Im Laufe der Jahre fächerte Apple die iPhone Produktpalette immer weiter auf. Mit dem iPhone 6 wurden erstmals zwei Formfaktoren angeboten, anderthalb Jahre später folgte dann das iPhone SE. Mit der aktuellen Generation gab es dann noch ein Topmodell mehr – das iPhone 8 in zwei Größen und zusätzlich das iPhone X. Umso mehr Modelle es gibt, desto größer sind die Kannibalisierungseffekte – das iPhone 8 soll sich nicht besonders toll verkauft haben. Warum bietet es Apple dann eigentlich an?
Selten gab es so wenig Aufsehen um den Start einer neuen iPhone Generation. Zum Start des iPhone 8 gab es keine großen Schlangen und keine große Verzögerung im Online Shop. Im niedergelassenen Handel waren schnell Geräte in größerer Stückzahl verfügbar, noch vor dem Start des iPhone X gab es die ersten Aktionspreise. Dahingegen gab es große Angst für die Vorbestellungsphase des iPhone X, nur wenige Stück sollten verfügbar sein, der Bedarf gar erst 2018 gedeckt werden. Ganz so dramatisch war es letztlich nicht, noch vor Weihnachten sank die Lieferzeit auf einen Tag.
Michael sprach bereits in Folge 142 über das Thema Flop in Relation zu Apples Verkaufszahlen, ich möchte das Thema heute noch einmal aus einem anderen Blickwinkel aufgreifen.
iPhone X als Herausforderung für Apple und Zulieferer
Letztlich stellte das iPhone X Apple selbst, aber vor allem auch die Zulieferer, vor enorme Herausforderungen. Apple setzt enorme Mengen von Smartphones im Laufe eines Jahres ab – und Zulieferer können die benötigte Menge an hochwertigen, technologisch top-aktuellen, Komponenten einfach nicht liefern. Bereits im Vorfeld gab es Gerüchte rund um Probleme bei FaceID und dem Display.
Insofern war Apple gezwungen, auch ein „schwächeres“ Modell anzubieten, das auf klassische Technik setzt. Sonst hätte der Hersteller die Nachfrage nicht decken können. Ein Schelm wer böses denkt – Apple hatte damit auch die Chance, das iPhone X anders zu positionieren. Das iPhone 8 sollte eigentlich nicht das schlechte Telefon sein – vielmehr ist das iPhone X ein Ausblick auf die Zukunft. Ganz dürfte dieser Schachzug nicht geglückt sein, aufgrund des Preises greifen viele Kunden aber sicher doch zum iPhone 8. Während das iPhone X das Handy ist, das alle Käufer neuer Apple Smartphones wollten, wird das iPhone 8 doch das Gerät sein, das viele Leute kauften. Vernunft siegt, da es beim Innenleben kaum Unterschiede gibt.
iPhone 8 als Firmenhandy
Einen Blickwinkel verliert die Berichterstattung aber gerne aus den Augen. Apple ist auch im Business Umfeld ein großer Player, kooperiert hier mit vielen großen Herstellern wie IBM. Bei der Anschaffung von Geräten im Business Umfeld wird das iPhone 8 lange Zeit eine wichtige Rolle spielen. Viele Konzerne schaffen alle paar Jahre unzählige Geräte an, iPhones werden immer erschwinglicher und interessanter. Wo heute oft iPhone SE eingesetzt werden, könnte es künftig das iPhone 8 sein. Zudem schafft es das iPhone X, eine prestigetechnische Abstufung nach oben zu schaffen – Kindergarten, so funktioniert die Hackordnung in vielen Unternehmen aber nun mal. Eigentlich nicht nur in Unternehmen, denn wie bereits dargestellt, gibt es beim Innenleben nur wenig Unterschiede. Das iPhone X bedient so oder so, privat wie im Geschäftsbereich, den Prestigefaktor.
iPhone 8 als Erfolgsfaktor
Steve Jobs hatte hier zwei Zitate im Repertoire, die perfekt auf die Situation passen. Einerseits: „Wenn wir uns nicht selbst kannibalisieren, wird es jemand anderes tun“ und andererseits: „Die Motivation lag in den Produkten, nicht im Gewinn.“. Das erste Zitat passt direkt, das zweite bedingt – denn die Motivation ist der Gewinn. Apple wird es herzlich egal sein, wenn das iPhone X das iPhone 8 kannibalisiert, schließlich ist das iPhone 8 nicht billiger als andere Generationen. Insofern kannibalisiert Apple sich letztlich nur selbst. Es wird spannend werden, ob die Summe der verkauften iPhones gehalten werden kann oder gar nach oben geht. In diesem Fall hat Apple gewonnen und der Durchschnittspreis wird gestiegen sein. Bei den Quartalszahlen des ersten Geschäftsquartals gab es bereits erste Anzeichen – es bleibt fraglich, ob sich der Erfolg in den nächsten Quartalen fortsetzt.
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