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Original im Blog
Na endlich! Nachdem mir das zweite Album von Herrn Urlaub persönlich noch besser als sein Solo-Debut gefallen hatte und die Live-Single "Zehn" zu meinen absoluten Favoriten der letzten Jahre zählt, habe ich dem heutigen Tag schon lang entgegengefiebert. Die Tickets für die Krachgarten-Tour liegen schon lange bereit und ich war hocherfreut, als "Die Wahrheit übers Lügen" plötzlich überall als Doppelalbum geführt wurde. Nun, die Angabe "(ungefähr 1,5 CD)" relativierte das wieder und im Endeffekt hätten die 15 Songs mit ihren 50 Minuten auch locker auf eine Disc gepasst. Egal, jetzt wird erstmal reingehört:
Das erste Lied - die Single "Nichimgriff", auf deren Video mich letztens schon Cy netterweise hingewiesen hatte - trifft meinen Geschmack bezüglich der Musik gut. Es ist relativ schnell und hart, und obwohl ein wenig mehr Variation nicht verkehrt wäre, ist das im Wesentlichen die Gangart, die ich mir von FURT-Songs wünsche.
Der zweite Song "Unscharf" handelt davon, dass Farin die Frauen ebenso wenig versteht wie wir alle. Klingt schon beim zweiten Mal Hören ein bisschen ausgelutscht, aber vom Text eigentlich ein schöner Song.
Um herauszufinden wer der Namensgeber von Track 3 ist, musste ich erstmal Google anwerfen. Schlauer bin ich dadurch auch nicht geworden: "Gobi Todic" hat zwar eine Website, aber scheinbar handelt es sich um ein erfundene Person. Virales Marketing und so.. Was auch immer genau dahinter steckt, die Nummer macht Spaß, regt die Glieder zum Wackeln und den Kopf zum Wippen an.
Weiter geht es mit "Seltsam", ein ziemlich deutliches Statement gegen den täglichen Missbrauch der Menschen an Tieren. Gefällt mir sehr, musikalisch und auch wegen der Aussage.
"Krieg" ähnelt dem mittlerweile vom Pop-Radio getöteten "Lasse reden" und auch "Wir sind die Besten", und ist im Gegensatz zum vorigen Stück nicht besonders ernst oder düster, wie ich vom Titel her zunächst vermutet hätte. Es wird besungen, dass (und weshalb) die Menschheit auf Krieg steht - und das Farin mit dem Auto zum Einkaufen gefahren ist.
In "Pakistan" verarbeitet der Herr Urlaub die namensgebende Leidenschaft und schwärmt vom Fliegen, Bootfahren, Radfahren, egal mit welchem Fortbewegungsmittel: "Fort, nur fort, weit fort! Ohne Heimweh, ohne Heimat!" singt er in dem ruhigen Song lauthals heraus, was sein Antrieb ist.
Damit auch ja nicht zu wenig Lieder über Frauen und die Probleme mit ihnen auf dem Album sind, folgt mit "Niemals" eine Geschichte von vergeblicher Liebesmüh. Ein interessantes Stück, die Strophen finde ich klasse und der Schluss geht ordentlich ab, das macht live garantiert Spaß.
Viel ruhiger ist "Die Leiche", eine nachdenklich stimmende Ballade über den Tod.
Auch das "Monster" aus Rock ist nicht besonders bissig und als Antwort auf die grauenvolle Popmusik-Schwemme hätte ich mir ein deutlich kraftvolleres Lied gewünscht - so klingt es eher resignierend, und der Schluss macht klar, dass es auch so gemeint ist: "Und das Monster steht im Garten, es sieht zufrieden aus. Happy End - und im Radio läuft ein Lied von den Scorpions, aus Hannover, der schönsten Stadt der .."
Romantische Stimmung bringt der "Atem", in dem Farin das Gefühl der Liebe sehr treffend in Worte gepackt hat. Mit "Phänomenal egal" hat er das Gefühl des Verliebtseins besser eingefangen als jedes andere Lied, das ich kenne und "Atem" könnte dasselbe für die Liebe - das was bleibt, wenn die Verliebtheit schwindet - schaffen. Muss ich noch öfter hören um es endgültig zu beurteilen, aber eine interessante Weiterentwicklung ist es allemal.
Auch wenn mich bei kaum einem Interpreten die ruhigen Lieder weniger stören als beim FURT ist es gut, dass die "Karten" zum Schluss der ersten CD wieder mehr knallen.
"I.F.D.G." ist super - genau die Art von "Gute Laune"-Song, für die ich Farin einfach liebe. Nicht ganz so schwungvoll wie "Am Strand", aber der Text ist klasse und der Track dürfte der spaßigste Live-Track dieses Albums sein. Ich find das gut!
"Zu Heiss" kritisiert noch mal ein wenig die mangelnde Demonstrationswilligkeit und Politikverdrossenheit der Massen. Unterlegt mit zu softer Musik, "Lieber Staat" hatte da für eine derartige Botschaft passendere Klänge gefunden.
Als Nächstes versucht sich Farin als Nachwuchs-Rapper und schimpft in "Insel" über das Gerücht, dass Arbeit sein müsse. Herrlich, denn dass Farin und seine Bandkollegen von den Ärzten auch als Hip-Hopper erfolgreich wären, steht für mich schon seit Radio Rap fest.
Zu guter Letzt haut das Team nochmal auf die Pauke und "Trotzdem" ist für mein Empfinden zudem auch das Ska-lastigste Lied auf dem Album. Insgesamt sehr wenig Ska diesmal, eigentlich schade.
Ersteindruck: Gefällt mir! Nicht so gut wie das letzte Album, aber insgesamt kann der blonde Riese das Niveau auf jeden Fall halten. Aber wer so geniale Songs wie "Der Frauenflüsterer" mal eben an Weihnachten als Gratis-Download raushauen kann, der versteht eben was von seinem Handwerk. Und ich bin zuversichtlich, dass auch dieses Werk sich erst mit mehrfachem Durchhören richtig entfaltet. Hach, wenn doch nur schon der 04.12.2008 wäre - da wird der Zenith zu Brei gerockt!