Was die Auswahl an Smartwatches betrifft, sind wir iOS-Nutzer durchaus begrenzt. Apple bietet die Apple Watch an und das war’s dann – oder? Nicht so ganz. Viele andere Hersteller bieten mittlerweile auch iOS Support an. Wir haben zwei neue Modelle der TicWatch ausprobiert.
Der Support für Modelle über den Apple-Kosmos hinaus wächst immer weiter. Während Sportuhren schon vor der Einführung der neumodernen smarten Uhren kompatibel waren, hat Samsung mittlerweile den Support für seine Uhren mit Tizen nachgereicht. Ein wesentlich größerer Schritt war jener von Google – dank Wear OS sind jetzt auch alle Android-Wear-Modelle mit iOS kompatibel.
Diesen Umstand macht sich beispielsweise Mobvoi mit der TicWatch zunutze. Wir haben hier schon die TicWatch Pro getestet. Anfang Januar hat der Hersteller zwei neue Modelle präsentiert, sie sind ab heute erhältlich – und wir haben sie bereits ausprobiert.
Rein optisch sehen sich die beiden Modelle sehr ähnlich. Beide verfügen über ein rundes Display mit 400 x 400 Pixel, das Gehäuse besteht aus Polycarbon, das austauschbare Armband aus Silikon. Alle Teile wirken sehr hochwertig und sind gut verarbeitet. Die beiliegenden Armbänder sind leider sehr anfällig für Staub und Fusseln, lassen sich aber ohne Probleme wieder reinigen.
Sehen wir vorerst von der Einrichtung und den betriebssystemspezifischen Punkten ab, so bieten die Uhren in der Anwendung keinen Raum für Kritik. Es stehen viele Zifferblätter zur Verfügung, weitere können nachinstalliert werden, hier ist Platz für jeden Geschmack. Im Unterschied zu watchOS können auch neue Designs von Drittherstellern installiert werden – Mobvoi selbst bietet ebenfalls eigene an.
Die Uhren arbeiten schnell und zügig, das gilt nicht nur für das System an sich, sondern auch für die Sensoren. Workouts werden schnell und zügig gestartet. Der GPS Sensor ist genau, selbiges kann ich von dem Pulssensor sagen. Im Vergleich zur Apple Watch ist der Puls immer leicht niedriger (konstant fünf Schläge). Nach reiflichen Tests vertraue ich hier der Uhr von Mobvoi mehr, der dort gemessene Puls liegt genau auf dem Niveau meines Polar OH1 Oberarmsensors. Der GPS Fix dauert etwas länger, offenbar greift die Uhr hier nicht auf die GPS-Datenbank des iPhones zu, das ist aber kein nennenswertes Problem. Auf einer genau vermessenen 10 km Strecke misst die Uhr 10,02 km – ein gutes Ergebnis. Im Vergleich: Die Apple Watch lieferte hier 9,98 km – etwas ärgerlich, wenn man seine 10 km Medaille erreichen will.
Mir war von Anfang an eines klar: Android Wear hat unter iOS natürlich einige Einschränkungen. Während meines letzten Tests war ich bereits überrascht, denn die Einschränkungen fielen geringer aus, als ich erwartet hatte. Die Uhr zeigt alle gewünschten Benachrichtigungen, selbst iMessage Nachrichten werden angezeigt – es kann aber nicht geantwortet werden.
Apps für die Uhr werden über die Wear OS App auf dem iPhone oder auf der Uhr direkt installiert. Hier gibt es eine breite Auswahl – von den üblichen Produktivitätsapps bis hin zu einer großen Anzahl von Fitnessapps. Diese sind, auch ohne verbundenem Smartphone, autonom auf der Uhr einsetzbar.
Am Ende sind die Einschränkungen nur marginal. Es gibt kein Siri und kein HomeKit, natürlich ist auch die einfache Koppelung mit AirPods nicht möglich. Dafür ist das System wesentlich offener. Podcasts sind unter Android bereits wesentlich länger verfügbar als unter watchOS, es gibt auch diverse Offline-Player für Musik. Spotify Offline ist leider auch nicht verfügbar, aktuell bieten diese Funktion nur die Uhren von Samsung und manche Modelle von Garmin.
Das größte Plus ist die gestiegene Akkulaufzeit. Ein 50-Minuten-Lauf über 10 Kilometer mit GPS und Musik über Bluetooth benötigte im Test zwischen 15 und 20 Prozent Akku. Ansonsten kommt die Uhr gut über den Tag. Das war bei dem von uns getesteten vorherigen Modell nicht der Fall.
Zudem erkennt die Uhr jetzt Workouts automatisch, kein besonders neues Feature. Wesentliche Verbesserung gibt es beim Schwimmen, so werden nahtlos Schwimmzüge, Runden und Bahnen gemessen.
Die beiden Modelle unterscheiden sich nur wenig. Beide Uhren setzen im Wesentlichen auf die gleiche Hardware. Das teurere der beiden Modelle kommt mit einem etwas ausgefalleneren Armband daher. Einen erheblichen Unterschied gibt es jedoch: die Stabilität. Die TicWatch S2 erfüllt den Militärstandard 810G und ist damit deutlich stabiler.
Android-Wear-Uhren werden unter iOS langsam aber doch erwachsen. Abgesehen von sehr Apple spezifischen Funktionen lassen sich Uhren mit dem Google Betriebssystem ohne große Probleme auch mit iOS einsetzen.
Dabei sind die TicWatch E2 und die etwas teurere TicWatch S2 zwei interessante Kandidaten. Die günstigen Uhren können sich in Sachen Leistung durchaus sehen lassen, am Ende fehlen mir nur NFC (für Bezahldienste) und ein integrierter Lautsprecher (für Telefonate). Ansonsten bieten beide Uhren ein interessantes Gesamtpaket für einen sehr guten Preis.
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