Bis vor wenigen Jahren wurden TV-Geräte – glaubte man den Herstellern – immer schlauer. Ausgestattet mit zahllosen Apps konnte man am Fernsehgerät alles machen, was bisher nur auf dem Tablett oder dem Smartphone ging. So zumindest wurde es den Kunden verkauft. Der Zenit der smarten Fernseher ist überschritten. Fünf Gründe warum Fernseher nicht mehr smart sein werden.
Der koreanische Hersteller Samsung hat angekündigt, künftig auf eine 3D-Funktion in seinen Geräten zu verzichten. Das ist das Todesurteil für 3D im Wohnzimmer, denn andere Hersteller werden sicher nachziehen. Der Markt ist nie richtig in Gang gekommen und trotz einiger Versuche, auf die bisher obligatorische Brille zu verzichten, konnte sich 3D im Wohnzimmer nicht etablieren. Zugegeben 3D ist sicher nicht eine der wichtigsten Smart-TV-Funktionen. Im Grunde ist sie gar nicht smart, hat aber dennoch den Markt für smarte TV-Geräte vorbereitet. Mit dem Ende von 3D auf dem Fernseher ist auch das Ende von Smart-TVs möglich.
Auf dem frisch aufgestellten Fernseher zieren zahllose Mediatheken und News-Apps den Bildschirm. Beim einen Hersteller gibt’s dann die ARD-Mediathek, beim anderen Hersteller das ZDF und wenn man Glück hat, bei beiden Arte. Dazu kommen viele Werbe-Apps von Unternehmen. Natürlich sind auch oft Netflix, Watchever, Youtube und Amazon Prime dabei. Man vermisst aber gute Spiele oder gut gemachte Hilfen für den Alltag, wie wir sie alle von unseren Smartphones kennen. Der Grund dafür liegt auf der Hand. Mit den Apps auf den unterschiedlichen TV Geräten lässt sich kein Geld verdienen. Sie sind auf dem Gerät vorinstalliert oder werden bei der Installation geladen. Vermutlich müssen sie für jede TV-Plattform neu entwickelt oder zumindest stark angepasst werden. Das können sich eben nur die großen Firmen wie Netflix und Amazon leisten. Auch wird niemand auf die Idee kommen, seine tolle neue App-Idee zuerst auf einem Smart-TV zu veröffentlichen. Man könnte fast annehmen, dass die Hersteller die Apps-Produzenten bezahlen müssen, damit sich was bewegt. Und selbst etablierte Dienste wie Skype wird es künftig nicht mehr als TV-Geräte-App geben.
Selbst wenn man gewillt ist, eine App für ein TV-Gerät zu entwickeln und sich mit den entsprechenden Anforderungen auseinandersetzt, stößt man auf Grenzen. Die Performance der TV-Geräte im Bereich Anwendungen lässt in vielen Fällen zu Wünschen übrig. Die verbauten CPUs und Speicherplatz hinken in der Regel ihren Brüdern im Smartphone hinterher, was man im Übrigen auch von den verwendeten User-Interfaces sagen kann. Hat sich bei Smartphones – auch über Betriebssystemgrenzen hinweg – eine Art Standard (zumindest ein kleiner) für Benutzeroberflächen gebildet, fühlt man sich bei Smart TVs wie in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts, wo jeder Computerhersteller mit einer eigenen Oberfläche heraus kam (wenn überhaupt eine Oberfläche vorhanden war!)
Smarte Fernseher brauchen eine Verbindung zum Internet. In der Regel haben die meisten Geräte eine Ethernet-Buchse. Manche können auch mit einem vorhandenen WLAN verbunden werden. Der unbedarfte Anwender, der mit seinem neuen Gerät vielleicht nur Fernsehen und gelegentlich vielleicht eine der Mediatheken nutzen will, wird sich sicherlich keine Gedanken machen, was noch alles an Daten über das Netzwerk übertragen wird. So haben einige LG-Modelle den momentan aktiven TV-Kanal bzw. den Namen einer abgespielten Video-Datei an den Hersteller zurückgemeldet. Die Gründe für diese Übertragung blieben im Dunkeln. Erst auf Anfrage hat man eingeräumt, damit abgestimmte (Werbe-)Angebote darstellen zu können. Mittels eines Patches wurde diese Schnüffel-Funktion dann deaktiviert. Dieser Einzelfall ist aber exemplarisch für die Branche. Was hindert denn den nächsten Hersteller daran, seine Kunden ebenfalls auszuspionieren. Alles natürlich immer nur im Sinne eines besseren „Benutzererlebnisses“.
Der Gerätezoo im Wohnzimmer wächst unaufhaltsam. Fast jeder Streaming-Anbieter kommt mit einer eigenen Box daher und daneben gibt es zahlreiche weitere ungebundene TV-Kästchen. Auch Apple mischt seit geraumer Zeit mit dem Apple TV in diesem Markt mit. Dazu kommen dann noch der Sat- oder Kabelreceiver und ein oder mehrere Spielekonsolen. Meistens wird es schon mit den Anschlüssen am TV-Gerät eng. Der Markt kann also mit Fug und recht als extrem fragmentiert bezeichnet werden. Apps auf allen Geräten (inkl. der Spielekonsolen) machen die ganze Sache auch nicht übersichtlicher. Gerade Apple setzt jetzt auch verstärkt auf Apps am Fernseher. Mit einem entscheidenden Vorteil: Hier kann man auf eine breite Basis von Anwendungen zurückgreifen und der Anpassungsaufwand, eine App zum Beispiel von der iPad-Version auf eine Apple-TV-fähige-Version umzurüsten scheint sich in Grenzen zu halten, denn einige der populären Spiele und Anwendungen laufen bereits auf der neuen Box. Hier können die TV-Hersteller eigentlich nur das Feld räumen und ihre Geräte wieder zu dem machen, was sie eigentlich sind. Bildschirme für Inhalte von anderen.
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