Apple ist längst über den Status eines reinen Technologieherstellers hinaus. Der Konzern verkauft zu einem gewissen Grad auch ein Lebensgefühl und Lifestyle. Auf der anderen Seite gibt es einen gewissen Kult rund um den angebissenen Apfel, dieser zieht auch immer wieder Autoren an. Doch es ist nicht immer eitle Wonne, die dargestellt wird – es gibt auch einiges an Kritik. Wir haben in eines der kritischeren Bücher hineingelesen.
Bücher zum Thema Apple gibt es einige, auch der ehemalige Konzernchef Steve Jobs ist, vor allem nach seinem Ableben, häufig Inhalt von Romanen, Filmen oder neuerdings auch Opern. Der Hersteller vertritt viele Werte offen gelebt nach außen, häufig gibt es aber auch Äußerungen, dass es hinter den Kulissen ganz anders aussehen soll. Eine dieser Darstellungen schrieb jetzt Daniela Kickl, eine 47-jährige Autorin aus meiner Heimatstadt Wien, nieder. In ihrem Buch „Apple Intern“ berichtet sie von den Erfahrungen ihrer dreijährigen Arbeit bei Apple in Irland.
Im Wesentlichen war Daniela Kickl dort Teil des Callcenters – zuerst im Team für iPhones, später dann für den Mac. Sie beschreibt ihren Weg zur Liebe für Apple, zu Apple als Arbeitgeber, sehr detailliert den Tag der Einführung, dann aber auch den stetigen Leistungsdruck und den Verfall. Es gibt einige Einblicke in die verwendeten Systeme und das Monitoring, vor allem in Zusammenhang mit der Erfassung und dem Monitoring von Leistung. Einige Regelungen wirken übertrieben hart und überraschend. So haben Mitarbeiter nur acht Minuten Klopause je Tag, inkl. Fußweg – wodurch Mitarbeiter, die einen weiteren Weg zur Toilette haben, nur einmal je Tag aufs Klo gehen können. Die Arbeit findet grundsätzlich in Großraumbüros statt, persönliche Gegenstände sind quasi verboten. Die Bezahlung liegt bei rund 1.700 Euro, wobei die Autorin fairerweise auch anmerkt, dass die Steuerbelastung in Irland deutlich unter der von Österreich oder Deutschland liegt.
Stichwort Fairness: Die Darstellungen sind größtenteils sehr unaufgeregt, wenngleich sie natürlich zu einhundert Prozent absolut subjektiv sind. Gegen Ende des Buchs nimmt die Schärfe deutlich zu. Die Autorin schildert, dass sie alle Vorfälle in der Datei „Der faule Apfel“ bereits dokumentiert, wahrscheinlich eine Grundlage für den später erscheinenden Roman. Neben gescheiterten Verbesserungsvorschlägen und unmenschlichen Führungspersonen kommen auch Tabuthemen wie Suizid auf den Plan.
Das Buch konnte mich vor allem in schriftstellerischer Hinsicht überraschen. Oft sind derartige Bücher, die nicht direkt von gelernten Schriftstellern stammen, sehr schwer zu lesen. Apple Intern ist hier eine erfreuliche Ausnahme. Das Buch ist einfach und klar geschrieben, liest sich schnell und ist durchaus kurzweilig. Gegen Ende kommt auch ein wenig Spannung auf, selbst wenn es durch den Untertitel des Romans ohnedies schon klar ist. Zur Auflockerung gibt es auch die eine oder andere Anekdote über die der Leser schmunzeln kann – so werden ab und an auch sprachliche Probleme zwischen Österreichisch und Deutsch thematisiert. Ein Humor, der mich als Wiener in meinem deutschen Journalistenumfeld jeden Tag auch betrifft.
Natürlich wurde auch Apple von einigen (lokalen) Zeitungen und Journalisten mit den Inhalten des Buchs konfrontiert, auch Frau Kickl hat sich als Mitarbeiterin noch direkt an Apple gewandt. Apple reagiert aber gewohnt gelassen. Der Konzern verweist auf die Studie zur Mitarbeiterzufriedenheit – wie passend, nachdem das Buch den permanenten Verweis auf Zahlen kritisiert -, diese soll in Irland besonders hoch sein.
Daniela Kickl liefert mit Apple Intern eine interessante und möglichst unaufgeregte Darstellung der internen Abläufe bei Apple ab. Das Buch handelt von großen Erwartungen, die durch die Realität nach und nach zerstört werden. Viele Themen sind zwar traurig, aber leider quasi marktüblich. Großraumbüros, Arbeit im Akkord, keine Urlaube rund um Spitzenzeiten (wie einen iPhone Release) und die irrige Vorstellung, aus der Hotline heraus wirklich Karriere machen zu können, klingen zumindest nicht nach Apple-Spezifika.
Zugegeben, wirklich viel Neues bietet der Roman für mich – als Journalist, der immer wieder auch in diese Richtung recherchiert – nicht, als Redakteur bei Apfeltalk befasse ich mich wahrscheinlich aber auch weit mehr mit Apple als dies üblich wäre. Trotz des technischen Hintergrunds der Autorin ist das Buch gut geschrieben und lässt sich schnell und angenehm lesen. Anders als geplant, habe ich es an einem Abend, ohne Pause, direkt durchgelesen. Die Länge ist mit 288 Seiten genau richtig. Das Buch kann direkt auf Amazon erworben werden.
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