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Kernenergie - warum denn kein HTR?

wurst

Strauwalds neue Goldparmäne
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Hallo Apfeltalker. Angesichts des wachsenden Energiehungers der Erdbevölkerung und der mangelnden Fähigkeit von Windrädchen sicheren Strom zu liefern, habe ich mich im Internet mal informiert, ob es eine alternative zu den alten Kernkraftwerken in Deutschland gibt. Und siehe da: Ja, die gibt es bzw. daran wird gerade geforscht.

Sicheres Atomkraftwerk

Was spricht denn eigentlich noch dagegen bzw. kann man überhaupt dagegen sein, wenn man die Erde vor einer Klimakatastrophe retten möchte?
 

jomi

Kleiner Weinapfel
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Einige Bemerkungen dazu:

1) Auch dieser Reaktortyp ist nicht absolut sicher. Zwar ist eine Kernschmelze wohl nicht möglich, es liegen aber trotzdem gewisse Mengen radioaktiven Materials vor, die bei Beschädigung des Reaktors (z.B. durch Erdbeben, Flugzeugabsturz, …) austreten kann.
2) Wir sollten nicht vergessen, dass die allermeisten Störfälle in AKWs zumindest teilweise auf menschliche Fehler (z.B. nicht eingehaltene Wartungsintervalle, mangelnde Achtsamkeit, …) zurückzuführen sind.
3) Diverse andere Probleme (z.B. Endlagerung radioaktiver Abfälle, Vermeidung sog. schmutziger Bomben) sind vom Reaktortyp vollkommen unabhängig.
4) Zur Energieerzeugung geeignete radioaktive Materialien kommen in der Natur — genau wie fossile Brennstoffe — nur in begrenztem Maße vor; die Vorräte sind also auch irgendwann erschöpft.

Kurz gesagt:
Dieser Bautyp löst zwar eines der größten Probleme bisheriger AKWs, viele weitere Probleme bleiben jedoch bestehen.
Ist er sicherer? Ja.
Ist er sicher? Nein.
 

MacAlzenau

Golden Noble
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Ganz verenfacht gesagt: Es gibt keine sicheren Atomkraftwerke.
Völlig egal, ob da Konzept fehlerhaft ist oder ob "nur" Menschen Fehler machen können oder ob es einfach das Problem gibt, den Restmüll unterzubringen - es gibt immer Möglichkeiten, daß was schiefläuft.
Wie bei jeder Technik - aber wenn ein Windrad umfällt, sind vielleicht die gerne zitierten Kinder im Schulbus, der gerade da fuhr, tod, und das sind etwa 50, aber wenn ein AKW Amok läuft, sind es halt nicht nur ein paar Leute, sondern schlimmstenfalls Millionen.
Wenn AKWs sicher wären, könnte man sie auch versichern (dann würde ich auch an ihre Sicherheit glauben).
Deutsche AKWs sind das nicht, ihre versicherte Haftpflichtsumme entspricht so etwa ein paar hundert, vielleicht ein paar tausend Euro bei deinem Auto. Un selbst wenn du mit deinem Auto den denkbar größten Schaden auslöst, passiert nicht - bei einem Atomkraftwerks-Maximalschaden dagegen passiert einiges.
Die Frage ist nicht, was passieren könnte, wenn alles normal abläuft - die Frage ist, was die Konsequenzen sind, wenn alles schiefläuft. Denn auch wenn das Risiko gering sein mag: wenn was schiefläuft, ist der Schaden exopritant, unfassbar, über allem Vorstellbaren.
 

Apfelbitz

Englischer Kantapfel
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Dort wird auch der Flüssigsalzreaktor beschrieben.
Eine Kernschmelze ist dort unmöglich da der Kern schon geschmolzen ist.
Dieser Typ dürft sehr sicher sein.
Nachteile werden auch gennant. Es muss einiges entfernt werden. Ist das radioaktiver Müll?
Nachteile:
Li-7 muss im Primärkreislauf verwendet werden, da sonst Fluorwasserstoff entsteht
drei Kreisläufe
135Xe muss aus dem Primärkreislauf entfernt werden
Graphit als Moderator
 

zitzmannm

Reinette de Champagne
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Tja, dann les' dir mal die Geschichte des THTR-300 an. Zwar schon etwas älter, jedoch auch ein Hochtemperaturreaktor.
 

wurst

Strauwalds neue Goldparmäne
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Tja, dann les' dir mal die Geschichte des THTR-300 an. Zwar schon etwas älter, jedoch auch ein Hochtemperaturreaktor.

Ja, das ist aber ein Prototyp der dann auch aus politischen Gründen abgeschaltet wurde.

Und zu sicheren Atomkraftwerken, natürlich ist nichts sicher. Aber auch Flugzeuge, Autos, Chemiefabriken oder Häuser sind nicht komplett sicher. Wenn man sich anschaut, was alles passieren muss, dass ein uraltes und längst überholtes Kraftwerk solche Probleme bekommt (Fukushima), dann ist ein hochmodernes, inhärent sicher ausgelegtes Kraftwerk doch wirklich vertretbar, wenn man dafür eine Menge CO2 einsparen kann und Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser (Meerwasserentsalzung) und einen besseren Lebensstandard ohne CO2 Ausstoß zu ermöglichen.
 

zitzmannm

Reinette de Champagne
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Meine Güte. Wie kann man denn einen Autounfall mit einen GAU vergleichen?
 

wurst

Strauwalds neue Goldparmäne
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Meine Güte. Wie kann man denn einen Autounfall mit einen GAU vergleichen?

Es sterben mehr Menschen bei Autounfällen als bei Atomunfällen. Wenn man mit dem Fehlen von 100%iger Sicherheit argumentiert müsste man Technik generell ablehnen.
 

zitzmannm

Reinette de Champagne
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Bei einem Autounfall sterben zwischen 1 und 10 Personen. Das ist ein Unfall, da sterben Menschen; jedoch hat so ein Unfall keine anhaltenden Folgen. Bei einem Unfall in einem AKW sterben Millionen von Menschen, ein großes Gebiet ist lange nicht bewohnbar; ausserdem treten Langzeitschäden auf (Siehe bspw. die Erbfehler und daraus resultierende Fehlbildungen bei Tschernobyl-Opfern).

Lass dich nicht von der Aussage 'sicher' täuschen. AKWs sind nicht sicher, waren sie nicht, werden sie auch nie sein. Und schon gar nicht die deutschen.
 

wurst

Strauwalds neue Goldparmäne
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Es sterben nicht Millionen von Menschen, wo hast du diese Zahlen her? Bei Tschernobyl kam es zu einem Unfall, der unglaublich viel Radioaktivität unglaublich weit verteilt hat. Das war durch die Bauart des Reaktors bedingt. Die offizielle Zahl der Toten liegt bei 4000.

In Japan sind bei der Flutwelle 30 000 Menschen gestorben, in den Medien ist jetzt aber fast nur noch das AKW. In Deutschland sterben jedes Jahr 6000 Menschen auf den Straßen. Das sind 150 000 seit Tschernobyl.

Wenn man Risiken abwägt, muss man die Wahrscheinlichkeit für einen Unfall mit den Unfallfolgen in Verbindung bringen. Sonst kann man gar keine Technik benutzen und sollte sich auch nicht mehr auf die Straße trauen. Man kann und sollte die Sicherheitsstandards sehr sehr hoch setzen, ob die Kraftwerksbetreiber ihre Kraftwerke dann noch haben möchten, ist deren Problem.
 

zitzmannm

Reinette de Champagne
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Die offiziellen?! Ja, die 4000 sind die, die direkt durch den Unfall gestorben sind. Fehlen ja nur noch die, die später durch die Strahlung gestorben sind...
 

wurst

Strauwalds neue Goldparmäne
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Die offiziellen?! Ja, die 4000 sind die, die direkt durch den Unfall gestorben sind. Fehlen ja nur noch die, die später durch die Strahlung gestorben sind...

Selbst die realitätsfernste Schätzung kommt nicht annähernd an eine Millionen. Die 4000 wurden stark verstrahlt, weil sie den Graphitbrand löschen mussten.
 

harden

Roter Eiserapfel
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Im letzten Jahr starben knapp 4000 Menschen bei Verkehrsunfällen in Deutschland. Dazu kommen auch Spätfolgen bei Verletzten und Helfern sowie Gesundheitsschäden durch Abgase und Lärm.

Wenn man annimmt, dass die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland in den Jahren seit Tschernobyl 1986 immer 4000 war (die war natürlich höher in der Vergangenheit, ich bin aber zu Faul die genauen Zahlen zu suchen), dann hatten wir nur in Deutschland seit 1986 100000 Tote im Strassenverkehr.

Nur in Deutschland hatten wir also seit 1986 mehr Unfalltote durch den Strassenverkehr als Tschernobyl bisher verursacht hat. Dazu kommen die Folgen der Verletzungen, Abgase, Lärm usw.

In Europa gab es 2004 43000 Verkehrstote.
 

jomi

Kleiner Weinapfel
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Diese Diskussion ist müßig, da man die einen Opfer nicht gegen die anderen aufwiegen kann und sollte. Wenn wir anfangen, damit zu argumentieren, wodurch mehr Menschen sterben und dadurch Dinge geringerer Opferzahl legitimieren wollen, dann können wir gleich Mord legalisieren. Schließlich stirbt da immer nur ein Einziger…

So, ich bitte um Entschuldigung für diesen Zynismus; aber wenn hier angefangen wird, Menschenleben gegeneinander aufzuwiegen, dann geraten wir in ganz böse Gewässer
Insofern hoffe ich, dass das eine heilsame Portion Zynismus war und wir wieder zum Thema zurück kommen können.
 

wurst

Strauwalds neue Goldparmäne
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Es ging um Risikoabwägung und darum, dass es 100% Sicherheit nicht gibt. Das nimmt man immer in Kauf, bei Autos und bei Häusern und bei Flugzeugen.
 

paul.mbp

Ralls Genet
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Wie gravierend müssen denn die Auswirkungen eines möglichen Unfalls denn noch sein,
damit das Argument "es gibt keine 100% Sicherheit" nicht mehr zur Rechtfertigung herangezogen wird ?
 

Apfelbitz

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Es ging um Risikoabwägung und darum, dass es 100% Sicherheit nicht gibt. Das nimmt man immer in Kauf, bei Autos und bei Häusern und bei Flugzeugen.

Nur für den Fall das es dir entgangen ist. Deutschland hat schon den Atomausstieg beschlossen. Das Risiko wurde diskutiert und für zu hoch befunden.
Auch wenn Hanswurst da anderer Meinung ist.
 

wurst

Strauwalds neue Goldparmäne
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Nur für den Fall das es dir entgangen ist. Deutschland hat schon den Atomausstieg beschlossen. Das Risiko wurde diskutiert und für zu hoch befunden.
Auch wenn Hanswurst da anderer Meinung ist.

Nein, in Deutschland wurde nur die Angst der Bevölkerung berücksichtigt und die Tatsache, dass Deutschland prächtig mit Windrädchen verdient, bedacht. Mit einer rationalen Entscheidung hat das nicht viel zu tun, zumal überall auf der Welt Atomreaktoren entstehen. Und viele davon in Schwellenländern. Da ist die Entwicklung eines sicheren Reaktor doch wichtig.
 

jomi

Kleiner Weinapfel
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Die Entwicklung eines sicheren Reaktors — sowie sicherer peripherer Technologien, z.B. zum Umgang mit radioaktiven Abfällen — wäre in der Tat ein bemerkenswerter und erfreulicher Fortschritt.
Das Problem ist aber, dass eine solche Entwicklung aus oben bereits genannten Gründen nicht absehbar ist.