Und viele kleinere Druckereien sind auch nicht gerade die Kompetenz in Person.
Ach, da fällt mir ein, wie ich seinerzeit meine ersten selbst erstellten Flyer drucken lies.
Ab zur örtlichen „Druckerei” mit meiner CD. Da stand dann grad die Oma, die sich als designierte Fachfrau für Falz- und Wickeltechnik in strammer Kittelschürze mit Blümchenmuster intensiv um die formvollendete Veredelung von Foldern bemühte. Bis heute weiß ich nicht, ob der ausgeprägte Morbus Bechterew als Prädestination für die Aufgabe diente oder die Natur einfach nur ihre Anatomie optimal an die Anforderungen ihres Berufsbildes angepasst hat.
Irgendwann war nach mehrmaliger Nachfrage der Chef
wach auffindbar, der mit hochrotem Haupt und mir im Schlepptau an Kisten, Kasten und Maschinen vorbei in die hinterste Ecke zum Rechner navigierte. Der hatte seine Heimat auf einer einreihigen Registratur mit vier Schubladen gefunden, war natürlich ausgeschaltet und samt Tastatur behaubt, um ihn vor dem harten Alltag im Druckbetrieb zu schützen.
Nach kaum 10 Minuten war er dann auch in Betrieb. Es war sogar eine antiquierte Version von Corel Draw installiert, die vermutlich noch den Niedergang der Maya-Kultur erlebt hat. Eigentlich hätte er ja nicht viel Ahnung von so nem neumodischen Kram meinte er. Stimmt. Mit meinen Dateien konnte er nämlich nicht viel anfangen. PDF? Hmmm… Ob ich denn vielleicht JPEGs hätte? Hmm, jo, wegen mir. Das mit den Farben war ihm auch nicht ganz geheuer, deshalb versicherte er sich vorsorglich per RAL-Fächer, welche Farbe ich denn gerne hätte. Im Verlauf des einstündigen Gesprächs habe ich meine Wünsche dann auf zwei Farben reduziert, um den armen Mann nicht unnötig zu verwirren.
Mit stolzer Brust präsentierte er mir dann eine Woche später meine Flyer. „Gucken Sie mal, wie schön die geworden sind!” Der Hintergrund war dann zwar statt dunkelgrün, wie vereinbart, eher hellgrün bis weiß - was der Sichtbarkeit der weißen Schrift nicht wirklich Vorschub leistete – aber wenn man den Text kannte, war der Inhalt des Flyers mit ein wenig Mühe und entsprechender forensischer Ausrüstung zu erraten.
Ich muss heute noch lachen, wenn ich daran denke.
Also nix gegen Leute, die noch beim ollen Gutenberg das Handwerk gelernt haben und ihre Lettern bei den Ludolfs kaufen, statt Schriften aus ’nem schnöden Shop herunterzuladen. Aber im Zeitalter von elektrischem Strom und eigenem Wasseranschluss sollten sie vielleicht als fehlendes historisches Bindeglied zwischen chinesischem und europäischem Buchdruck eher ihre Dienste einer Museumsdruckerei anbieten, um die Techniken des ausgehenden 15. Jahrhunderts für die Nachwelt festzuhalten, als sich von dem ganzen neumodischen Zeugs durcheinander machen zu lassen.