Vor wenigen Tagen berichteten wir vom beliebten iOS-Adblocker Crystal, der mit einem baldigen Update eine Funktion einführen will, mit der „akzeptable“ Werbeanzeigen durchgeschleust werden sollen. Für die Durchleitung der Werbeanzeigen arbeitet der Entwickler von Crystal mit der Eyeo GmbH, dem Unternehmen hinter der Browsererweiterung Adblock Plus, zusammen. Nun wurde bekannt, dass der größte Konkurrent von Adblock Plus ebenfalls mit Eyeo ins Boot steigt – AdBlock.
Adblock Plus hat nach eigenen Angaben 40 bis 50 Millionen Nutzer, die bisher nicht damit verwandte Browsererweiterung AdBlock kommt ebenfalls auf gut 50 Millionen Nutzer. Insgesamt kann Eyeo damit alleine mit seinen Desktop-Browsererweiterungen knapp 100 Millionen Nutzer vorweisen – ein gutes Argument für Verhandlungen mit der Werbebranche. Denn um in die Whitelist der „akzeptablen“ Werbungen aufgenommen zu werden, die anschließend trotz installiertem Adblocker angezeigt werden, müssen größere Firmen wie Google, Microsoft oder Amazon bares Geld bezahlen.
Google alleine soll dafür 25 Millionen Dollar ausgegeben haben. Eyeo argumentiert, dass die Verwaltung der Whitelist nunmal Kosten verursache. Die Werbebranche hält das Geschäftsmodell der Eyeo GmbH hingegen für Erpressung. Nach verschiedenen Berichten, in denen die Geschäfte von Adblock Plus und der Eyeo GmbH aufgedeckt wurden, kam auch der deutsche Blogger Sascha Pallenberg zum Schluss, dass es sich nicht um einen Werbeblocker sondern um ein „mafiöses Werbenetzwerk“ handle.
Denn größere Werbeanbieter müssen nicht nur für die Werbeplätze auf Webseiten bezahlen, sondern zusätzlich auch für die Aufnahme in die Whitelist. Eyeo hingegen vergütet seine Partner, wie Crystal oder nun AdBlock, mit einem monatlichen Betrag für das Durchschleusen der Whitelist-Werbungen. Sowohl in Crystal als auch bei AdBlock kann die Anzeige der akzeptablen Werbungen (das „Acceptable Ads Programm“) aber auch abgeschaltet werden. Trotzdem sind viele Nutzer verärgert und vertrauen den Entwicklern nicht mehr.
Eyeo möchte in Zukunft jedoch transparenter agieren und die Kriterien für akzeptable Werbungen von einem „unabhängigen Gremium“ entwickeln lassen. Die Kollegen bei MobileGeeks haben trotzdem Bedenken. Die Eyeo GmbH bzw. deren Gründer seien in der Vergangenheit schon oft mit gefälschten Identitäten und angeblich unabhängigen Internetseiten aufgetreten, um den Nutzern eine nicht vorhandene Transparenz vorzugaukeln.
Michael Grundlach, Gründer von AdBlock-Entwickler Betafish, gab an, dass das unabhängige Gremium eine Voraussetzung für den nun akzeptierten Deal war. Er habe Bedenken gehabt, dass die Werbekunden von Eyeo sonst zu großen Einfluss auf diese Kriterien hätten. Grundlach ist inzwischen aus dem Unternehmen ausgeschieden und Betafish wurde an einen unbekannten Investor verkauft.
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Vielen Dank an @landplage für den Hinweis!
Via Heise Online, MobileGeeks