Regelmäßig versorgt Apple seine Nutzer, insbesondere die seiner mobilen Geräte wie iPad und iPhone mit Updates. Das ist die gute Nachricht, denn andere Systeme werden mitunter nicht so oft gepflegt. Ich wollte erst „gut gepflegt“ schreiben. Nach dem letzten Update ist mir das „gut“ aber im Hals stecken geblieben.
Es ist nicht das erste Mal, dass ein iOS-Update Probleme macht. Es gab mal eine Version, die das komplette Mobilfunk-Teil des Gerätes lahmlegte. Dieses Mal ist es anders. Dieses mal gibt es einen so genannten Versions-Sprung. Apple aktualisiert iOS 9.3.5. auf iOS 10.0.1.
Bei Updates auf Major-Versionen, also wenn sich die Zahl vorne ändert, um es mal vereinfacht auszudrücken, kann es immer zu Problemen kommen. Daher ist ein Backup natürlich Pflicht. Schon seit Jahren sorgt Apple mit dem iCloud-Backup dafür, dass die Inhalte der Geräte regelmäßig gesichert werden. Der Anwender muss sich um nichts kümmern.
Wie fast immer kommen Updates von Apple nach deutscher Zeit um 19 Uhr heraus. So war es auch dieses mal. Und natürlich will man das angepriesene System auf seinen Devices haben. Es wurde ja schließlich auch schon seit Monaten in einer so genannten Public-Beta getestet. Was soll also schief gehen?
Es ging aber so ziemlich alles schief. Das zuerst mit dem Update versorgte iPad pro 9 zeigte nach dem Neustart nur noch das iTunes-Logo und wollte eine Verbindung zum Mac. Nur blöd, wer gerade keinen Mac zur Hand hat. Nach dem die Verbindung zum Mac dann hergestellt war, gab es nach ein paar nichtssagenden Fehlermeldungen schließlich nur die Möglichkeit der „Wiederherstellung“. Das ist in Apple-Sprech eine Neuinstallation unter Verlust aller Einstellungen und Daten. Wohl dem, der ein Backup gemacht hat.
Nun kann man vielleicht sagen: „Selber schuld, warum wartest Du nicht mit dem Update?“ Das ist in der Tat berechtigt, wenn man von IT-Experten ausgeht. Apple Devices und gerade die iPads und iPhones werden aber eben gerade nicht nur von Experten verwendet. Apple preist immer die Einfachheit seiner Systeme an und daran müssen sie sich letztendlich auch messen lassen.
Der Begriff „Update“ ist in unserer Zeit auch und gerade bei nicht Experten positiv besetzt, denn er suggeriert neue Funktionen und ein besseres Leben mit dem Gerät. Das es sich in vielen Fällen um so genannte „Bananenware“ (reift beim Kunden) handelt wird geschickt mit der PR-Maschinerie überdeckt.
Bei Apple war das bisher in der Regel nicht so. Man konnte sich auf Updates und vor allem ihr Funktionieren verlassen (von ein paar unrühmlichen Ausnahmen mal abgesehen!) Mit dem aktuellen iOS 10 Desaster – und von einem Desaster kann man sehr wohl sprechen, wenn iPhones massenweise nicht mehr funktionieren – reiht sich Apple nun endgültig in die Schlange der Problemfälle und Flickschuster ein, die es zu Hauf in der Branche gibt.
Das ist insbesondere schade, weil man eigentlich nur was Gutes will. Leider scheitert man all zu oft an den eigenen sehr ambitionierten Zielen. Niemand will den guten alten Steve heraufbeschwören, aber das laute Rumpeln im Hintergrund ist sein Rotieren im Sarg.
Apple hat schnell reagiert und spricht in diesem Fall von einer kleinen Anzahl betroffener Geräte innerhalb der ersten Stunde nach der Freigabe. Was genau ist eine „kleine Anzahl“? 10, 100, 100.000? Auch wenn die Reaktion schnell kam, man fragt sich: Hätte man nicht besser vorher das Update überprüft? Muss man so etwas auf die Kunden loslassen?
Während sich die Mehrheit der User wieder hinlegt und alles seinen normalen Rhythmus aufnimmt, kann ich mich nicht so recht beruhigen. Keine Sorge ich werfe nicht mit den Schimpfwörtern um mich, die mir gerade auf der Zunge liegen. Ich bin auch nicht sauer, weil ich nun mehrere Stunden mit der Wiederherstellung meines iPads zu tun habe. Ich stört mich auch nicht, dass nach einer iCloud-Wiederherstellung das eine oder andere Passwort neu eingegeben werden muss. Letztendlich bin ich auch nicht böse, dass Apple mir gerade nicht nur viel Geld für Devices abnimmt, sondern auch noch Lebenszeit stiehlt.
Das alles ist mir egal. Was mir allerdings nicht egal ist, sind die vielen Leute da draußen, die im guten Glauben und Vertrauen in Apple das Update gemacht haben und nun ggf. sogar nicht mehr erreichbar sind, weil ihr iPhone bis zum Kontakt mit iTunes nur das Symbol desselben zeigt. Diese Menschen wenden sich in vielen Fällen an unsere Community. Das ist auch gut so, denn hier gibt es tatsächliche Experten, die vielleicht mit Rat und Tat helfen können. Apple verweist an seinen Dienst AppleCare.
Ihr wart mal besser Apple.