Etwas über drei Jahre sind seit der Vorstellung der AirPods vergangen, trotz der anfänglichen Häme hat Apple mit seinen True Wireless Kopfhörern ein neues Kultprodukt geschaffen. Mit den AirPods Pro gibt es jetzt eine weitere Evolutionsstufe.
Offenbar hat Apple sich dazu entschieden, das Oktober-Event zu streichen – ein Event, bei dem es anno dazumal vor allem neue Hardware im Bereich Musik gab. Die AirPods Pro haben es dann dennoch rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft geschafft, sie wurden Anfang der Woche via Pressemitteilung vorgestellt, der Verkauf startete dann am Mittwoch.
Bereits im Frühjahr gab es eine neue Generation der AirPods, wirklich großartige Änderungen brachten diese aber nicht. Insofern könnte die neue Generation passend als AirPods 2 beschrieben werden, Apple entschied sich aber wieder dazu, das Synonym „Pro“ im Sinne von „unser teuerstes Produkt mit den meisten Funktionen“ zu nutzen.
Die AirPods Pro bringen ein völlig neues Design mit sich. Während die klassischen AirPods ein halboffenes Design besaßen und in Apples „One Size fits All“-Manier hoffentlich im Gehörgang saßen, setzt Apple jetzt auf ein klassisches In-Ear-Design. Es sind nicht die ersten Kopfhörer dieser Bauform direkt von Apple, vor einigen Jahren bot der Konzern die „Apple In-Ear Headphones mit Fernbedienung und Mikrofon“ an. Die Ohrtips aus Silikon sind austauschbar, drei Paar sind im Lieferumfang enthalten. Der Austausch erfordert etwas mehr Kraftaufwand als üblich, dafür sitzen die Stöpsel auch sehr sicher auf den Kopfhörern.
Apple setzt weiterhin auf weißes Plastik, die Stege sind deutlich kürzer als bei den Generationen davor. Die dem Ohr zugewandte Seite ist leicht abgeflacht, dort befindet sich die Touchzone zur Steuerung.
Die AirPods stehen nach wie vor senkrecht in der Ladehülle, im Unterschied zu den AirPods 2 ist diese aber deutlich breiter und dafür weniger hoch.
Die Verarbeitung ist auf einem sehr hohen Niveau, kleine Kritikpunkte gibt es hier dennoch. So schließt das Case nicht hundertprozentig passgenau, der obere Teil hat im geschlossenen Zustand etwas Spiel. Sehr subjektiv ist die zweite Kritik: die Gravur auf dem AirPods Case. Diese kann kostenlos im Apple Online Store dazu bestellt werden, fällt jedoch deutlich schwächer aus.
In Sachen Handhabung hat Apple sich wieder besonders viel Mühe gegeben. Zugegeben, der Konzern hat einen „unfairen“ Vorteil, kein anderer Hersteller kann seine Bluetooth-Kopfhörer derartig weit in das System einbinden. Neben den bekannten Vorteilen die der H1-Chip mit sich bringt – wie die einfache Koppelung oder Umschaltung –, gilt das auch für die Steuerung der neuen ANC-Funktionen. Diese sind direkt über das Lautstärke-Menü umschaltbar, sofern die Steuerung auf dem Kopfhörer nicht genutzt werden möchte.
Damit wären wir beim größten Kritikpunkt für mich: die Steuerung. Bereits die bisherigen AirPods waren hier nicht unbedingt praktisch, die AirPods Pro sind in diesem Punkt aber ein klarer Rückschritt für mich. Die Steuerung erfolgt nicht mehr über das komplette äußere Gehäuse auf dem Ohrhörer selbst, vielmehr über eine sehr kleine Zone auf dem Steg der AirPods. Es gibt zwar mehr Gesten – neben einem Dreifach-Tap auch die Möglichkeit, per drücken und halten die Transparenzmodi durchzuwechseln –, die Fläche ist aber zu klein und die Steuerung viel zu fummelig. In Realität schaffe ich es nur zuverlässig, die Transparenz zu ändern, alle anderen Gesten grenzen an Glücksspiel.
Besonders positiv fällt hingegen der Hörtest auf. Etwas versteckt in den Bluetooth-Einstellungen könnt ihr einen Test für die Passform aufrufen. Die AirPods Pro spielen dann ein kurzes Musikstück ab, anschließend erhaltet ihr Feedback, ob ihr für euer Ohr die richtige Größe des Silikon-Endstücks gewählt habt. Klare Empfehlungen – wie größer oder kleiner – gibt es nicht, aber immerhin erfahrt ihr, ob das Ohrstück aus der Sicht von Apple passen sollte.
In meinem Test fällt die Akkulaufzeit mit aktiviertem ANC etwas kürzer aus als die der AirPods 2. Ich komme mit etwa 1/3 Lautstärke auf rund fünf Stunden – ein sehr guter Wert. Positiv ist das beigelegte Ladekabel. Anscheinend auch der „Pro-Logik“ folgend handelt es sich um ein USB-C auf Lightning Kabel. Ebenso kann via Qi geladen werden, es gibt keine Variante ohne drahtlose Ladung.
Hand aufs Herz: Ich nutze meine AirPods seit fast drei Jahren täglich viele Stunden lang. Für mich sind die Kopfhörer eines der besten Apple-Produkte der letzten Jahre. Trotz meiner Begeisterung muss ich auch sagen: Mit Hi-Fi haben diese Kopfhörer nichts zu tun. Das gilt auch, aber nicht nur, aufgrund der Außengeräusche. Die Isolierung der AirPods ist de facto nicht gegeben. Viele Nutzer schätzen die Bauform und bei manchen Anwendungen tue ich dies auch – in einigen Situationen ist die Bauweise aber ein Nachteil.
Mit den AirPods Pro führt Apple sogar ANC ein, aktive Geräuschunterdrückung ist bei In-Ears grundsätzlich nichts Neues. Hersteller wie Libratone oder Sony haben schon seit geraumer Zeit eigene Lösungen im Angebot. Ich habe viele dieser Kopfhörer ausprobiert und kann den AirPods Pro attestieren, dass sie in diesem Größensegment ihresgleichen suchen. Apple liefert hier klar die beste Leistung ab. Die Geräuschunterdrückung ist auf einem sehr hohen Niveau und kommt in manchen Frequenzbereichen sogar (älteren) Over-Ear-Modellen anderer Hersteller gefährlich nahe.
Wie viel Apple mit ANC tatsächlich schafft, zeigt sich, sobald ihr die Funktion deaktiviert – es gibt einen klaren Unterschied. Ebenso gibt es einen Transparenzmodus, dabei stellt Apple Außengeräusche durch. Der Modus ist sehr intensiv, in Realität hört sich für mich die Außenwelt so lauter an, als wenn ich keine Kopfhörer tragen würde. Einen fast üblichen Nachteil hat die ANC-Funktion auch: Ohne Musikwiedergabe ist ein leises Grundrauschen zu hören.
Apple wirbt auch mit einer automatischen Klanganpassung, ähnlich wie beim HomePod. Der Klang soll automatisch ideal an das Ohr angepasst werden. Im Test konnte mich vor allem diese Funktion überzeugen, auch wenn Apple hier softwareseitig noch nachbessern muss. Wenn ich Musik unterschiedlicher Genres schnell abwechsle, ist der „Wechsel“ nach erfolgreicher Analyse deutlich zu hören – wie, wenn ich nach 10 Sekunden Wiedergabe klar den Equalizer ändern würde. Das ist nicht unbedingt störend, eine schnellere Analyse oder weniger schlagartig aggressive Anpassungen fände ich aber wünschenswert.
Auch die AirPods Pro können einzeln verwendet werden, hier stört mich jedoch die Automatik im Umgang mit ANC. Natürlich kann ANC so nicht funktionieren, in meinem Fall schalten die AirPods in der Regel aber in den Transparenzmodus. Die richtige Einstellung wäre in dem Fall aus meiner Sicht: „Aus“.
Kommen wir damit zu dem kompletten Klangbild – und hier können die AirPods Pro sehr deutlich punkten. Der Klang ist ausgewogen und transparent, in manchen Situationen für meinen Geschmack aber etwas zu basslastig. Dank der Bauweise kommen Bässe sehr kräftig an. Auch die Lautstärke hat sich positiv entwickelt, selbst bei maximaler Lautstärke beginnen die Kopfhörer nicht zu krachen.
Raum für Kritik gibt es für mich – in dieser Baugröße – damit eigentlich kaum. Am Ende würde ich mir nur einen manuellen Equalizer wünschen. Die automatische Anpassung ist zwar gut, der Nutzer hat aber keinerlei Möglichkeit, den Klang seinen persönlichen Präferenzen nach anzupassen.
Aufgrund der austauschbaren Ohrpolster können die AirPods Pro gut an das jeweilige Ohr angepasst werden. Damit sitzen die AirPods Pro deutlich fester als klassische AirPods. Nur drei unterschiedliche Größen finde ich jedoch, vor allem in dieser Preisklasse, etwas schmal.
Auch wenn „One-Size-Fits-All“ mit diesen Kopfhörern endlich der Vergangenheit angehört, werden die AirPods Pro nicht allen Nutzern bei allen Gelegenheiten passen. Ihr benötigt also immer noch eines der „drei Apple-Standardohren“.
So verliere ich, nach wie vor, auch diese AirPods beim Sport. Apple bietet keine eigenen Earwings an, hier wird der Markt der Dritthersteller sicher bald einspringen. Fairnesshalber hat der Konzern für den Bereich Sport mit den Powerbeats Pro auch eine fast perfekte Alternative eines eigenen Tochterunternehmens im Angebot.
Mit den AirPods Pro ist Apple ein großer Wurf gelungen. Die Kopfhörer bieten guten Klang und wirklich ordentliches Noise-Cancelling, im Bereich der In-Ear-Kopfhörer hebt Apple dieses Thema auf ein völlig neues Niveau. Die wenigen Kritikpunkte fallen unter das Motto „Leiden auf sehr hohem Niveau“.
Tim Cook gab im Rahmen der Quartalszahlen an, dass die AirPods Pro die AirPods nicht ersetzen sollen – und je nach persönlichen Präferenzen werden sie das wahrscheinlich auch nicht.
Auch Michi hat sich die neuen AirPods Pro zugelegt, nach einem Gespräch mit ihm: Sein Fazit fällt ähnlich aus. Seiner Meinung nach bekommen wir gute In-Ears, die den Standard für kleine Kopfhörer mit ANC neu definieren. Er hat die AirPods Pro auch schon im Rahmen eines Fluges ausprobiert, im Folgenden sein Eindruck:
Im NC-Mode: Fast alle tieffrequenten Töne werden herausgefiltert. Es bleibt das Rauschen der Klimaanlage zu hören. Auch andere Geräusche des Flugzeugs kann man hören. Zum Beispiel Fahrwerk und Klappen. Stimmen sind wahrnehmbar, aber leise. Im Gegensatz zu großen Over-Ears berühren die kleinen AirPods Pro nicht die Bordwand, wenn man den Kopf dagegen lehnt. Bei großen NC-Headsets übertragen sich dabei nämlich die Vibrationen der Maschine und der Noise-Cancelling-Effekt geht verloren. Die AirPods sind hier klar im Vorteil.
Ohne NC: Schaltet man die AirPods Pro auf „Durchzug“, verhalten sie sich im Flugzeug wie normale Kopfhörer. Dafür kann man aber Stimmen besser verstehen, zum Beispiel die Ansagen. Gefühlt ist der „Sound“ des Flugzeugs dann aber etwas lauter als ohne AirPods.
Die AirPods Pro werden um 279 Euro direkt bei Apple angeboten, damit sind sie 50 Euro teurer als die AirPods 2 mit Qi-Ladecase. Aus meiner Sicht ist das ein überraschend geringer Aufpreis. Nach dem Start sind die Lieferzeiten stark angestiegen.
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