Große Aufregung herrscht heute in den weltweiten Tech-Blogs. Darin heißt es, dass Apple die Produktion des iPhone X bereits im Sommer einstellen werde. Die Meldungen gehen allesamt auf einen Bericht des anerkannten Apple-Analysten Ming-Chi Kuo zurück, den auch wir schon oft zitiert haben. Jener Bericht wird teilweise jedoch verzerrt oder falsch wiedergegeben. Denn in einigen Meldungen heißt es, Apple stelle das iPhone X aufgrund der Verkaufszahlen ein, die niedriger als bisher erwartet ausfallen.
Diese Verbindung stellt Kuo in seinem Bericht aber gar nicht her. Tatsächlich schreibt Kuo, dass er die Verkaufsprognosen für das iPhone X nach unten korrigiert – auf 18 Millionen Geräte im ersten Quartal und 13 Millionen Geräte im zweiten Quartal. Bislang ging man noch von 20–30 bzw. 15–20 Millionen verkauften iPhone X aus. Kuo erwartet außerdem, dass Apple das iPhone X im Sommer einstellen wird. 62 statt wie bisher erwartet 80 Millionen Geräte sollen dann insgesamt vom iPhone X verkauft worden sein.
Zwei getrennte Prognosen also, die in einigen Meldungen in kausalen Zusammenhang gebracht worden sind. Kuo klärt das in einem weiteren Bericht sogar auf. „Das iPhone X würde dem Markenwert und dem Lineup der neuen Modelle im zweiten Halbjahr 2018 schaden, wenn es nach deren Veröffentlichung weiterhin zu einem niedrigeren Preis verkauft wird“, so Kuo. Er begründet dies damit, dass Funktionen wie OLED und 3D-Sensoren den hochpreisigen Modellen vorbehalten bleiben.
Zudem würde ein günstiges iPhone X den Verkaufszahlen eines neuen LCD-iPhones mit 6,1″-Bildschirm schaden. Insgesamt geht Kuo ja davon aus, dass Apple in diesem Herbst drei neue iPhone-Modelle präsentieren wird. In der Pipeline sollen sich zwei Nachfolger des iPhone X befinden – einmal als „normales“ Modell mit 5,8″-Bildschirm und einmal als Plus-Variante mit 6,5″-Display. Außerdem soll Apple ein neues LCD-iPhone mit 6,1″-Bildschirm planen, jedoch ebenfalls mit FaceID und „Notch“ in der oberen Displaymitte.
Und die niedriger als erwarteten Verkaufszahlen für das iPhone X? Kuo begründet diese u. a. mit der niedrigeren Nachfrage in China. Er nennt zwei Motive: Während in China Ende 2016 noch im Durchschnitt alle 14 bis 16 Monate auf ein neues Smartphone gewechselt wurde, soll das Ende 2017 nur noch alle 24 bis 26 Monate der Fall sein. Zudem achte man in China vor allem auf große Displays. Da viele chinesische Apps noch nicht für das iPhone X angepasst seien, biete das iPhone X für viele aufgrund der „Notch“ ein zu kleines Display.
Trotz der nach unten korrigierten iPhone-X-Nachfrage geht Kuo übrigens davon aus, dass die iPhone-Verkäufe im ersten Halbjahr 2018 stabil bleiben oder zumindest leicht anwachsen. Er beziffert das erwartete Wachstum mit 0–5 Prozent. Im zweiten Halbjahr soll das neue iPhone-Lineup die Verkäufe dann deutlich ankurbeln – auch durch das neue LCD-iPhone, das ein preiswerteres Fullscreen-Design bieten soll als das iPhone X. Kuo erwartet einen sogenannten „Super-Cycle“, also den Umstieg vieler iPhone-Kunden auf ein neues Modell.
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