Hui, neuer Thread und zweigleisige Diskussion...
Also noch mal zum ersten Thema: "Bearbeitungsphilosophie"
Die Grenzen sind so fließend, das es mMn wirklich schwierig ist eine saubere Trennung zwischen "ist noch legitim" und "ist zu viel" zu ziehen. Die einzige objektive Grenze kann meiner Meinung nur bei "es muss alles mit den Einstellungen der Kamera erzielt werden" gelegt werden. Das hätte zwar auch nicht den Anspruch, dass hierbei nur realistische oder dokumentarische Fotos entstehen, aber es wäre immerhin klar definierbar. Zumindest für jedes Kameramodell.
Für mich persönlich würde ich sagen, es kommt im Wesentlichen auf den Kontext und den Rahmen des Machbaren an. Wenn ich z.B. ein Foto von einem Insekt schieße und es nur vernünftig (im Sinne von "so wie ich es haben wollte") ins fertige Bild bekomme, wenn ich die Hälfte des Originals wegschneide, dann muss man deswegen ja nicht unbedingt das Ergebnis als verfälscht ansehen. Mit einem anderen Objektiv wäre es möglicherweise gleich so rausgekommen. Hat man das nicht, muss man eben auf die verfügbaren Mittel zurückgreifen.
Wie auch schon weiter oben erwähnt, werden hier im Forum zu großen Teilen Bilder präsentiert, die irgendein Motiv darstellen sollen. Dabei haben manche Fotografen den Anspruch einen besonderen Aspekt eines Motivs zu präsentieren und/oder eine gewisse Stimmung zu vermitteln und/oder eine Empfindung/Gedankengang beim Betrachter auszulösen usw. usw. Was auch immer die Gründe sind, warum man ein Foto macht und es dann präsentiert. In meinen Augen führen diese Aktivitäten nahezu unweigerlich in den Bereich, dass eine gewisse Verkünstelung/Verkünstlichung mit der Bilderstellung einher geht.
Nehmen wir mal das Beispiel "Langzeitbelichtung": diese wird gerne genutzt um extrem weiches und glattes Wasser im Bild zu erzeugen. Bewegte Objekte verschwimmen bis zur Unkenntlichkeit. Hier wird also gezielt eine Atmosphäre erzeugt oder übertrieben dargestellt, die in der Realität so nicht wahrgenommen wurde bzw. werden konnte. Die frames/sec unseres Wahrnehmungsapparates sind dafür zu hoch. Nichts desto trotz kann dieses Bild näher an der wahrgenommenen Realität sein, als ein Bild des gleichen Motivs mit einer Belichtungszeit von 1/60 sec, wenn die Atmosphäre an diesem Ort zu diesem Zeitpunkt bei der Person vor Ort eben genau diesen Eindruck vermittelt hat.
Aber das werden wir nie wissen können.
Mir geht es dabei auch nicht anders bei dem ein oder anderen Foto, das mir so im Netz begegnet. Oft denke ich mir bei HDRs z.B. "Wow, Mordseffekt, aber das Ergebnis sieht nur noch gekünstelt aus". Ohne zu wissen warum, empfinde ich das dann als "too much", während eine ähnlich unnatürliche Aufnahme, wie eine Langzeitbelichtung, nicht diese Ablehnung auslöst.
Wahrscheinlich ist es hier wie bei vielen anderen Dingen auch. Die Masse macht's und inzwischen hat man auch seine Erfahrungen mit der Masse gemacht. Irgendwann werden einem die überdrehten HDRs (z.B.) zu viel und man wird ein bisschen "allergisch". Ebenso bei anderweitig künstlich wirkenden Aufnahmen. Da wünscht man sich dann manchmal schon, die Leute würde mal ein paar neue Regler in Photoshop ausprobieren.
Naja, ich denke uns hier im Forum fehlt manchmal auch der wichtige Teil des Kontexts, um die Bilder richtig einordnen zu können. Und das bringt mich zum zweiten Thema:
"Topshots oder auch nicht".
Wie von reframing erkannt, würde ich es begrüßen, wenn die Bilderpräsentation hier etwas strukturierter laufen würde. Mir geht es dabei nicht unbedingt darum, dass ich irgendwelche Qualitätsansprüche hätte (die habe ich bei mir selbst auch nicht immer, da ich fotografisch noch nicht so weit bin mir sowas leisten zu können) oder geschweige denn diese beurteilen oder auch nur im entferntesten fordern könnte. Nichtsdestotrotz empfinde ich es manchmal ein bisschen ärgerlich wie weit die jeweilige Selbsteinschätzung der Bild-Spender auseinander liegt. Manche posten wild irgendwelche Schnappschüsse, während andere sich stundenlang im Dreck auf die Lauer legen, um den entsprechenden Schuss abzuwarten (ehm, ich mache beides nicht). Das soll ja auch jeder gerne alles hier posten, so lange es die Server nicht ins Nirvana reisst, aber vielleicht nicht unbedingt im gleichen Thread.
Da ich mal davon ausgehe, dass es den meisten hier so geht wie mir, dass sie wenig Motivation verspüren einen riesigen Brocken ihrer Freizeit damit zu verbringen anderer Leute Bilder in passende Threads einzusortieren (habe mehr als genug mit meinen eigenen Bildern zu kämpfen), denke ich, dass ein moderierter Ansatz nicht funktionieren wird. V.a. da dies hier "nur" der Café-Bereich des Forums ist und die Schwerpunkte klar anders gelegt sind (zu Recht! Die technische Hilfestellung, die man hier bekommt ist großartig!).
D.h. es kann so oder so nur über die Einschätzung der Leute gehen, die ihre Bilder hier präsentieren. Unter der hypothetischen Annahme man wolle etwas an der Art und Weise der Zuordnung der User-Bilder zu den Threads ändern, ist die einzige Idee die ich dann noch habe, dass man ein handvoll Regeln aufstellt, was wohin gepostet werden soll. Das hätte zumindest den Effekt, dass ein gewisser Prozentsatz der Bilder dann etwas geordneter abgelegt würde.
Aber auch das ist nicht ganz ohne Aufwand zu erledigen, da man erst mal eine Weile diskutieren und sich einigen müsste, was den bitte schön wohin gepostet werden möge.
**********
Warum ich das überhaupt alles hier in die Tastatur hacke? Mir gefällt es sehr gut hier im Photocafé, da die Tipps, Hinweise und Einschätzungen sehr objektiv und fachmännisch angebracht werden, während nicht alles sofort bis ins letzte Detail von höchst-spezialisierten Spezialspezialisten klein geredet wird (kenne kein Fotoforum, wo das so ist, aber das wäre eine meiner Befürchtungen im "Schwimmerbecken"). Darüber hinaus würde ich es trotzdem begrüßen, wenn die Mehrzahl der Topshots wirklich bei den Topshots landeten, während die "Spassbilder" und Schnappschüsse eben anderweitig gesammelt würden. Und mir geht es sicher nicht darum irgendjemanden ob seiner Bilder herab zu stufen oder sonst wie auszugrenzen oder hier ein Leistungsprinzip reinzubringen. Das wäre auch vollkommen vermessen, da ich wie gesagt selbst noch ziemlicher Anfänger bin. Ich könnte mir nur vorstellen, dass es für die Fotographen unter uns etwas Besonderes sein könnte, wenn mal ein eigenes Foto in den Kreis der Topshots aufgenommen würde. Quasi als Motivation, die eigenen Fertigkeiten zu verbessern.
Wie sich das organisatorisch oder gar technisch umsetzen lässt, ohne dass jemand den oben genannten Wust an Arbeit am Hals hat, weiß ich leider auch nicht.