die Auslieferung neuer Produkte. Angeblich möchte Angela Ahrendts keine Schlangen mehr vor Apple Stores sehen – die Lösung dafür lautet meiner Meinung nach aber nicht nur „mehr Richtung Online verlagern“, wie es aktuell aussieht, sondern auch, dass etwaige andere Händler hier – sinnvoll – den Verkauf übernehmen können. Und so könnte Apple sich vielleicht auch potentiell wichtigeren Themen widmen,…

Ein Apple Store in Österreich? Ich wäre geneigt „Endlich!“ zu rufen, während ich auf der anderen Seite leider sehe, dass das bisher eigentlich gute Angebot von Premiumpartnern offensichtlich stagniert bzw. vielleicht sogar zurückgefahren wird.

Jan Gruber

Chefredakteur Magazin und Podcasts

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