Amazon plant offenbar den Verkauf von konkurrierenden Streaming-Geräten, die das Video-on-Demand-Angebot des Unternehmens nur bedingt unterstützen, mit Ende Oktober einzustellen. Betroffen ist neben dem Apple TV auch der Chromecast von Google. Dies geht aus einer E-Mail hervor, die Amazon seinen Marketplace-Verkäufern zukommen hat lassen. Darin heißt es, dass Amazon keine neuen Einträge für diese Geräte annehmen wird und vorhandener Lagerbestand nur noch bis 29. Oktober verkauft werden kann.
Nicht ganz klar ist, ob diese Regelung nur Marketplace-Verkäufer oder auch tatsächlich Angebote von Amazon selbst betrifft und ob sie in allen Ländern, in denen Amazon vertreten ist, umgesetzt wird. Webseiten wie BloombergBusiness gehen offenbar jedoch davon aus, dass Amazon den Verkauf von Apple TV und Chromecast einstellen wird. In der E-Mail heißt es dazu, dass diese Geräte mit Prime Instant Video nicht „gut interagieren“ würden. Apple TV kann nicht direkt auf das Video-on-Demand-Angebot zurückgreifen, lediglich die Wiedergabe über AirPlay ist möglich.
„Über die letzten drei Jahre ist Prime Video ein wichtiger Bestandteil von Prime geworden“, so Amazon in der E-Mail. „Es ist wichtig, dass die Streaming-Geräte, die wir verkaufen, gut mit Prime Video zusammenarbeiten, um Verwirrungen bei Kunden vorzubeugen.“ Für Analysten wie Michael Pachter ist das jedoch nur eine sehr schlechte Erklärung. „Weniger als 20 Prozent der Amazon-Kunden sind Prime-Mitglieder. Was ist mit den 80 Prozent, die einen Apple TV wollen um Netflix zu streamen?“
Die Vermutung liegt nahe, dass Amazon über die Einstellung des Verkaufs von Apple TV und Chromecast seine eigenen Hardware-Verkäufe ankurbeln möchte. Immerhin ist der Fire TV Stick bereits jetzt das erfolgreichste Hardware-Produkt der Marke Amazon. Experten gehen davon aus, dass Amazon mit diesem Schritt aber nicht nur Apple und Google, sondern auch sich selbst schade. „Als Händler will ich den Leuten einen Grund geben, zu mir zu kommen. Wenn ich gut gehende Marken aus dem Angebot nehme, nehme ich ihnen diese Gründe weg“, erklärt Barbara Kraus von ParksAssociates.
Es kann nur spekuliert werden, ob die fehlende Unterstützung von Prime Instant Video am Apple TV an Amazon, die keine App für das Apple-Gerät entwickeln möchten, oder an Apple, die den Konkurrenten bisher nicht auf seine Streaming-Box lassen wollten, liegt. Dass Apple prinzipiell keine Vorbehalte gegenüber Video-on-Demand-Diensten hat, zeigt sich unter anderem an der Verfügbarkeit von Netflix. Prime Instant Video ist jedoch auch nicht für den Google Chromecast erhältlich – einer deutlich offeneren Plattform, die von der Amazon-App aber nicht unterstützt wird.
Interessant wird sein, ob durch die Veröffentlichung des neuen Apple TV Ende Oktober die Karten neu gemischt werden. Apple wird künftig einen offiziellen App Store anbieten, für Amazon wäre es wohl prinzipiell möglich, seine iOS-App für tvOS zu portieren – und auch Apple wird kaum etwas einzuwenden haben. Ob das auch passieren wird, ist jedoch unklar. Apfeltalk hat bereits vor mehreren Wochen bezüglich einer tvOS-App für Prime Instant Video bei Amazon nachgehakt, beantworten konnte man uns unsere Frage jedoch nicht.
Artikelbild von Brian Wilkins (flickr), bestimmte Rechte vorbehalten
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