Mitglied 39040
Gast
…oder Schärfentiefe - das Wort ist mir egal.
Aber viele Leute fragen mich immer mal wieder, wie sie sich die Auswirkungen von Brennweite, Entfernungseinstellung und gewählter Blendenöffnung einigermaßen begreifbar machen können – heutige Kameras bieten ja kaum noch Skalen oder Abblendhebel - vom früheren analogen Rüstzeug der Fotografen ganz zu schweigen.
Dazu habe ich eben mal einen kleinen Artikel verzapft, der vielleicht dem einen oder anderen weiterhilft:
Ich will hier mal versuchen, die Rätsel der Tiefenschärfe (TS) ein wenig handlicher vorzustellen, als es bloße Tabellen können.
Auch die ominöse „hyperfokale Entfernung“ verliert ihren Schrecken, wenn man sie anschaulich gemacht bekommt.
Zur Verdeutlichung habe ich schnell ein paar iPhone-Bilder von einem analogen Normalobjektiv gemacht, welches die wichtigen Größen einfach anzeigt und die man durch bloßes Drehen verstellen kann - hier ist es ein 50mm Leica R-Summicron, eines der besten Kleinbildobjektive der Welt.
Solche Werte hatten früher aber auch die meisten Kameras zu bieten, die nur einen Bruchteil kosteten, von Agfa bis Zenith…
((die TS hängt aber nicht von der Objektivqualität ab – sie ist physikalisch unüberwindlich))
So sieht ein richtiges Objektiv aus, in seinen wichtigen Einstellbereichen:
Am vorderen (also oben im Bild) Drehring wird die Entfernung eingestellt, meist durch Sicht-Kontrolle im Spiegelreflexsucher. Wenn dort das Bild scharf erscheint, ist das Objektiv richtig eingestellt, für ein bestimmtes Motiv in einer bestimmten Entfernung.
Hier ist das Motiv weit entfernt, die Skala zeigt daher unendlich (∞ steht über der dreieckigen weißen Einstellmarkierung).
Die Blende wählt man am hinteren Einstellring, der die klassischen Blendenwerte eingraviert zeigt, hier von 2 bis 16.
Eingestellt ist momentan knapp Blende 2.8.
Zwischen der gelben Zahl 50 und dem roten Punkt befindet sich die TS-Skala.
Auf ihr sieht man jeden Blendenwert zweimal, einmal links (vor) und einmal rechts (hinter) der eingestellten Entfernung.
(aus Platzgründen hat der Hersteller die beiden Zahlenpaare 2.8 und 5.6 nicht graviert - man „weiß“ ja, welche Blendenzahlen zwischen 2 und 4 bzw. zwischen 4 und 8 liegen; die „2“ erscheint nur einmal)
Diese Skala zeigt direkt den Tiefenschärfenbereich bei einer gewählten Blende an:
Bei dieser Entfernungseinstellung (auf unendlich, ∞) wäre die Schärfe bei offener Blende (2) auf die ganz weiten Dinge beschränkt – bei der Wahl von Blende 4 würde von ungefähr 15 Metern bis hin zu ∞ die Schärfe reichen (rote Linien) und bei Blende 16 gar reichte die TS ungefähr von 5 Metern bis ∞ (blaue Linien)!
Das ist schon mal ganz praktisch, aber noch nicht alles.
Interessanter wird es nämlich, wenn man an der Entfernung dreht:
Hier habe ich die Entfernung auf 10m eingestellt. – Wenn man nun die Blende 8 wählt, reicht die TS von 5m bis unendlich!
Nämlich wieder von der linken bis zur rechten Indexmarke 8. Bei Bl. 16 erschiene sogar von 3 Metern an alles scharf.
Der Fotograf kann also mit der Dreherei ein wenig spielen und sieht sofort, welche Blende-Entfernungs-Kombination welche TS erzielt.
Der makabre Witz ist nun aber, daß der Sucher das nicht anzeigt, solange die Blende nicht geschlossen ist!
Da hilft weder AF noch manuelles Einstellen.
An einigen Kameras (SLR und DSLR) kann man durch Abblenden das Ergebnis ahnen, aber richtig erkennen kann man es erst am fertigen Bild.
Sehr nützlich ist's daher, wenn man die kleine Skala beherrscht!
Für eine Schärfe von 5m bis ∞ bei Blende 8 und diesem Objektiv ist 10m die „hyperfokale“ Distanz. So einfach hat man es in der echten Praxis!
Selbstredend kann man mit den Werten prima den hilfreichen Bereich zurechtdrehen:
Wenn es einem wichtig ist, so könnte man in dieser Einstellung bei Bl 16 von 2,5 Metern bis ganz hinten alles scharf haben – oder aber mit Bl. 2 oder 2.8 nur den Bereich um die 5 Meter „freistellen“.
Wenn wir näher herangehen, beginnt das Nahbereichsproblem greifbar zu werden: die Abstände der Zahlen auf der Entfernungsskale werden größer…
Bei 1m Einstelldistanz ist hiermit auch bei Bl. 16 nur eine TS von ca. 0,85m bis 1.2m zu erreichen!
Und bei der 55 cm Einstellung hat die TS nur noch eine Tiefe von knapp 10 Zentimetern: von 0.5 bis 0.6m. Im günstigsten Falle, also bei Bl. 16.
Bei Blende 2.8 oder 4 spielt sich alles nur zwischen (geschätzt) 54 und 56 Zentimetern Entfernung ab.
Wir enden beim Hauptproblem der Nah- und Makrofotografie:
die TS ist grundsätzlich gering und sie läßt sich nur mit ganz kleinen Blende und damit hohem Lichtbedarf ein wenig ausweiten!
Aber viele Leute fragen mich immer mal wieder, wie sie sich die Auswirkungen von Brennweite, Entfernungseinstellung und gewählter Blendenöffnung einigermaßen begreifbar machen können – heutige Kameras bieten ja kaum noch Skalen oder Abblendhebel - vom früheren analogen Rüstzeug der Fotografen ganz zu schweigen.
Dazu habe ich eben mal einen kleinen Artikel verzapft, der vielleicht dem einen oder anderen weiterhilft:
Ich will hier mal versuchen, die Rätsel der Tiefenschärfe (TS) ein wenig handlicher vorzustellen, als es bloße Tabellen können.
Auch die ominöse „hyperfokale Entfernung“ verliert ihren Schrecken, wenn man sie anschaulich gemacht bekommt.
Zur Verdeutlichung habe ich schnell ein paar iPhone-Bilder von einem analogen Normalobjektiv gemacht, welches die wichtigen Größen einfach anzeigt und die man durch bloßes Drehen verstellen kann - hier ist es ein 50mm Leica R-Summicron, eines der besten Kleinbildobjektive der Welt.
Solche Werte hatten früher aber auch die meisten Kameras zu bieten, die nur einen Bruchteil kosteten, von Agfa bis Zenith…
((die TS hängt aber nicht von der Objektivqualität ab – sie ist physikalisch unüberwindlich))
So sieht ein richtiges Objektiv aus, in seinen wichtigen Einstellbereichen:
Am vorderen (also oben im Bild) Drehring wird die Entfernung eingestellt, meist durch Sicht-Kontrolle im Spiegelreflexsucher. Wenn dort das Bild scharf erscheint, ist das Objektiv richtig eingestellt, für ein bestimmtes Motiv in einer bestimmten Entfernung.
Hier ist das Motiv weit entfernt, die Skala zeigt daher unendlich (∞ steht über der dreieckigen weißen Einstellmarkierung).
Die Blende wählt man am hinteren Einstellring, der die klassischen Blendenwerte eingraviert zeigt, hier von 2 bis 16.
Eingestellt ist momentan knapp Blende 2.8.
Zwischen der gelben Zahl 50 und dem roten Punkt befindet sich die TS-Skala.
Auf ihr sieht man jeden Blendenwert zweimal, einmal links (vor) und einmal rechts (hinter) der eingestellten Entfernung.
(aus Platzgründen hat der Hersteller die beiden Zahlenpaare 2.8 und 5.6 nicht graviert - man „weiß“ ja, welche Blendenzahlen zwischen 2 und 4 bzw. zwischen 4 und 8 liegen; die „2“ erscheint nur einmal)
Diese Skala zeigt direkt den Tiefenschärfenbereich bei einer gewählten Blende an:
Bei dieser Entfernungseinstellung (auf unendlich, ∞) wäre die Schärfe bei offener Blende (2) auf die ganz weiten Dinge beschränkt – bei der Wahl von Blende 4 würde von ungefähr 15 Metern bis hin zu ∞ die Schärfe reichen (rote Linien) und bei Blende 16 gar reichte die TS ungefähr von 5 Metern bis ∞ (blaue Linien)!
Das ist schon mal ganz praktisch, aber noch nicht alles.
Interessanter wird es nämlich, wenn man an der Entfernung dreht:
Hier habe ich die Entfernung auf 10m eingestellt. – Wenn man nun die Blende 8 wählt, reicht die TS von 5m bis unendlich!
Nämlich wieder von der linken bis zur rechten Indexmarke 8. Bei Bl. 16 erschiene sogar von 3 Metern an alles scharf.
Der Fotograf kann also mit der Dreherei ein wenig spielen und sieht sofort, welche Blende-Entfernungs-Kombination welche TS erzielt.
Der makabre Witz ist nun aber, daß der Sucher das nicht anzeigt, solange die Blende nicht geschlossen ist!
Da hilft weder AF noch manuelles Einstellen.
An einigen Kameras (SLR und DSLR) kann man durch Abblenden das Ergebnis ahnen, aber richtig erkennen kann man es erst am fertigen Bild.
Sehr nützlich ist's daher, wenn man die kleine Skala beherrscht!
Für eine Schärfe von 5m bis ∞ bei Blende 8 und diesem Objektiv ist 10m die „hyperfokale“ Distanz. So einfach hat man es in der echten Praxis!
Selbstredend kann man mit den Werten prima den hilfreichen Bereich zurechtdrehen:
Wenn es einem wichtig ist, so könnte man in dieser Einstellung bei Bl 16 von 2,5 Metern bis ganz hinten alles scharf haben – oder aber mit Bl. 2 oder 2.8 nur den Bereich um die 5 Meter „freistellen“.
Wenn wir näher herangehen, beginnt das Nahbereichsproblem greifbar zu werden: die Abstände der Zahlen auf der Entfernungsskale werden größer…
Bei 1m Einstelldistanz ist hiermit auch bei Bl. 16 nur eine TS von ca. 0,85m bis 1.2m zu erreichen!
Und bei der 55 cm Einstellung hat die TS nur noch eine Tiefe von knapp 10 Zentimetern: von 0.5 bis 0.6m. Im günstigsten Falle, also bei Bl. 16.
Bei Blende 2.8 oder 4 spielt sich alles nur zwischen (geschätzt) 54 und 56 Zentimetern Entfernung ab.
Wir enden beim Hauptproblem der Nah- und Makrofotografie:
die TS ist grundsätzlich gering und sie läßt sich nur mit ganz kleinen Blende und damit hohem Lichtbedarf ein wenig ausweiten!