Die Apple Watch hat eine interessante Wandlung hinter sich. Während das erste Modell stark auf Lifestyle ausgelegt war, vollzog Apple mit der Series 2 einen klaren Wechsel in Richtung Sport. Dies zeigt sich vor allem durch den neuen Kooperationspartner Nike, aber auch die neuen Features und letztlich die Werbelinie. Während Amateursportler sicher ein gutes Auslangen finden, gibt es dennoch einige Anwendungsfälle, die die Apple Watch nicht abbilden kann. Die Konkurrenz bietet hier aber viele spezialisierte Lösungen an. Ich durfte zwei Lösungen von Garmin und eine von Polar testen.
Sportuhren haben eine lange Tradition. Hersteller wie Suunto, Garmin oder Polar bieten schon seit vielen Jahren smarte Trainingscomputer für das Handgelenk an, noch weit vor den Zeiten von Fitnesstrackern Smartwatches. Natürlich gibt es jetzt aber eine neue, durchwegs starke, Konkurrenz, sodass Sportuhren manche bis viele Features der intelligenten Uhren übernehmen und integrieren. Nichtsdestotrotz stellen alle Hersteller klar die Sportfeatures weiter in die erste Reihe. Seit Monaten schwanke ich, was die Entscheidung einer dedizierten Sportuhr betrifft. Letztlich entschied ich mich dazu, mir drei Modelle näher anzusehen und zu testen. Zugegeben, es handelte sich dabei nicht um Langzeittests. Jede der Uhren trug ich genau einen Tag im Büro, eine Nacht während des Schlafs, während eines Laufs 20 km+, auf dem Fahrrad 100 km+ und während eines Schwimmtrainings. Der Test erscheint bei Apfeltalk vor allem auch aufgrund des Vergleichs zur Apple Watch.
Ich bin seit der Vorstellung der Apple Watch zufriedener Kunde und möchte die Uhr nicht mehr missen. Die Vorstellung der Series 2 traf genau meinen Nerv, alle bisherigen Kritikpunkte wurden behoben. Die Uhr ist mittlerweile wasserdicht und verfügt über GPS. Dank 4 GB Speicher und Bluetooth ist der Einsatz beim Sport, inkl. Musik, ohne iPhone ohne Probleme möglich. Mein sportliches Pensum ist aktuell – als Triathlet in der Vorbereitung für einen Iron Man – durchaus hoch. Im Schnitt lege ich aktuell jede Woche gut 100 km beim Laufen und über 500 km mit dem Fahrrad zurück. Hier kommen dann die ersten Probleme. Einerseits ist die Akkulaufzeit für Triathlons zu gering, andererseits sind kombinierte Workouts erst mit watchOS 4 wirklich möglich. Zudem wollte ich ein Gerät, das grundsätzlich immer am Handgelenk sein kann – auch während der Nacht. Die Akkulaufzeit der Apple Watch finde ich – abgesehen von Workouts – sehr gut. Die Nacht verbringt sie allerdings auf der Ladeschale.
Die Suche nach einem Tracker ging los, lange Zeit bot mir das Miband 2 hier alles, was ich zusätzlich benötigte. Dennoch wollte ich für den Sport ein eigenständiges Gerät, am besten einen Fitnesstracker mit GPS zur Aufzeichnung der Distanz bei Läufen. Ich fand das Viviosmart HR+, mein Test verlief aber nicht wie gewünscht. Nachdem Garmin die Fehler mehrmals nicht beheben konnte wurde mir letztlich, nach einem halben Jahr Ärger, mein Geld zurück erstattet. So sehr ich mit den Abmessungen und der Laufzeit zufrieden war, GPS war auf diesem Band simpel nicht nutzbar. Oft dauerte es 15 Minuten und mehr bis eine Verbindung zum Satelliten hergestellt werden konnte – trotz Synchronisierung mit dem iPhone (hier sollen die neuen Satellitendaten auch abgeglichen werden) und unbebauter Fläche. Insofern sind meine Anforderungen aber klar: Ich benötige GPS, Herzfrequenzmessung am Handgelenk, austauschbare Armbänder (nach einem Spartan Race schon mal euer Armband näher angesehen?), eine lange Akkulaufzeit und eine anpassbare Informationsanzeige während des Sports.
Meinem Gefühl nach ist die Fenix Reihe von Garmin sehr beliebt und in meinem ambitionierten Amateursport-Umfeld sehr weit verbreitet. Die Fenix 3 hat mittlerweile viele Ausführungen mit unterschiedlichen Bändern, wahlweise mit Saphirglas und mit Pulsmessung am Handgelenk. Ich entschied mich für eine Variante mit Pulsmessung am Handgelenk aber ohne Saphirglas. Mittlerweile ist die Fenix 5 in vielen Ausführungen und Größen erhältlich, dementsprechend sinken die Preise der Fenix 3 aktuell stark.
Das Design entspricht dem einer klassischen Uhr, sowohl das Gerät als auch die Uhr sind rund. An den Seiten gibt es fünf Tasten zur Bedienung, Touchscreen gibt es keinen. Mit einem Durchmesser von 5,1 cm und einem Gewicht von 70 g ist diese Uhr die schwerste und größte in meinem Testfeld. Während ich die Uhr tagsüber als angenehm schwer und wertig empfinde, stört mich das Gewicht beim Training massiv. Da mir die Uhr zu allem Überfluss auch zu groß ist, rutscht sie während des Trainings permanent an meiner Hand auf und ab, was angesichts des vergleichsweise großen Gewichts (wir sprechen vom dreifachen Gewicht einer Apple Watch Sport) sehr unangenehm ist. So sehr ich die Steuerung via Buttons und das gute Display während des Sports begrüße – bei schweißnassen Fingern sind Touchscreens eine Qual – so sehr vermisse ich den Touchbildschirm außerhalb des Trainings. In Sachen Messung und Messwerte gibt es absolut keinen Raum für Kritik. Selbst Werte wie VO2 Max werden erhoben, was keine Selbstverständlichkeit ist.
Die Uhr verbindet sich via Bluetooth mit dem Smartphone, dort steht auf jeder Plattform die App Garmin Connect zur Verfügung. Zusätzlich besitzt die Fenix 3 aber auch Wlan, damit werden Workouts direkt in die Cloud geladen – ein praktisches Plus. Einige Sportarten sind vorinstalliert, ebenso Ziffernblätter. Über Garmin Connect kann entsprechend aufgerüstet werden. Die Vorgangsweise hier ist etwas ungewohnt und umständlich, funktioniert nach kurzer Gewöhnungszeit aber gut und ist zuverlässig.
Das Vivoactive HR ist quasi der ultimative Fitnesstracker von Garmin, der trotz kleiner Baugröße überraschend viele Features bietet. Das Gewicht liegt – mit Armband – bei 48 Gramm, der Farbbildschirm ist 1,4 Zoll groß. Die Steuerung erfolgt via Touch und zwei separaten Tasten, eine gute Kombination sowohl für Alltag als auch Training. Für die Synchronisation und die Installation neuer Watchfaces und Sportarten steht ebenfalls, wie bei der Fenix, Garmin Connect zur Verfügung. Leider ist der Speicher der Vivoactive HR sehr limitiert, so kann ich nicht alle Watchfaches, Datenfelder und Anwendungen installieren, die ich gerne auf der Uhr hätte.
Stichwort Datenfelder: Dabei handelt es sich um frei konfigurierbare Trainingsansichten. Einer meiner Hauptkritikpunkte an der Apple Watch sind die Informationen während des Trainings. Wichtige Werte, die ich gern permanent im Blick hätte, werden nicht angezeigt oder befinden sich wild über alle Seiten verteilt. Hier sind beide Produkte von Garmin deutlich anpassbarer.
Technisch steht das Vivoactive HR der Fenix nur wenig nach. Die Messung erfolgt ähnlich akkurat, im Unterschied zu dem kleineren Vivosmart HR+ gibt es auch keine Probleme mit GPS. Die Uhr misst zwar nicht so viele verschiedene Werte wie die Fenix 3 HR, bietet aber immerhin auch einen Sensor zur Messung von Stockwerken und dank Move IQ erkennt sie Sportarten – auch während des Alltags – von selbst.
Die M600 von Polar war die Uhr, die mich – vor meinem Test – am meisten interessierte. Letztlich handelt es sich um den Versuch, Smartwatch und Sportuhr perfekt zu kombinieren. Das Gerät bietet Pulsmessung am Handgelenk, GPS und die Erhebung aller notwendigen Werte mit der gewohnten Genauigkeit von Polar Hardware. Zusätzlich gibt es aber Android Wear als Betriebssystem. Damit ist es möglich, nach Wunsch Apps von Drittherstellern einzusetzen, aber auch generell alle Smartwatchfunktionen zu nutzen. Mit einem Gewicht von 63 g liegt die Uhr genau zwischen den beiden Modellen von Garmin.
Leider funktionierte die Symbiose für mich im Test absolut nicht. Das liegt nicht an Android Wear 2.0 und auch nicht an den Funktionen der Uhr – es liegt viel mehr an meinem iPhone und meiner Apple Watch. Eigentlich wäre die M600 die perfekte Smartwatch für Sportler aus der Android Welt. Sofern das verbundene Smartphone aber auf iOS setzt, ist der Funktionsumfang massiv eingeschränkt. Ständig stößt der Nutzer an Limitierungen. So sehr ich die Idee von Android Wear im Zusammenhang mit einem iOS Gerät grundsätzlich schätze, ist diese in der Realität mehr als frustrierend. Technisch ist die Sportuhr wirklich gelungen, neben Android Wear gibt es die gewohnte Qualität von Polar – für mich funktionierte die Umsetzung so aber nicht. Zudem ist das Gerät einer klassischen Smartwatch, meinem Gefühl nach, zu nahe. So muss auch diese Uhr mindestens jeden Tag, bei mehr Sport auch öfter, an den Strom – damit ist ein KO Kriterium für mich nicht erfüllt.
Wie erwähnt: Die Polar M600 liegt hier, dank Android Wear 2.0, klar vorne. Unter iOS kann diese ihr volles Potential jedoch nicht entfalten. Unter Android funktioniert dies, hier bleibt es letztlich Geschmacksfrage, welches System dem Nutzer mehr zusagt.
Aber auch Garmin setzt langsam auf mehr Smartwatch Funktionen auf der Uhr. So werden auf beiden Modellen Nachrichten und eingehende Anrufe eingeblendet. Die Verwaltung von Notifications ist sehr umständlich, vor allem auf der Fenix ohne Touchscreen – die Anrufinformation und die Steuerung des Musikplayers funktioniert aber tadellos.
Wir schließen den Kreis. Bietet eine Sportuhr tatsächlich erhebliche Vorteile im Vergleich zu einer Apple Watch? Nach meinem Test – und der Tatsache, dass ich meinen Favoriten jetzt seit einigen Wochen einsetze – kann ich nur ein klares Jein zu Protokoll geben. Bezüglich der erhobenen Daten steht die Apple Watch der Konkurrenz, meiner Meinung nach, nur wenig nach. Die unterstützten Sportarten nehmen langsam aber doch zu: Mit watchOS 4 beherrscht die Apple Watch out off the Box Triathlons. Ein Prädikat, dass ich der Vivoactive HR nicht ausstellen kann. Hier muss händisch nachinstalliert werden. In Sachen Tragekomfort, Steuerung und Akkulaufzeit gibt es aber teilweise klare Vorteile. Auch was die Einstellungsmöglichkeiten während des Workouts betrifft. Zudem dürfen auch die Coachingfeatures nicht vergessen werden. Ohne Dritthersteller Apps unterstützt die Apple Watch keinerlei Trainingspläne, auch die Kalkulation von Erholungszeiten ist nicht vorgesehen. Hier bietet die, auf Sport optimierte, Konkurrenz klare Vorteile.
Für mich ist und bleibt die Apple Watch nicht die ideale Sportuhr. Nachdem ich mir drei Modelle der Konkurrenz angesehen habe, muss ich jedoch leider feststellen, dass es die perfekte Uhr offensichtlich nicht gibt. Alle Modelle bilden einen anderen Standpunkt im Spannungsdreieck zwischen Funktionsumfang, Gewicht und Akkulaufzeit. Hier muss jeder selbst entscheiden, wo seine Prioritäten liegen. Das beste Allround Paket bietet meiner Meinung nach, überraschenderweise, die Apple Watch – noch dazu zu einem eigentlich ganz guten Preis. Nach meinem Test entschied ich mich für das Vivoactive HR. Dabei handelt es sich um keine generelle Empfehlung, lediglich um den für mich besten Kompromiss.
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