Ausprobiert

Ausprobiert: Royole Moon Videobrille

Die Videobrille ist, weiterhin, eine Zukunftsvision. Während viele Firmen aktuell antreten, um uns AR- und VR-Headsets näher zu bringen, ist der große Erfolg nach wie vor nicht gekommen. Dabei klingt die Utopie so schön: Eine große Leinwand nur für sich, dank Videobrille überall einsetzbar. Wir haben uns die Royole Moon angesehen – ein neues System, das genau das verspricht. 

Auch Apple zeigt sich an diesem Thema immer wieder interessiert. AR und VR steht für den Konzern eindeutig auf der Agenda – das sehen wir bei nahezu jeder Keynote bereits während der Demos. Immer wieder gibt es Gerüchte über Apples Pläne in diese Richtung. Die Royole Moon setzt dabei etwas früher an, die Brille ist nicht für AR oder VR gedacht. Nach wie vor sind wir auf der Suche nach „der Killeranwendung“ in diesem Bereich, Royole hat diese für die Moon jedoch bereits gefunden: Den Konsum von Medien.

Design und Verarbeitung

Auf den ersten Blick bekam ich anfangs schon etwas Angst. Die Brille wird in einem großen Karton mit jeder Menge Zubehör geliefert. Neben der Hardware selbst finden wir außerdem einen Netzadapter, drei Verbindungskabel, einen Samtbeutel und die Steuerungseinheit vor. Auch das Headset selbst wirkt sehr groß – als Besitzer zweier VR-Brillen schreckt mich das Gewicht von 700 Gramm aber nicht mehr ab.

Die Verarbeitung ist auf einem hohen Niveau. Das Gehäuse besteht grundsätzlich aus Kunststoff. Neben den zwei Displays sind überdies auch die Kopfhörer direkt integriert. Die auf der Haut aufliegenden Teile bestehen aus Kunstleder und sind entsprechend gut gepolstert. Obwohl das Headset nur über einen Bügel verfügt, sitzt es sehr stabil auf dem Kopf, das Gewicht ist angenehm verteilt und kein Gehäuseteil drückt unangenehm.

Verpackung Front
Verpackung Rückseite
Brille Front
Brille Innenseite 1
Brille Innenseite 2
Verbindungsbox

Installation und Steuerung

Das System ist grundsätzlich sehr durchdacht. Dreh- und Angelpunkt der Brille ist die beiliegende Steuereinheit, dort ist auch der 6.000 mAh starke Akku untergebracht. Das stellt sich als schlaue Designentscheidung heraus – folglich sitzt die schwere Batterie nicht permanent am Kopf. Einerseits vermeidet dies unangenehme Wärmeentwicklung und andererseits senkt es das Gewicht.

An die Box können beliebige Videoquellen angeschlossen werden, eigentlich wird alles unterstützt. Von Micro HDMI (mit Adapter) bis hin zu USB für Computer oder Smartphones ist alles dabei. Zusätzlich besitzt die Brille aber auch eigene Hardware – und Android als Betriebssystem. In der kleinen Box sind zudem 32 GB Speicher integriert. Dank App Store können außerdem beliebige Videodienste installiert werden, von Netflix über Amazon Video bis hin zu Plex. Aufgrund des integrierten WLANs können Medien auch direkt gestreamt werden.

Software

Das integrierte Android präsentiert sich sehr aufgeräumt und schlank. Die Brille startet schnell, das Betriebssystem steht unmittelbar zur Verfügung und die Navigation ist ebenfalls klar. Die Steuerung wird über ein Multifunktions-Touchpad seitlich auf dem Kopfhörer vorgenommen. Bei der Eingabe von Texten ist die Steuerung langwierig und fummelig, für kurze Eingaben oder die Steuerung von Medien aber vollkommen ausreichend.

Im Praxistest

Im Test fällt vor allem die große Flexibilität sehr positiv auf. Der Augenabstand ist sehr granular einstellbar, ebenso die Linsen. Dadurch sollen Sehschwächen von -7 bis +2 Dioptrien ausgeglichen werden können. Ich bin zwar nur etwas weitsichtig, für eine Bildschirmbrille reicht es aber aus. Meine Sehschwäche konnte die Videobrille locker ausgleichen.

Die gezeigte Displaygröße ist ebenfalls einstellbar. Die Brille soll einen optischen Effekt wie ein 800 Zoll Curved Fernseher bieten. Im Test war mir das Bild eindeutig zu groß, wobei die Auflösung prinzipiell ausreichend war. Mit einem kleiner dargestellten Display wird die Auflösung einerseits schärfer und wirkte andererseits deutlich weniger „erschlagend“ auf mich.

Einen zweistündigen Kinofilm konnte ich so einfach genießen, die Angabe der Akkulaufzeit mit fünf Stunden erscheint realistisch. Die Kopfhörer sind äußerst gut und erhöhen die Immersion ungemein. Die Brille sitzt sehr angenehm, nach zwei Stunden wollte ich sie dennoch abnehmen. Das liegt nicht an der Technik selbst, sondern viel mehr daran, dass mich die Immersion und die Abschottung von der Umwelt dann durchaus überfordert haben. Ein mir nicht unbekanntes Problem – bei VR Brillen geht es mir schließlich bis heute so.

Technische Daten

Abmessungen: 22 x 22 x 9,8 cm (zusammengeklappt)
Gewicht: 699 Gramm
Display: 2x 108ß AMOLED 3000 DPI
Kopfhörer: Stereo, 92& Active Noise Cancelling, Deep Bass Technologie
Batterie: 5 Stunden Laufzeit, 2 Stunden Ladezeit
Bedienung: Touchpad rechter Kopfhörer
Besonderheiten: vollwertiges Android inkl. App Store, WLAN, zusammenfaltbar

Fazit

Bei Videobrillen hat sich eindeutig einiges getan. Die Royole Moon konnte mich im Test absolut überzeugen. Dank Android, Apps und WLAN gibt es eine große Medienauswahl, diese können ohne nervige Kabel sehr einfach zur Verfügung gestellt werden. Sowohl Bild- als auch Tonqualität sind absolut überzeugend. Am Ende muss jeder Nutzer nur eine Frage für sich selbst abwiegen: Möchte ich komplett abgeschottet von der Außenwelt meine Medien genießen? Abgesehen von dieser Grundsatzfrage sehe ich keinerlei Probleme oder Nachteile an der Hardware an sich.

Natürlich hat all die Technik auch ihren Preis. Die Brille wird für knapp 650 Euro auf Amazon zum Kauf angeboten. Damit ist sie immer noch deutlich billiger als einige Konkurrenzprodukte.

Die Moon Videobrille wurde uns für diesen Artikel von Royole zeitweise ausgeliehen. Vielen Dank an den Hersteller!
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Jan Gruber

Chefredakteur Magazin und Podcasts

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