2004 veröffentlichte GoPro seine erste Action Kamera. 2007 gab es mit der Hero 3 das erste Modell, das auch Ton aufzeichnen konnte. Der Konzern löste einen neuen Trend aus. Oft ist die Firmenbezeichnung im Volksmund gar das Synonym für Action Kameras. Wer erst einmal so weit kommt, hat es geschafft – oder? Mittlerweile gibt es viele Angebote anderer Hersteller, auch in deutlich niedrigeren Preisbereichen. Einer der starken Verfolger ist Yi, die mit der Discovery 4K Kamera jetzt ein besonders günstiges Modell anbieten.
Um die anfängliche Frage aufzugreifen: GoPro hat es anscheinend nicht ganz geschafft. Zwar stellte der Konzern kürzlich die Hero 6 Kamera vor, die Preise sind seitdem jedoch im Sinkflug. Immer wieder gibt es Medienmeldungen darüber, dass GoPro Mitarbeiter entlassen muss. Auch die Quartalszahlen sind nicht besonders erfreulich. Einer der möglichen Gründe ist sicher auch die Konkurrenz – diese punktet ebenfalls mit guten Kameras und gerade am unteren Preisende bietet GoPro eigentlich keine eigenen Kameras an. Mit der Discovery bietet Yi jetzt eine Kamera mit 4K Auflösung unter 50 Euro an. Gilt auch hier: Wer billig kauft, kauft zweimal?
Beginnen wir bei den Äußerlichkeiten. Die Yi Discovery gleicht im Wesentlichen allen anderen Yi Modellen. Die Abmessungen sind identisch, was ein besonders wichtiger Punkt im Hinblick auf das Zubehör ist. Lediglich die Gestaltung des Gehäuses ist etwas anders. Während die Yi 4K+ versucht, mit Carbon Optik zu punkten, ist das Gehäuse der günstigen Version nur simples schwarzes Plastik. An der Oberseite befindet sich der beleuchtete Auslöseknopf, an der Rückseite ein 2 Zoll großer Touchscreen. An der Unterseite kann der Akku eingesetzt werden, an der Seite die Micro-SD Karte. Dort befindet sich auch der USB-C Ladeanschluss. Das Objektiv steht 8 Millimeter aus dem Gehäuse hervor. Neben dem Yi Logo findet sich noch eine kleine Aufnahme-LED. Die Verarbeitung ist auf einem guten Niveau. Das Gehäuse knarzt nur beim Einsetzen des Akkus und der Karte, der Touchscreen lässt sich gut mit den Fingern bedienen und der Druckpunkt ist ausreichend gut.
Nach dem Betätigen des Powerknopfs benötigt die Kamera rund 8 Sekunden, bis sie zur Aufnahme bereit ist. Für Schnappschüsse dauert das zu lange, in den meisten Situationen ist es aber verkraftbar. Das Menü auf dem Touchscreen ist gut strukturiert, Einstellungen lassen sich so effizient vornehmen. Im Zweifel können die meisten Settings auch über die App angepasst werden – dazu aber später mehr.
Die Auswahl der Aufnahmemodi ist überraschend groß. Dank Video-Loop-Modus kann die Kamera auch als Dashcam eingesetzt werden, dabei werden die ältesten Videoteile bei voller Speicherkarte immer wieder gelöscht. Insofern zeichnet die Kamera immer die letzten xx Stunden auf. Weiterhin gibt es einen Zeitraffer Modus und für Fotos einen Selbstauslöser.
Alle Funktionen lassen sich ebenso über die Android oder iOS App steuern. Die Kamera verfügt über WLAN, damit können die Aufnahmen auch auf das Smartphone übertragen werden. Selbst die Übertragung größerer Videos war im Test kein Problem, die Verbindung blieb zu jeder Zeit stabil. Zudem kann auch das Livebild der Kamera direkt an ein Smartphone gestreamt werden. Natürlich belastet die WLAN Verbindung den Akku. Stichwort Akku: Bei aktiviertem Streaming hält dieser gut eine Stunde. Ohne WLAN reicht er für rund 90 Minuten. Das ist ein durchaus akzeptabler und praxistauglicher Wert.
Die Kamera ist nicht wasserdicht, dafür wird ein separates Case benötigt. Dieses haben wir für unseren Test auch erhalten. Im Einzelkauf kostet das Case 40 Euro, damit ist es fast so teuer wie die Kamera selbst. Wo wir schon beim Zubehör wären, gibt es gleich eine gute Nachricht. Das Gewinde ist mit jedem GoPro Zubehör kompatibel. Obendrein ist das Yi Zubehör untereinander ebenso nutzbar. Sofern ihr bereits ein Case für eine Yi 4K+ oder andere Modelle besitzt, könnt ihr dieses also weiter nutzen.
Ist eine 4K Kamera unter 50 Euro überhaupt möglich? Die klare Antwort lautet (aktuell): Nein! Letztlich ist nicht nur die nominelle Auflösung ausschlaggebend, sondern auch, wie viele Bilder je Sekunde aufgezeichnet werden – kurz fps. Gerade bei Actionkameras, die von ihrer Natur her in Bewegung eingesetzt werden, ist dies ein besonders wichtiger Wert. Hier liefert die Kamera bei 4K Auflösung 20 fps und ist damit schlichtweg nicht zu gebrauchen. Interessanter wird es jedoch bei niedrigeren Auflösungen. 1440p mit 30 fps ist schon deutlich annehmbarer, 1080p mit 60 fps eindeutig besser. Bei 720p sind sogar Aufnahmen mit bis zu 90 fps möglich. Fotos nimmt die Kamera mit 8 Megapixeln auf. Das klingt wenig, reicht in Realität aber mehr als genug aus. Der Blickwinkel beträgt 150 Grad, das Objekt besitzt eine f/2,4 Blende.
Was heißt all das jetzt tatsächlich in der Praxis? Bei 1080p liefert die Kamera wirklich brauchbare Ergebnisse. Für diesen Preis können wir leider keine Bildstabilisierung erwarten, dementsprechend sollte die Kamera besser auf einem möglichst erschütterungsarmen Untergrund angebracht werden.
Die Yi Discovery ist eine gute Actionkamera für Einsteiger, für Profis ist sie auch als Zweitkamera durchaus interessant. Einige Aufnahmesituationen erfordern größere Blickwinkel, sodass mehrere Actionkameras nebeneinander eingesetzt werden müssen. Auch hier ist die Discovery durchaus einen Blick wert. Der Preis liegt aktuell bei einem Achtel einer GoPro 6.
Wer auf Bildstabilisierung nicht verzichten kann und höhere Auflösungen als 1080p nutzen möchte, sollte aber besser zu einer anderen Kamera greifen. Hier bietet Yi ebenfalls interessante Alternativen, die GoPro 6 überzeugt mit einem von Haus aus wasserdichten Gehäuse und guter Stabilisierung.
Aktuell wird die Yi Discovery 4K für 46,99 Euro direkt auf Amazon angeboten – ein wirklich unschlagbarer Preis für den Einstieg (oder die Erweiterung) in das Feld der Actioncams.
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