Apple schreibt einerseits Qualität groß, andererseits auch Sicherheit und Datenschutz. Während Anfang Januar noch Hauswände mit kecken Sprüchen tapeziert wurden, wurde der Konzern dann mit dem FaceTime-Fehler von der Realität eingeholt. Wie konnte es zu dem Fehler kommen?
Bleiben wir noch kurz bei dem Fehler selbst: Wenn ein FaceTime-Anrufer sich selbst und jemand anderen zu einem Anruf hinzufügte, konnte das Mikrofon des Dritten sofort bei der Aufnahme der Verbindung abgehört werden. Eigentlich dürfte so etwas nicht passieren, die Softwareentwicklung kennt hier einige Methoden – beispielsweise atomare Zustände – die dies verhindern sollten. Ebenso bleibt die Frage, wie ein Teenager offenbar besser arbeiten kann als die Qualitätssicherung von Apple.
Natürlich, Fehler passieren – doch diese müssen im Anschluss auch gefunden werden. Der Fehler ist offenbar seit drei Monaten „im Umlauf“. Am Ende wurde er von einem Teenager gefunden und einer unnachgiebigen Mutter gemeldet, bis er auf Gehör stieß.
Beta-Tests bringen nur etwas, wenn auch getestet wird
Ein potenzielles Problem ist Apples Umgang mit Beta-Tests. Zwar bietet der Konzern hier Tests sowohl für Entwickler als auch für Nutzer an, es bringt aber wenig, wenn die wirklich wichtigen und sicherheitsrelevanten Funktionen erst nicht in diesem Test auftauchen. Apple hat das Gruppenanruf-Feature immer wieder verschoben, es war nur kurze Zeit im öffentlichen Test. Insofern untermauert dies weiter Michis und meine Meinung: Beta-Tests nützen eben nichts.
Unübliche Bugs
Offenbar ist Apples Qualitätssicherungsteam aber auch zu unkreativ. Zugegeben macht es wenig Sinn, sich selbst zu einem Anruf hinzuzufügen. Wozu dann überhaupt testen? Der Fehler benötigte einige größere Verkettungen „unüblicher“ Eingaben – das Problem ist vielmehr, dass es überhaupt möglich ist, dies zu tun.
Am Ende gibt es aber eben nichts, was es nicht gibt. Apple rühmt sich selbst damit, weit über eine Milliarde iOS-Geräte im Umlauf zu haben – und ein paar Macs gibt es wahrscheinlich auch noch. Hier muss einfach jede mögliche UI-Eingabe und Kombination auch geprüft werden.
Wohin Fehler melden?
Am Ende zeigt der Fall aber auch etwas anders: Die Möglichkeiten, Apple zu kontaktieren – um Fehler zu melden – sind zu beschränkt. Der Teenager soll den Fehler zwar gemeldet haben, die Mutter musste dann aber mehrfach nachfassen. Insgesamt dauerte es acht Tage, bis auch etwas passierte und das ist einfach zu lange. Zum anderen dürfen solche Kontaktmöglichkeiten nicht nur „technisch“ sprechen.
Der Fehler wurde nicht von einem versierten Entwickler gefunden, sondern von einem Teenager – es muss auch hier Ansprechpersonen geben. Mir ist klar, dass der Apple Support täglich mit einer enormen Menge an anstrengenden Fragen und „Problemmeldungen“ konfrontiert wird, doch am Ende muss es eine Filterung für die wirklich wichtigen Probleme geben.
Mittlerweile wurde der FaceTime-Fehler behoben – Apple hat schnell reagiert, den Service deaktiviert und eine Woche später dann auch das Update veröffentlicht. Klagen sind zwar anhängig, was daraus wird, steht jedoch auf einem anderen Blatt. Auch wenn die Auswirkungen für den Konzern wahrscheinlich gering sind, könnte und sollte er einiges daraus lernen.
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