Ich bin immer dafür, zumindest aller drei Jahre zum Augenarzt zu gehen. Der Optiker kann feststellen, dass die Augen schlechter geworden sind, der Augenarzt warum. Eine krankhafte Veränderung kann (und darf wahrscheinlich) ein Optiker nicht diagnostizieren.
Ich habe vor einigen Jahren meine erste Gleitsichtbrille bekommen, eingemessen von der Augenärztin. Die hat drei Zonen: Fernsicht, Computerbildschirm und normales Lesen.
Bei Optiker hat die Vorbereitung dann ca. eine Stunde gedauert: Augenabstand, welche Wehwehchen (bei mir Astigmatismus, verlängerter Augapfel, Altersweitsichtigkeit, extremer Unterschied zwischen beiden Augen 2,5/7,5 Dioptrien, ausgeprägtes Schielen und aufgelockerte Netzhaut) ich mitbringe, welches ist das Führungsauge ist, Blickwinkel usw. Dann gab es eine Serie von s/w-Fotos, die mein Gesicht und die Proportionen kartieren. Das war faszinierend, weil nur die Pupillen farbig dargestellt werden und um so greller aussehen auf den Fotos. Der Optiker hat die Augen auch noch mal ausgemessen und kam zum gleichen Ergebnis wie die Augenärztin. Puh, Glück gehabt.
Die Augenärztin hatte Kunststoffgläser verordnet, weil das Glas mit den hohen Dioptrien sonst zu schwer würde und durch den Gewichtsunterschied die Brille ständig schief sitzen würde. Zu klein dürfen die Gläser bei Gleitsichtbrillen auch nicht sein, sonst sind die übereinander angeordneten Sehbereiche nur noch Sehschlitze.
Ich habe mich dann für die zweitbeste Qualität entschieden, einschließlich Blaufilter wegen überwiegender Arbeit am PC, Antibeschlag- und Antikratzversiegelung und je Glas ca. 650 € bezahlt. Der Optiker hat das sehr gut eingearbeitet, so dass der gefürchtete Sektflaschenboden-Effekt auch beim stärkeren Glas nicht auftritt.
Der Rahmen stammt von einer kleinen Brillenmanufaktur hier bei Berlin (Conquistador) und hat mir wegen des Materials (ganz feines Metallgitter in titanfarben) und der Form (leicht retro/Katze) gefallen. Das Aussuchen des Rahmens hat dann nochmal ca. eine Dreiviertelstunde gedauert ...Die Brille kann mit Luftpolsterauflagen für die Nase getragen werden. Darauf schwöre ich seit Jahren, ich finde die viel besser als feste Kunststoffauflagen.
Ich habe die Brille abgeholt und bin sofort in der Fußgängerzone losgelaufen. Entweder hatte ich Glück mit meinen Augen/Gehirn oder es lag an der soliden Handwerkskunst (alteingesessener Optiker), ich hatte nicht eine Sekunde Schwierigkeiten mit der Gleitsichtbrille.
Das mit dem Avatar klingt spannend, aber ich würde wahrscheinlich nur die Vorauswahl zu hause treffen und dann beim Optiker noch mal probieren. Ich hatte Brillenrahmen auf, die zu dicht am Gesicht gesessen haben und dann minimalen Kontakt zu den Wangen oder Wimpern (und ich habe ziemlich kurze) hatten, da würde ich wahnsinnig werden.