Tablets sind nichts Neues, auch E-Book-Reader kennen wir schon lange. Selbst auf Displays digitale Notizen anlegen zu können, ist längst zum Standard geworden – doch all diese Komponenten in einem Gerät vereint, ist eine Innovation. Wir haben das reMarkable Paper Tablet ausprobiert.
Alles startete wie so oft im Crowdfunding. Das Paper Tablet konnte sich auf Kickstarter erfolgreich seine Finanzierung sichern, seit einiger Zeit ist das Gerät direkt ohne Vorbestellung verfügbar. Das reMarkable möchte mehr sein, als ein klassisches Tablet, kann dabei aber deutlich weniger. Dementsprechend ist es nicht besonders einfach, Neueinsteigern das Gerät wirklich treffend zu beschreiben.
Im Wesentlichen handelt es sich um einen großen E-Book-Reader. Mit 10 Zoll Display ist die sichtbare Diagonale deutlich größer als bei vergleichbaren Mitbewerbern, beispielsweise dem Kindle. Das Display ist indes aber nicht beleuchtet, ein Vorteil, den die Konkurrenz in diesem Segment häufig zu bieten hat.
Eingaben erfolgen via Touchscreen – doch wozu Eingaben? Hier beginnt das wahre Alleinstellungsmerkmal. Das reMarkable möchte sich als digitalen Block verstehen. Im Lieferumfang ist ein Stylus enthalten, mit dem auf dem E-Ink-Display des Tablets auch geschrieben werden kann. Zudem lockt die Hardware mit einer guten App und einigen Services, wie einer angeblich wirklich guten Handschrift-Erkennung. Ob das Tablet im Test hält, was es verspricht?
In Sachen Design haben sich die Macher des Tablets große Mühe gegeben und wollen ein „Premium-Gefühl“ vermitteln, das zeigt bereits die Verpackung. Das Produkt wird in einem großen Karton geliefert, darauf sehen wir das Tablet, das mit „Better Paper, Better Thinking“ unmittelbar für sich selbst wirbt. Beim ersten Öffnen sehen wir dann das Tablet und den Stift, im Lieferumfang befinden sich außerdem noch ein Micro-USB-Kabel sowie zusätzliche Stiftspitzen. Eine Tasche ist nicht enthalten.
Die Front des Tablets besteht größtenteils aus dem E-Ink-Display, an dem unteren breiten Rand finden wir drei Tasten für die Navigation. Die Rückseite ist fast vollständig aus Aluminium gefertigt. Das Tablet liegt gut in der Hand und ist hochwertig verarbeitet, trotz seiner Größe ist es vergleichsweise leicht.
Die Erstinstallation ist überraschend einfach. Das Tablet begrüßt den Nutzer gleich mit dem Hinweis auf den Power-Button, danach führt das Tablet den Nutzer locker durch den Einrichtungsprozess. Im Zuge dessen wird auch das Konto für den my.remarkable Dienst erstellt, der Service, mit dem der Sync zwischen Tablet und App erfolgt. Dazu kommen wir später noch.
Nach dem kurzen Einrichtungsprozess wird dann auch gleich ein Update eingespielt, sofern verfügbar. Hierfür benötigt ihr eine WLAN-Verbindung – das trifft auch auf die meisten anderen erweiterten Funktionen des Tablets zu.
Das Display löst mit 10,3 Zoll auf, das entspricht nicht ganz der Größe eines DIN A4 Blattes. Viele Inhalte werden dementsprechend skaliert, vor allem PDF-Dateien, die Inhalte sind dennoch ohne Probleme zu lesen.
Die Auflösung liegt bei 228 dpi, gut genug, um auch „das Kleingedruckte“ gut erkennen zu können. Die Technik für den Digitizer stammt von Wacom, im Test klappen auch andere Wacom-Projekte ohne Probleme. Dabei wird ebenso der Druck oder die Neigung erkannt, sodass ihr unterschiedliche Schriftstärken oder Schattierungen mit dem Stift erreichen könnt.
Der Akku ist überraschend groß, das gilt auch bei der Verwendung als Zeichenblock. In meinem Test reichten 10 Prozent Akku für etwa 2 Stunden am Stück zeichnen. Im reinen E-Book-Reader-Betrieb reicht der Akku für etwa 2.500 Seiten umblättern. Wie immer gilt: Ein E-Ink-Display benötigt nur Strom zum Umblättern einer Seite, dementsprechend wird die Akkulaufzeit in gelesenen Seiten bzw. in Umblättern angegeben.
Grundlegend beherrscht das Tablet drei unterschiedliche Disziplinen. Es kann E-Books im EPUB-Format anzeigen, PDF-Dokumente können annotiert oder eigene Notizen ohne Vorlage erstellt werden.
Der Homescreen bietet eine Übersicht über die zuletzt geöffneten Dokumente an, egal welcher Art. Zudem können die Inhalte in Ordnern organisiert und sogenannte „Quick Sheets“ aka schnelle Notizen angelegt werden.
In Sachen E-Book-Reader liefert das Tablet gewohnte Performance ab. Der Wechsel durch die Seiten verläuft größtenteils reibungslos, dabei lädt der Reader die nächsten Seiten jeweils vor. Wer unüblich schnell wechselt, muss kleine Wartezeiten in Kauf nehmen. Die Schriftgröße und Schriftart lassen sich ohne Probleme verändern, hierbei wird das Buch aber neu gesendet, was mit einer nicht ganz unerheblichen Wartezeit verbunden ist. Geblättert wird ausschließlich mit den Tasten, wie bereits angesprochen gibt es keine Hintergrundbeleuchtung – im Zweifel müsst ihr also eure Leselampe einschalten.
Kommen wir zur Kernkompetenz, dem Schreiben oder Zeichnen auf dem Tablet. Hier kann ich ohne Übertreibung sagen: Das Gefühl unterscheidet sich erheblich von dem Schreiben auf einem klassischen Tablet, es ist erheblich besser. Es ist nahezu identisch mit dem Gefühl, auf Papier zu schreiben. Der Stift ist gut gestaltet, liegt angenehm in der Hand, hauptsächlich trägt aber das leicht angeraute Display dazu bei. Damit fühlt sich das reMarkable fast wie echtes Papier an.
Ich habe unzählige Stifte und auch Displayschutzfolien in den letzten Jahren auf dem iPad (Pro) getestet, so auch hier die Folie von Paperlike, keine kam dem Gefühl von echtem Papier so nahe wie das reMarkable. Im Vorfeld war ich sehr skeptisch – E-Ink-Displays neigen zu erheblichen Verzögerungen und einem störenden Nachzieh-Effekt, die Entwickler haben das Problem aber offenbar in den Griff bekommen. So zieht der Stift nahezu nicht nach.
Besonders beeindruckend ist die Texterkennung, diese hat der Hersteller erst Ende letzten Jahres nachgerüstet. Schön, dass es auch nach dem Erfolg auf Kickstarter noch erhebliche Updates gibt. Die Texterkennung ist in einigen Sprachen verfügbar, darunter auch Deutsch, und gleicht ebenfalls nichts, was ich bisher geschrieben habe. Egal wie hässlich ich schreibe, das reMarkable kann meine Handschrift perfekt in digitale Maschinenschrift übersetzen.
Ein praktisches Detail versteckt sich in den Einstellungen: Das Tablet bietet auch diverse Vorlagen an. Von der Checkliste bis hin zum Kalender oder der täglichen Agenda, für alles gibt es passende Vorlagen. So ist das reMarkable nicht nur der digitale Notizblock, sondern vielmehr das perfekte Universalpapier für alle Anlässe.
Die angefertigten Texte können in diversen Formaten – beispielsweise als Bild oder PDF – direkt über das Tablet via E-Mail geteilt werden. Zudem stehen die Inhalte in der App zur Verfügung.
Stichwort App: Die passende Companion-App gibt es für iOS und Android, ebenso könnt ihr euch auch im Web in euren Account einloggen. Dort seht ihr jeweils eure Dokumente und könnt neue Dokumente an euren reMarkable übertragen. Das funktioniert auch unter iOS über das Sharesheet.
Die App ist übersichtlich und einfach gestaltet, sie orientiert sich an dem Menü des reMarkable. Am Ende fehlt hier aber noch etwas „Polish“, vor allem was das Teilen von Inhalten aus der App an andere Anwendungen betrifft.
Abmessungen: 17,7 cm x 25,7 cm x 0,7 cm
Gewicht: 356 Gramm
Displaygröße: 10,3 Zoll
Auflösung: 1404 x 1872 Pixel (226 DPI) bei 16 Graustufen
Wer auf der Suche nach einem digitalen Notizblock mit vielseitigen Einsatzmöglichkeiten und noch dazu guter Texterkennung ist, wird das reMarkable lieben. Der Hersteller gibt sich große Mühe, die Funktionen sukzessive zu verbessern, so treffen viele Kritikpunkte von früheren Tests heute nicht mehr zu. Auch als großer E-Book-Reader ist das Paper Tablet bestens geeignet.
Am Ende hat die Technik aber auch einen markanten Preis – das Tablet wird ausschließlich über den Hersteller selbst vertrieben und für 599 Euro im Online-Shop angeboten. Dafür gibt es kostenlosen Express-Versand und die Möglichkeit, das Tablet innerhalb von 30 Tagen kostenlos, ohne Angabe von Gründen, zurückzugeben.
Passende Schutzhüllen bietet der Hersteller ebenfalls an, diese sind aber fast ungebührlich teuer. Hier empfehle ich die Anschaffung einer x-beliebigen Schutzhülle auf Amazon, diese sind deutlich günstiger.
Am Ende noch die gute Nachricht: Ich habe einen persönlichen Empfehlungslink für euch, mit diesem erhaltet ihr 85 Euro Rabatt. Der Preis ist mit 514 Euro dann zwar immer noch äußerst hoch, bei der verbauten Technik aber leider angemessen.
Ein rein persönlicher Eindruck zum Ende: Ich habe kein Testprodukt von reMarkable erhalten, sondern mein Tablet auch selbst bezahlt – und bereue den Kauf nicht. Wir haben auch schon bei Apfeltalk Live! zum Thema Profis am iPad Teil 2 über das Tablet gesprochen.
reMarkable bietet aktuell selbst 100 Euro Rabatt auf sein Tablet an – der Empfehlungslink mit dem ihr 85 Euro Rabatt erhaltet gilt aber weiterhin. Damit drückt ihr den Preis des Papertablets auf 414 Euro – ein wirklich gutes Angebot! Nach Rückmeldungen: bei einigen Lesern scheinen die Aktionen nicht kombinierbar. Bei Anderen offenbar schon.
Hier auch noch das Video zu dem reMarkable Paper Tablet, direkt vom Hersteller.
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