Am 5. Oktober 2011 starb in Palo Alto der visionäre Steve Jobs. Für viele war er nur Mister iPod, Mister iPhone, aber wenige kennen den Menschen dahinter. Manche Ex-Mitarbeiter sagen: Zum Glück.
Der am 24. Februar 1955 in San Francisco geborene Steve Jobs, Sohn eines syrischen Politikstudenten und einer deutschstämmigen Amerikanerin, wurde zur Adoption freigegeben. Die Familie Jobs wurde kurz nach seiner Geburt zu seiner neuen Familie. Dieses verstörende Drama war wohl ein bestimmender Faktor für Steves ganzes Leben. Einerseits die Suche nach seiner Identität, andererseits das Gefühl sich besonders beweisen zu müssen. So konnte er bereits bei Einschulung lesen, langweilte sich und durfte eine Klasse überspringen.
Ohne die Biographie von Steve nacherzählen zu wollen, ist klar, dass die Freundschaft mit Steve Wozniak die Initialzündung für alles kommende war. Nach einem abgebrochenen Studium am Reed College, einer LSD geschwängerten Reise mit seinem Freund Dan Kottke nach Indien, wurde der Homebrew Computer Club für die beiden Steves die Inspiration für den ersten eigenen Computer.
Wir müssen uns Steve Jobs 1974 als eine stinkende Mischung aus Jesus und einem Landsteicher vorstellen. Er wusch sich teilweise wochenlang nicht, lief häufig tagelang barfuß durch die Gegend und ernährte sich ausschließlich von Früchten. Seine Erscheinung war teils so verstörend, dass sein Chef bei Atari ihn nur nachts arbeiten lies, da sich andere Kollegen wegen des beißenden Gestanks, den Steve Jobs verströmte, beschwerten. Auch menschlich war Steve teils schwer zu ertragen. Er hatte immer sein reality distortion field. In diesem nahm er selektiv wahr, was seiner Überzeugung, seiner Mission diente. Die Vaterschaft seiner Tochter Lisa stritt er konsequent ab und verweigerte jede Unterstützung von Mutter und Kind. Trotzdem gab er einem seiner Computer den Namen seiner Tochter: Lisa.
Nach der Gründung von Apple 1976, damals noch gemeinsam mit dem dritten Mann Ron Wayne, entwickelte Steve Wozniak die minimalistische Platine des Apple-1 und Steve Jobs kümmerte sich um den Vertrieb. Paul Tyrells Byte Shop nahm 50 Exemplare ab. In den kommenden Jahren zerstritt sich Steve Jobs zunehmend mit dem CEO von Apple John Sculley. Dies gipfelte darin, dass er bei der Entwicklung des Macintosh, dem ersten großen Erfolgs der Firma, „sein Team“ in einem anderen Gebäude einquartierte. Zum Zeichen des Widerstands gegen seine eigene Firma hisste er die Piratenflagge auf dem Gebäude.
Die damals visionäre Idee zum Macintosh war ein Akt geistiger Aneignung. Bei einem Besuch des Xerox Palo Alto Research Centers erlebte Steve zum ersten Mal eine grafische Benutzeroberfläche, die durch eine Maus gesteuert wurde. Gemeinsam mit seinem Freund Jef Raskin und dem Piratenteam entwickelte er den Macintosh. Dieser ist bis heute der Prototyp des Computers, wie wir ihn kennen.
Nach dem Rauswurf bei Apple gründete Jobs 1986 NeXT. Die dort entwickelte, erneut visionäre Workstation richtete sich mehr an Geschäftskunden und war genauso teuer wie erfolglos. Zwar entwickelte Tim Berners-Lee am Schweizer CERN das WorldWideWeb auf einem NeXT und objektorientiertes Programmieren wurden durch NeXT möglich. Aber 1993 verkaufte Jobs das Hardwaregeschäft an Canon, entließ 300 Mitarbeiter und konzentrierte sich nur noch auf das Betriebssystem. Im Nachhinein die richtige Entscheidung.
Parallel investierte Steve1986 fünf Millionen Dollar in Pixar, einen Teil von George Lucas Grafikabteilung und trieb deren Software RenderMan voran. Diese erst ermöglichte es Filme wie Toy Story bis aktuell Luca möglich zu machen. Pixars Börsengang nach dem Erfolg des ersten komplett computeraninmierten Film Toy Story machte Steve Jobs zum Milliardär und der Verkauf an Disney 2006 zum größten Einzelaktionär von Disney. Sechs Prozent war sein Anteil.
Nachdem Apple gegen Ende der 90er Jahre auf den Abgrund, sprich die Insolvenz, zuraste, hatte Gil Amelio, der damalige CEO, zumindest einen lichten Moment: Er kaufte NeXT für 402 Mio. US-Dollar und engagierte Steve Jobs als Berater für Apple. Damit war der Weg frei für the 2nd comming of Steve Jobs. NeXTStep, so der Name des NeXT Betriebssystems wurde Basis von Mac OS X und Steve Jobs ab 2001 erstmals CEO seines Unternehmens. Die rasche Abfolge der erfolgreichen Produkte, vom iMac über den iPod, zum iPhone und dem iPad muss hier nicht nacherzählt werden.
Doch: Vielleicht der Moment, als Steve Jobs seine wichtigste und beste Keynote hielt. 2007 stellte er das iPhone vor:
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Mehr InformationenOder einfach der Satz „You’re holding it wrong“. Dies war Steves Replik auf den Antennagate des iPhone 4:
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Mehr InformationenDa war es wieder. Das einzigartige reality distortion field.
In Summe machte Steve Jobs diesmal alles richtig. Aus dem Visionär war immer noch kein ausgeprägter Menschenfreund geworden, aber ein veritabler Geschäftsmann, der einen Konzern leiten konnte und seine Mitarbeiter über alle Grenzen motivierte.
Seine Spleens blieben. So kaufte er sich alle halbe Jahre einen neuen, völlig identischen Mercedes SL. In Kalifornien muss erst nach einem halben Jahr ein Kennzeichen am PKW angebracht werden. Also kaufte er sich eben zweimal im Jahr ein neuen Auto.
Am 21. Juli 2004 musste sich Steve Jobs einer bösartigen Inselzell-Tumor-Operation unterziehen. Bereits im Oktober 2003 wurde bei ihm Krebs diagnostiziert. Aber der Veganer, Frutarier und Buddhist Steve Jobs war zunächst davon überzeugt, dass die Ideen des deutschen Naturheilkundlers Arnold Ehret, diverse Diäten und Mittelchen, seinen Krebs besiegen könnten. Der Biograph Isacsson behauptet, dass dieses dreiviertel Jahr der Selbstexperimente mitverantwortlich für seinen frühen Tod sind. Andererseits ist es erstaunlich wie lange Steve Jobs dem Bauchspeicheldrüsenkrebs standhielt. Er arbeitete besessen am iPad, das er 2010 -teils sitzend- vorstellte.
Es folgten weitere Operationen, eine Lebertransplantation und vorübergehende Abwesenheiten bei Apple bis Steve Jobs, abgemagert und bettlägrig am 5. Oktober 2011 starb. Im Kreise seiner Familie. Heute vor zehn Jahren.
Danke Steve… für alles!
Bildquelle Wikipedia und Michael Reimann
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