Der Smartphone-Hersteller Huawei bietet seit geraumer Zeit auch eigene Smartwatches und Fitnesstracker an. Die neue Watch GT Active versucht beide Bereiche anzugehen – und ich durfte sie mir näher ansehen.
Eine Huawei-Uhr im Test bei Apfeltalk.de? Das lässt sich einfach erklären. Bei seinen bisherigen Smartwatches setzte Huawei auf Android Wear, ähnlich wie die TicWatch Pro sind auch diese Uhren dann gut mit iOS kompatibel. Bei den Fitnesstrackern setzt der Hersteller auf ein proprietäres System – diese können ohne Einschränkungen unter iOS eingesetzt werden.
Die Watch GT stellt aber einen interessanten Meilenstein dar. Neben Samsung kehrt jetzt auch Huawei Google den Rücken zu und setzt auf sein eigenes Betriebssystem. Dieses soll vor allem einen Vorteil bringen: mehr Akkulaufzeit. Am Ende gibt es jedoch kein Licht ohne Schatten – doch dazu später mehr.
Generell bietet Huawei seine neuen GT-Uhren in zwei unterschiedlichen Varianten an. Die kleinere 42 mm Variante heißt „Elegant“ und wird in Weiß mit weißem Armband und in Dunkelgrau mit grünem Armband angeboten. Dazu kommt die größere „Active“-Variante: 46 mm in Schwarz-Schwarz oder Grau-Orange. In diesem Test habe ich mir die größere Variante näher angesehen.
In Sachen Verarbeitung hat die Uhr einiges zu bieten. Das Gehäuse der Uhr besteht aus Titanium, trotz der Größe liegt die Uhr angenehm auf meinem schmalen Handgelenk. Die Lünette ist aus Keramik. Das beiliegende Armband ist aus Fluroelastomer und liegt ebenfalls angenehm auf der Haut, lediglich die dünne Schließe ist unangenehm. Bei längerer sportlicher Betätigung reizt die Schließe – bei mir – die Unterseite meines Unterarms, das dürfte aufgrund der unguten Kombination aus dem dünnen Stück Metall sowie durch die von Schweiß gereizte Haut und Reibung zustande kommen. Wirklich störend ist dies dennoch nicht, bereits nach dem Duschen sind die Rötungen verschwunden. Trotz allem habe ich diese Probleme bei der Apple Watch nicht.
Neben dem Touchscreen gibt es noch zwei Tasten, über diese kann die Uhr vollständig gesteuert werden. Im Lieferumfang ist eine Ladeschale enthalten, diese wird per USB-C angeschlossen – sehr löblich!
Die Inbetriebnahme funktioniert gänzlich ohne Probleme. Über die passende App wir die Uhr mit dem Smartphone verbunden, anschließend beginnen der erste Sync und die Einspielung von Updates. Die meisten Einstellungen können direkt auf der Uhr vorgenommen werden.
Huawei setzt bei der neuen Uhr auf LiteOS als Betriebssystem und bewirbt vor allem die dadurch erreichte Akkulaufzeit. Hier verspricht der Hersteller tatsächlich nicht zu viel. Huawei gibt die Laufzeit mit bis zu zwei Wochen an, in meinem Test konnte ich etwa 10 Tage mit gut 15 Stunden GPS beim Laufen erreichen – ein astronomisch guter Wert. Zum Vergleich: Meine Apple Watch Series 4 schafft es mit Glück auf zwei Tage. Huawei erzielt dies trotz eines Always on Displays – ein Feature, das der smarten Uhr von Apple nach wie vor fehlt.
Wie auch immer Huawei effektiv Strom spart, die Genauigkeit leidet nicht darunter. Bei meinem letzten Halbmarathon trug ich sowohl die Uhr von Huawei als auch die Apple Watch und mein iPhone. Alle drei Geräte durften die ohnedies offiziell vermessene Strecke nachmessen. Am genauesten lieferte die Huawei Watch GT ab. Etwas anders sieht es bei den Pulswerten aus. Im Großen und Ganzen sind die Werte plausibel, sie weichen nicht von der Apple Watch ab, die Uhr benötigt aber noch länger, um auf Veränderungen einzugehen. Damit ist auch die Watch GT nicht für Intervalltrainings geeignet.
Die Uhr ist wasserdicht, so könnt ihr eure Schwimmtrainings ebenfalls tracken. Passend dazu gibt es außerdem den Triathlon-Modus, mit dem ihr auch diese Sonderform des Wettkampfs bzw. Trainings aufzeichnen könnt.
Eine interessante Funktion ist TrueSleep, damit zeichnet die Uhr auch euren Schlaf auf. Dies kenne ich bereits von dem Huawei Band 3 Pro und Band 2 Pro, die Funktionsweise ist am Ende identisch. So gut die Funktion auch sein mag – ich konnte mich dennoch nicht dazu überzeugen lassen, die Uhr auch beim Schlafen zu tragen. Dafür ist sie mir persönlich einfach zu groß. Damit fällt leider auch ein Vorteil geringer aus als erhofft: Da ich die Uhr über Nacht ohnedies irgendwo ablegen „muss“, kann ich sie genauso gut auf eine Ladeschale legen, …
Hier setzt sich dann leider die Kritik fort, LiteOS hat auch Nachteile. Am Ende stellt sich mir vor allem die Frage, ob die Watch GT eine vollwertige Smartwatch ist oder vielleicht doch eher „nur“ eine Sportuhr. Was macht eine Smartwatch aus?
Wenn ihr darunter Notifikationen versteht, werdet ihr mit dieser Uhr glücklich werden. Sobald ihr Interaktionen wünscht, ist es hier aber schnell vorbei. Ihr könnt nicht auf Chatnachrichten antworten, ihr könnt keine eigenen Apps installieren. Keine Bluetooth-Kopfhörer – aber warum auch? Es gibt keine Möglichkeit, Musik oder Podcasts auf die Uhr zu übertragen. Für eine Smartwatch ist mir das zu wenig.
Die Kompatibilität mit iOS ist grundsätzlich komplett gegeben, leider gibt es nach wie vor eine schwerwiegende Einschränkung, die ich beim Band 3 Pro bereits kritisiert habe. Die App liest und schreibt zwar Apple Health Daten, dort aber nur die nötigsten Datenfelder. So werden Trainings leider überhaupt nicht in die große Datenbank von Apple übertragen. Ein herber Nachteil, den ich auch im Zuge dieses Tests wieder an Huawei direkt zurückgemeldet habe.
Die Huawei Watch GT Active ist eine wirklich interessante Sportuhr. Sie bietet eine nahezu perfekte, extrem hochwertige Verarbeitung, zeichnet eure Bewegung sehr genau auf und bietet noch dazu eine enorme Akkulaufzeit.
Das neue Betriebssystem hat aber auch Nachteile. So ist der „Smartwatch-„Bestandteil sehr gering bis gar nicht ausgebaut. Wenn ihr auf der Suche nach einer guten Sportuhr seid und keine smarten Zusatzfunktionen oder die Wiedergabe von Musik benötigt (das bieten mittlerweile auch viele klassischen Sportuhren an), so seid ihr hier richtig. Vor allem der wirklich niedrige Preispunkt macht die Uhr zu einer interessanten Alternative.
Die Watch GT Active wird aktuell für 189,90 Euro direkt auf Amazon angeboten, es gibt auch immer wieder Angebote für unter 150 Euro. Damit spielt die Uhr im Segment von Fitnesstrackern mit, hat aber deutlich mehr zu bieten!
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