Am 11. Dezember startete Apple Pay in Deutschland. An dieser Stelle möchte ich euch über meinen Alltag mit Apple Pay berichten.
Apple Pay startete in Deutschland mit einer übersichtlichen Anzahl von Banken. Insbesondere bei den Sparkassen hielt man sich damals noch sehr bedeckt, um nicht zu sagen abwehrend. Die Postbank gab gleich gar kein Statement ab. In meinem Blog-Beitrag vom Starttag habe ich mich ausführlich damit beschäftigt.
War man kein Kunde der beteiligten Banken, blieb nur die Möglichkeit, die Bank oder auf die Prepaid-Anbieter Boon oder Bunq zu wechseln. Für einen kurzen Test sicher ausreichend. Während der Nutzer bei Boon in der Tat nur eine virtuelle Karte erhält, kann Bunq mit einer echten Karte aufwarten.
Für die alltäglichen Zahlungen sind beide Dienste jedoch nicht so richtig geeignet, denn es muss immer genug Geld auf den jeweiligen Konten sein und in den kostenlosen Versionen sind keine beliebigen Apple-Pay-Zahlungen möglich.
Ich habe mich also dazu entschlossen, diesen Krücken den Rücken zu kehren. Stattdessen habe ich eine Kreditkarte bei der Hanseatic Bank bestellt, diese Visa-Karte ist Apple-Pay-fähig. Die Einrichtung war problemlos.
Nicht zur N26
Warum ich mich gegen ein Konto bei der Hipsterbank N26 entschieden habe? Leider bieten die Berliner kein Partnerkonto an. Ein vollständiger Wechsel mit meinem Girokonto (das auch meiner Frau gehört) kam also nicht infrage. Außerdem ist die Entscheidung, eine Apple-Pay-fähige Kreditkarte zu haben, aus meiner Sicht und für meine Bedürfnisse völlig ausreichend.
Mein Konto bei der Bremer Landesbank (seit einiger Zeit NordLB) habe ich trotz massiver Preiserhöhungen seitens der Bank behalten. Meine damalige Anfrage nach Apple Pay wurde belächelt. Es würde bald ein Angebot eines eigenen Zahlungssystems für den Kunden geben – darauf warte ich allerdings noch immer. Immerhin habe ich von denen eine Giro-Karte mit Drahtlos-Funktion.
Ich habe mir in diesem Fall gedacht: Lass mal den Markt entscheiden. Auch die Sparkassen (und damit dann auch die Landesbanken) werden sicher erkennen, dass man heutzutage nicht sehr viel weiterkommen wird, wenn man den Kunden Vorschriften machen will. Wie es sich nun zeigt, habe ich damit recht behalten. Warum es einen Wandel bei den Sparkassen gegeben hat, vermag ich nur zu raten, aber ganz freiwillig wird es sicher nicht passiert sein.
Alltag mit Apple Pay
Apple Pay mit Kreditkarte funktioniert in vielen Fällen sehr gut. Fast alle Geschäfte, die ein Terminal haben, akzeptieren Apple Pay. Meistens muss ich nur sagen: „Ich möchte mit Karte zahlen“. Ich habe zunächst immer mit dem iPhone bezahlt, später bin ich dann auf die Uhr umgestiegen. Mittlerweile mache ich es immer mal wieder mit dem iPhone.
Die Krönung war ein Aufenthalt in London. Dort konnte ich nicht nur überall mit Apple Pay bezahlen, sondern auch U-Bahn fahren. Es ging soweit, dass ich überhaupt kein Bargeld genutzt habe.
In London fährt man mit Apple Pay Underground. Einfach am Gate das iPhone oder die Watch an den gelben Kreis halten und beim Aussteigen wieder. Zack. ????Undenkbar im technikfeindlichen Deutschland. ??♂️
— Michael Reimann ? (@MCReim) March 10, 2019
Soweit alles gut. Interessant wird es ja nur in den Fällen, bei denen Apple Pay nicht funktioniert oder der Händler oder das Lokal nicht möchte, dass damit bezahlt wird. Oft höre ich dann, das Gerät sei kaputt oder die „Wireless-Funktion“ sei nicht aktiv. Probieren wollen sie es aber auch nicht. Was ich im Lokal noch verstehe, ist mir im Kaufhaus und Einzelhandel ein Rätsel.
Kreditkarten haben ja in Deutschland nicht so eine Stellung, wie in den USA oder anderen Ländern. Dort, wo selbst kleinste Beträge mit der Karte bezahlt werden können, ist Apple Pay auch weitverbreitet. Allerdings nicht immer so breit, wie man es glauben könnte. Es ist des Öfteren passiert, dass ich dann doch auf eine zweite Karte ausweichen musste, weil Apple Pay nicht funktionierte.
Absurdistan
Die Krönung der Absurditäten habe ich neulich in einem Elektronikmarkt hier in Bremen erleben dürfen. Dort wird Apple Pay zwar akzeptiert, zahlt der Käufer jedoch mit der Uhr, muss er zusätzlich seinen Personalausweis vorlegen und außerdem noch einen Beleg unterschreiben. Dies diene meiner Sicherheit, war die lapidare Antwort auf meine Nachfrage nach dem etwas umständlichen Prozedere.
Neuigkeiten aus dem technikfeindlichen Deutschland: Bezahlt man beim @mediamarkt_de mit Apple Pay muss man den Personalausweis vorzeigen und noch eine Unterschrift abgeben. ?? Passiert in der Waterfront Bremen. wann wird der DNA Test eingeführt?
— Michael Reimann ? (@MCReim) June 29, 2019
Diese letzte Nummer zeigt, dass wir in Deutschland noch einen weiten Weg vor uns haben, bis wir uns vom Bargeld verabschieden und moderne (und sichere) Systeme übernehmen können. Ich jedenfalls werde meinen Alltag mit Apple Pay weiter gestalten, wo immer es geht. Ich suche mir zwar nicht die Geschäfte danach aus, werde aber dennoch Läden meiden, die es allzu gut mit meiner Sicherheit meinen.
Update zur Elektronik-Markt-Geschichte: meine per Mail nachgeschobene Beschwerde an die Marktleitung wurde wohl ernst genommen. Man will nun immerhin die „Prozesse überprüfen“. Ich bin gespannt.