In einem Beitrag letzte Woche hat Michi bereits das Blue Yeti USB-Mikrofon ausprobiert. Das Tischmikrofon ist vor allem als unkompliziertes Gerät für Einsteiger gedacht – von Youtubern bis hin zu Podcastern. Mit dem Blue Yeti Pro gibt es aber auch eine aufgebohrte Variante, diese möchten wir hier für euch testen.
Das „Pro“ im Namen rechtfertigt das Mikrofon vor allem durch den zusätzlichen XLR-Anschluss. So kann das Mikrofon einerseits einfach direkt an einem Rechner via USB-Kabel eingesetzt, andererseits aber auch mit einem Audio-Interface genutzt werden. Dabei ändert sich nichts an den grundlegenden Vorteilen des kleineren Modells – nach wie vor kann das Gerät ohne Treiberinstallation genutzt werden. Dank der drei verbauten Mikrofonkapseln sind auch hier unterschiedliche Richtcharakteristiken einstellbar.
Design und Verarbeitung
Das Design gleicht dem des klassischen Yeti Modells. Das Gehäuse ist etwas griffiger und wirkt dadurch etwas hochwertiger. Der Standfuß ist solide, das gilt auch für die beiden Schrauben, die das Mikrofon halten. Auf der Unterseite befinden sich der Mini-USB-Anschluss sowie ein ungewöhnlicher 5-poliger XLR-Anschluss. Dazu kommt der 3,5 mm Klinkenanschluss für das lokale Monitoring bzw. auch die Ausgabe von anderen Signalen (wie Skype Anrufe oder die Stimme anderer Gesprächspartner). Auch hier gibt es am unteren Ende ein Standard Mikrofon Gewinde, so kann das Gerät an einem Mikrofonarm montiert werden.
Die Knöpfe sind ebenso mit dem kleineren Modell baugleich – an der Front gibt es einen Drehregler für die Lautstärke des Monitoringkanals und einen Mute-Button, auf der Rückseite können sowohl die Richtcharakteristik als auch die Eingangslautstärke eingestellt werden.
Handhabung
Im Hinblick auf den USB-Anschluss gilt klar: Einstecken und loslegen. Sowohl unter Windows als auch unter macOS wird das Mikrofon anstandslos ohne Treiber mit dem mitgelieferten Kabel erkannt. Im Monitoring wird nicht nur die eigene Stimme direkt, ohne Latenz, wiedergegeben, auch die Systemausgabe des Macs lässt sich einmischen. Beides ist essentiell – einerseits ist Latenz beim Abhören absolut irritierend, anderseits müssen natürlich auch potentielle Gesprächspartner gehört werden können.
Der Betrieb via XLR gestaltet sich angesichts des mitgelieferten Kabels etwas schwer. Am unteren Ende des Mikrofons befindet sich ein 5-poliger XLR-Anschluss – etwas unüblich im Zusammenhang mit klassischen Mikrofonen in diesem Bereich. Mitgeliefert wird ein Y-Kabel, es spaltet den Anschluss auf zwei 3-polige Anschlüsse auf. Eine Entscheidung, die nach einer Erklärung – zu der ich im nächsten Punkt komme – durchaus Sinn macht. Aber der direkte Betrieb an einem Interface ist mit dem beiliegenden Zubehör nicht möglich. Blue müsste hier noch ein klassisches 3-poliges XLR-Kabel mitliefern.
Stichwort Lieferumfang: Die gleiche Kritik wie beim kleineren Modell gilt auch bei der größeren Variante. Es ist kein Poppschutz im Paket enthalten. Das Mikrofon ist laut Werbung des Herstellers vor allem für Sprachaufnahmen gedacht – hier ist ein Poppschutz eigentlich unerlässlich. Insofern solltet ihr mit dem Mikrofon gleich sowohl einen adäquaten Poppschutz als auch ein XLR-Kabel mitbestellen.
Leistung und Klang
Beginnen wir bei den nackten technischen Daten: Das Yeti Pro bietet eine Bitrate von 24 Bit und eine Sample Rate von 192 kHz. Die verbauten Kondensatorkapseln sind nur 14 mm groß, daher gilt das Gerät als Kleinmembran Mikrofon. Damit untermauert die Technik die Aussage des Herstellers: Das Mikrofon ist eher für Sprach- als für Musikaufnahmen geeignet.
Angesichts dessen ist die gebotene Leistung durchaus gut. Im Vergleich zum Yeti USB gibt es eigentlich keine Unterschiede im Hinblick auf die USB-Aufnahme, interessanter wird es da bei der Aufnahme via XLR. Ohne weitere Effekte gibt es hier zwar auch keine Unterschiede, offenbar liefert die so gebotene Aufnahmetechnik aber „bessere Informationen“ für die weitere Verarbeitung in einer digitalen Audio Workstation.
Schwächen bei der Aufnahme
Zwei Kritikpunkte des kleineren Modells bleiben leider bestehen. Beginnen wir bei der Mute-Taste: Diese ist nicht lautlos. Bei einer Taste die eine lautlose Situation herstellen soll, ein absolut unverständlicher Widerspruch in sich. Zum anderen ist das Mikrofon sehr sensibel im Hinblick auf Störsignale durch Kabel. Bewegungen des XLR-Kabels schlagen sich genauso negativ auf die Audioaufnahme nieder wie das Bewegen des Kabels der Monitoring Kopfhörer. Im Gegensatz zu Michael habe ich nicht auf (die sonst von mir auch bevorzugten) Beyerdynamic Kopfhörer gesetzt, sondern lediglich leichte EarPods verwendet.
Testaufnahmen
Hier drei Hörbeispiele:
Am USB-Anschluss –
Via XLR –
Via XLR mit Poppschutz –
Aufnahmemodi
Ähnlich wie das kleinere Modell setzt das Yeti Pro auf ein Array aus drei Kondensator Kapseln. Damit ist die Richtcharakteristik umschaltbar – zwischen Niere, Acht, Kugel und Stereo. Je nach Aufnahmesituation kann dann das passende Setup gewählt werden. Der Hersteller gibt die möglichen Szenarien wie folgt an:
- Stereo: Gesang, Chor, Instrumenten-Aufnahme
- Nierenform: Podcasts, Synchronisationen, Gesang, Instrumenten-Aufnahme
- Kugelform: Konferenzen, Naturaufnahmen, Veranstaltungen oder Orchester
- Bidirektional: Interviews, Instrumenten-Aufnahmen, Duette
Was anfangs sehr praktisch klingt, stellte sich für mich – bei dem kleineren Modell – als Nachteil heraus. Die bidirektionale Aufnahme wirkt einladend für klassische Gesprächssituationen in einem Interview oder Zwiegespräch, letztlich ist diese auf dem Yeti USB aber unbrauchbar. Der Grund: Beide Sprecher werden in einen Tonkanal gemischt, das macht die Nachbearbeitung sehr schwer. Ohne es absichtlich darauf angelegt zu haben, ist mein aufgezeichnetes Tonbild ein ideales Sinnbild für die Problematik:
Sowohl die Sprecherin als auch ich waren gleich weit vom Mikrofon entfernt – doch Menschen sprechen eben unterschiedlich laut. Als lang gedienter Podcaster spreche ich generell etwas lauter, dazu wird eine tiefere Stimme traditionsgemäß stärker aufgezeichnet. In der Nachbearbeitung lässt sich diese Differenz einfach beheben – zumindest der Theorie nach.
In der Praxis macht das Yeti USB hier mehr Probleme als es welche löst. Innerhalb einer Spur ist die Normalisierung bzw. die Anpassung durch Dynamics äußerst schwer. Aber jetzt kommt endlich das „sonderbare“ Y-XLR-Kabel zum Tragen!
Das Y-Kabel liefert die beiden Audiospuren bei Aufzeichnung via XLR in diesem Aufnahmemodus tatsächlich separat aus. Dazu muss jede Seite mit einem eigenen XLR Eingang auf dem Audiointerface verbunden werden. In anderen Aufnahmemodi wird auf beiden Seiten das gleiche Mono Signal aufgezeichnet. Damit setzt sich das Mikrofon klar von anderen Modellen und der Konkurrenz ab – und löst ein nicht unerhebliches Problem nachhaltig.
Technische Daten
- Kapseln: Array mit drei Kondensator-Kapseln
- Richtcharakteristiken: Niere, Acht, Kugel, Stereo
- Frequenzbereich: 20 – 20.000 Hz
- Bitrate: 24 Bit
- Sample Rate: 192 kHz
- Grenzschalldruckpegel: 120 dB (THD: 0,5% 1 kHz)
- Bedienelemente: Mikrofonverstärkung, Stummschaltung, Kopfhörer-Lautstärke, Richtcharakteristik
- Anschlüsse: USB-Kabel für Digitalanschluss und Dual-XLR-Breakout-Kabel für analoge Verbindung
- enthaltene Software: PreSonus Studio One Artist Blue Microphone Edition, iZotope Nektar Elements
- Systemanforderungen Mac: Mac OS X 10.8.5 oder höher, Intel Core 2 Duo Prozessor (Intel Core i3 oder besser empfohlen)
- Systemanforderungen Windows: Windows 7 x64 / x86 SP1 + Plattform-Update, Windows 8.1 x64 / x86, Windows 10 x64 / x86, Intel Core 2 Duo oder AMD Athlon X2 Prozessor (Intel Core i3 oder AMD Athlon X4 oder besser empfohlen)
Fazit
Das Blue Yeti ist ein praktisches USB und XLR Mikrofon, das auch für längere Zeit für die Anforderungen im Bereich Podcasting und YouTube reichen sollte. Jeder Anfänger kann davon ein Lied singen (wenngleich er das nicht mit dem Blue Yeti Pro aufzeichnen sollte), gerade bei den ersten Gehversuchen der eigenen Produktion wachsen die Anforderungen an die eigene Technik schnell. Insofern wächst das Mikrofon quasi mit der Aufnahmesituation mit – vom einfachen Einstieg via USB (der auch für Profis unter gewissen Umständen praktisch sein kann) bis hin zum professionellen Einsatz via XLR.
Das Kleinmembran-Mikrofon ist ein guter Allrounder für unterschiedliche Aufnahmesituationen und punktet durch die verstellbare Richtcharakteristik sowie die unterschiedlichen Anschlüsse. Dazu kommt eine saubere und stabile Verarbeitung. In puncto Lieferumfang könnte Blue durchaus spendabler sein, ebenso negativ fielen mir die Störgeräusche durch Kabel und die Mute-Taste auf. Wer die gebotenen Funktionen nicht benötigt, sollte sich eher für ein Großmembran-Mikrofon entscheiden. Für den Einsatzbereich Streaming und Podcast kann ich das Mikrofon – auch aus meinem eigenen Einstieg (damals mit dem Yeti USB) – wirklich empfehlen. Das Blue Yeti Pro wird für knapp 280 Euro direkt auf Amazon angeboten. Auch möchte ich an dieser Stelle gleich die Anschaffung von Zubehör empfehlen – einerseits solltet ihr einen Popppschutz kaufen, andererseits ein (oder zwei) 3-polige XLR Kabel.
Das Blue Yeti Pro wurde uns für diesen Artikel von Blue zur Verfügung gestellt. Vielen Dank an den Hersteller!
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