Die Übernahme des KI-Start-ups Humane durch HP sorgt für Schlagzeilen. Gleichzeitig markiert sie das endgültige Aus für den ambitionierten, aber kommerziell gescheiterten KI-Anstecker Ai Pin. Während HP die Technologie hinter dem Gerät als strategischen Gewinn sieht, stehen Käufer des Ai Pin mit leeren Händen da.
Ein vielversprechender Start und ein schneller Absturz
Der Ai Pin von Humane begann im April 2024 mit großen Versprechen. Das Gerät sollte den klassischen Bildschirm eines Smartphones überflüssig machen und durch Sprachsteuerung und Gesten gesteuert werden. Kern des Designs war ein Projektor, der eine minimalistische Benutzeroberfläche auf die Hand oder andere Oberflächen projizieren konnte. Doch kaum auf dem Markt, mehrten sich die Probleme. Nutzer und Tester kritisierten die unausgereifte Bedienung, die begrenzten Funktionen des Geräts und die starke Abhängigkeit von Cloud-Diensten. Diese Schwächen machten den Ai Pin für den Alltag untauglich und sorgten dafür, dass die Verkäufe weit hinter den Erwartungen zurückblieben.
Die Idee wirkte ambitioniert, doch in der Praxis scheiterte sie an technischen Einschränkungen und einem unausgereiften Konzept. Statt als revolutionäres Gerät gefeiert zu werden, wurde der Ai Pin schon bald als teures Experiment in der Technologiebranche wahrgenommen.
HPs Plan: Humane-Technologie ohne Ai Pin
Wie Bloomberg berichtet, hat HP das scheiternde Start-up Humane für 116 Millionen US-Dollar übernommen. Dabei liegt der Fokus der Übernahme nicht auf dem Ai Pin selbst, sondern auf der dahinterliegenden Technologie und Expertise. Besonders die Softwareplattform Cosmos sowie ein Portfolio von über 300 Patenten standen bei der Akquisition im Zentrum. Humane-Mitarbeiter sollen künftig in HPs neuem „HP IQ“-Labor arbeiten, das sich auf KI-gestützte Innovationen fokussiert.
HP sieht in Cosmos und den Patenten große Chancen, das eigene Technologie-Portfolio zu erweitern. Geplant ist die Integration der erworbenen Entwicklungen in innovative Bereiche wie KI-optimierte PCs, smarte Drucker und Systeme für Konferenzräume. Der Ai Pin selbst spielt in HPs Planungen keine Rolle mehr und wird endgültig eingestellt.
Nutzer enttäuscht: Der Ai Pin wird Elektroschrott
Für Käufer des Ai Pin bedeutet HPs Übernahme das Aus für ein ohnehin umstrittenes Produkt. Humane hat angekündigt, dass die Serververbindung des Ai Pin am 28. Februar eingestellt wird. Danach funktionieren essenzielle Funktionen wie die Sprachsteuerung oder KI-Features des Geräts nicht mehr. Ohne seine ständige Verbindung zur Cloud bleibt der Ai Pin kaum funktionsfähig, da nahezu alle zentralen Dienste serverbasiert waren.
Nutzer wurden aufgefordert, bis zum Abschalttermin alle auf dem Gerät gespeicherten Daten herunterzuladen, da diese nach der Abschaltung unwiderruflich verloren gehen. Käufer, die das Gerät innerhalb der letzten 90 Tage erworben haben, können zwar eine Entschädigung beantragen, doch alle anderen bleiben auf den nicht unerheblichen Kosten sitzen. Mit einem ursprünglichen Preis von 699 US-Dollar und einer monatlichen Abogebühr von 24 US-Dollar ist dies ein herber Rückschlag für die Betroffenen.
Das Ende des Ai Pin und eine neue Chance für HP
Das Scheitern des Ai Pin unterstreicht die Risiken bei der Entwicklung radikal neuer Technologien. Humane hatte den Anspruch, mit einem innovativen Ansatz den Smartphone-Markt zu revolutionieren, doch dieser Plan scheiterte an technischen Unzulänglichkeiten und der fehlenden Praxistauglichkeit. Für HP bietet die Übernahme von Humane hingegen große strategische Vorteile. Die gewonnenen Technologien könnten langfristig in zahlreichen Produktkategorien wie PCs und IoT-Geräten zum Einsatz kommen.
Für die Käufer des Ai Pin hinterlässt diese Übernahme jedoch einen bitteren Nachgeschmack. Sie stehen nicht nur mit einem unbrauchbaren Gerät da, sondern müssen auch erkennen, dass der visionäre Charakter des Produkts seine technischen Schwächen nicht ausgleichen konnte.
Via Bloomberg