Die Aufregung war groß als bekannt wurde, dass das neue MacBook Pro in der stärkeren Ausführung saftige 3.200 Euro kostet, keine alten USB-Anschlüsse und keinen SD-Kartenleser bietet. Das MacBook Pro richtet sich definitiv an professionelle Anwender. Anwender die das Gerät entweder vom Dienstgeber bezahlt bekommen sollten oder den Kaufpreis steuerlich geltend machen können. Der klassische Consumer wird mit einem anderen Produkt bedient: Dem iPad.
Ein Gastkommentar des ehemaligem Redakteurs und Apfeltalk-Nutzers @vcr80.
Mit dem iPad kann man Dank einer Version von Microsoft Office, Apple iWork und Google Docs viele (Home-)Office-Aufgaben lösen. Man kann durch Programme wie Coda oder Pythonista auf dem iPad programmieren und Bildbearbeitung ist mit Pixelmator möglich. Einfache Videoprojekte sind mit iMovie realisierbar. Man kann mit dem iPad auch Videos streamen, Musik hören, Fotos verwalten, ein Haushaltsbuch führen und Bücher lesen. Es sollten alle Wünsche von durchschnittlichen Anwendern also abgedeckt sein.
Professionelle Anwender die mit Programmen wie Photoshop, Logic oder Final Cut arbeiten müssen oder wollen, die sollten auch das Geld haben, in ein ordentliches Arbeitswerkzeug zu investieren. Der Schmied kauft auch keinen Amboss aus Ton sondern aus Stahl. Semi-professionellen Anwendern steht es frei, sich auf dem Windows-Markt nach einem, für ihre Ansprüche gerechten Computer umzusehen, wenn sie (verständlicherweise) nicht dazu bereit sind, für ihr Hobby solche Summen an Geld in die Hand zu nehmen.
Die neuen Surface Produkte sehen beeindruckend aus und werfen die Frage auf, warum man als Mensch in einem Kreativberuf nicht Windows verwenden sollte. Photoshop, Premiere und Lightroom laufen auf beiden Systemen. iOS-Apps zu entwickeln setzt nicht zwangsläufig Xcode voraus.
Technologie entwickelt sich unaufhaltsam weiter. Der aktuelle USB-A-Anschluss ist veraltet. USB-C ist die Zukunft. Das weiß Apple und das wissen auch Smartphone-Hersteller. Apple zieht in Richtung Zukunft davon. Bedenkt man, dass das aktuelle MacBook Pro das erste Hardware-Update seit über 500 Tagen ist, so muss man eingestehen, dass sich der Technologiemarkt beim nächsten Update wieder gewandelt haben wird. USB-C wird zu diesem Zeitpunkt ein weit verbreiteter Standard sein.
Brauchen professionelle Anwender einen SD-Kartenslot in einem Mobilgerät? Ich weiß es nicht, denke aber, dass Fotografen, die man am ehesten mit einem SD-Kartenslot in Verbindung bringt, oft per Tethering Fotos live in ihre Lightroom-Bibliothek übertragen.
Ist das neue MacBook eine Bereicherung für den Consumer-Markt? Nein, davon will es sich aber denke ich auch deutlich abgrenzen. Ist es eine Bereicherung für den Profi-Markt? Ein fälliges Update vielleicht, aber keine Bereicherung. Die Leistungssprünge sind nicht mehr so gigantisch wie sie einst waren, als damit noch jährliche (oder schnellere) Updates gerechtfertigt werden konnten.
Doch, muss es wirklich Apple sein? Ich nutze gerne Apple-Produkte. Sie sind hervorragend miteinander verbunden. Mit etwas Aufwand ist eine Konnektivität der klassischen Synchronisationsdaten auch mit anderen Konten wie Outlook oder Gmail realisierbar. Doch im Jahr 2016 reicht das nicht mehr. Heute leben wir in technologischen Ökosystemen, denen man sich nur schwer entziehen kann. Was nützt mir ein Apple-Computer mit iCloud, wenn ich ein Windows Phone habe? Oder warum sollte ich auf Features wie Hand Off verzichten und mir zu meinem Mac ein Android-Gerät kaufen?
Die Kundenbindung im Consumer-Bereich passiert heute auf einer anderen Ebene als früher. Leistung zählt nicht mehr so viel wie damals. Es zählen Lifestyle und Einbindung in bestehende Ökosysteme. Das macht Apple hervorragend. Microsoft hat das mit den Windows Phones ziemlich in den Sand gesetzt. Die Surface-Produkte sind die logische und gelungene Entwicklung.
Wie gesagt: Ob das MacBook Pro ein Erfolg wird oder nicht, hängt von den Vorlieben des professionellen Kunden ab und davon, wie schnell es sich durchsetzen wird, dass Laptops und Standcomputer für den viel besungenen Ottonormalverbraucher nicht mehr von Interesse sind und Tablets nicht mehr „zusätzlich” zum Computer angeschafft werden sondern stattdessen.
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