Jony Ive galt seit Jahrzehnten als der kreative Kopf im Apple-Management. Am Freitag wurde sein Rückzug aus dem Unternehmen bekannt gegeben. Er wird gemeinsam mit Marc Newson ein Design-Unternehmen gründen, und Apple künftig nur noch extern beraten. Allerdings kommt der Weggang von Apple alles andere als überraschend. Schon länger wird darüber gemunkelt, wie weit Ive überhaupt noch in Designprozesse bei Apple involviert war. Ein Bericht von Mark Gurman eröffnet einen Blick hinter die Kulissen.
Nur noch zwei Tage pro Woche im Büro
Das Jahr 2015 markierte für Jony Ive offenbar eine Art Wendepunkt in seiner Tätigkeit bei Apple. Nach der Veröffentlichung der ersten Apple Watch hat er einige Verantwortlichkeiten abgegeben und sich nicht mehr um das tägliche Geschäft gekümmert. Nur noch zwei mal pro Woche soll er im Büro vorbeigeschaut haben. Viele Meetings haben in dieser Zeit stattdessen direkt in San Francisco, näher an seinem Zuhause, in den Wohnungen der Mitglieder seines Designteams oder in Hotels stattgefunden.
Rückzug soll schon lange geplant gewesen sein
Ive soll sich in San Francisco sogar ein eigenes Büro aufgebaut haben. In einem Interview zu dieser Zeit sprach er davon, dass er „sehr, sehr müde“ geworden sei. Das Jahr vor der Veröffentlichung der Apple Watch sei das schwierigste seit dem Beginn seiner Karriere bei Apple gewesen. Die Führungsfunktionen der Designteams für die Bereiche Hardware und Software haben Alan Dye und Richard Howarth übernommen. „Das war schon lange Zeit geplant“, erzählt ein Insider über den Rückzug von Jony Ive.
Angeblich schon seit Jahren wenig Input von Jony Ive
„Er war seit über 25 Jahren bei Apple, und das ist ein sehr anstrengender Job. Es waren 25 sehr angespannte Jahre für ihn und für jeden kommt irgendwann die Zeit, vom Gas zu steigen“, so der Insider weiter. Allzu viel ändern dürfte sich durch den endgültigen Rückzug von Jony Ive vorerst nicht. Apple habe schon seit Jahren mit überschaubarem Input von Ive gearbeitet, so eine dem Designteam nahestehende Person. Andere sind allerdings besorgt über die neue Führung der Designteams.
Fehlende kreative Köpfe
Evans Hankey sei zwar eine erfahrene Teamleiterin, manche vermissen nun allerdings die wahre Designer-Koryphäe in der Apple-Führungsriege. Viele Entscheidungen sollen außerhalb von Besprechungsräumen direkt zwischen Tim Cook und Jony Ive gefällt worden sein. Es ist unklar, wie sich das nun auf die Zukunft des Unternehmens auswirken wird. In den vergangene Jahren wurde zwar an der einen oder anderen Design-Schraube gedreht, wirklich bahnbrechende neue Produktdesigns liegen aber schon länger zurück.
Langjährige Mitarbeiter gehen, junge folgen nach
Der Druck auf Apple ist also hoch. Mehrere Mitarbeiter der überschaubaren Designteams haben sich in den letzten Monaten zurückgezogen. Nun wurden neue, junge Talente ins Boot geholt und das Team vergrößert. Produkte wie Augmented-Reality-Brillen sollen sich in Entwicklung befinden – ein Milliarden-Konzern auf der Suche nach dem „Next Big Thing“.
Via Bloomberg