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Jan Gruber

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Jan Gruber
In einer richtungsweisenden Entscheidung hat die Europäische Union ein lang erwartetes "Recht auf Reparatur" für eine Vielzahl von Produkten, darunter Handys, Haushaltsgeräte und Unterhaltungselektronik, beschlossen. Diese Einigung, die in der Nacht auf Freitag erzielt wurde, signalisiert einen bedeutenden Fortschritt in den Bemühungen um nachhaltigen Konsum und verstärkten Verbraucherschutz innerhalb der EU.

Die Grundzüge der neuen EU-Vorgaben​


Die EU-Staaten und das Europäische Parlament haben sich auf Regelungen geeinigt, die Hersteller verpflichten, Produkte so zu gestalten und zu produzieren, dass sie auf Wunsch der Verbraucher:innen repariert werden können. Ziel ist es, die Lebensdauer von Produkten zu verlängern und die Abhängigkeit von Neukäufen zu verringern. Besonders hervorzuheben ist, dass diese Regelungen sowohl "weiße Ware" – also Haushaltsgeräte – als auch alltägliche Gebrauchsgegenstände wie Smartphones abdecken.

Vorteile für Verbraucher:innen und die Umwelt​


Diese Initiative wird es nicht nur einfacher und kostengünstiger machen, Produkte reparieren zu lassen, sondern auch die Nachhaltigkeit erhöhen und die Abfallproduktion verringern. Die Hersteller werden dazu angehalten, Informationen über Ersatzteile leicht zugänglich zu machen und unabhängigen Reparaturbetrieben den Zugang zu notwendigen Ressourcen zu einem fairen Preis zu ermöglichen. Dadurch wird der Reparaturmarkt belebt und der Wettbewerb gefördert, was wiederum zu niedrigeren Preisen für die Verbraucher:innen führen kann.

Recht auf Reparatur: Der Weg zur Umsetzung​


Obwohl die formale Zustimmung durch das EU-Parlament und die EU-Staaten noch aussteht, gilt diese als Formsache. Nach Inkrafttreten der Vorgaben haben die Mitgliedstaaten zwei Jahre Zeit, diese in nationales Recht umzusetzen. Die neue Regelung verspricht, die Art und Weise, wie Produkte konsumiert und behandelt werden, grundlegend zu verändern, indem sie eine Kultur der Reparatur fördert und zur Reduktion von Abfall und Ressourcenverbrauch beiträgt..

Via Europäische Kommission

Den Artikel im Magazin lesen.
 

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Melrose
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Grundsätzlich gut. Druck auf die Hersteller erhöhen für mehr Nachhaltigkeit.

Aus eigener Erfahrung ist es aber leider so, das öfter mal eine Reparatur (die man nicht selber ausführen kann) teurer wäre, als ein Neukauf, vor allem bei schon älteren Geräten
Beispiel: Waschmaschine ging nicht mehr. Hätte ich einen Profi gerufen, wären mindestens 80 € aufwärts fällig gewesen, und wer weiß, was dieser dann angeblich „gefunden“ hätte. Die Waschmaschine hat mich mal 300 € gekostet. Kaputt waren Widerstände und dadurch betroffen auch ein IC auf der Platine - passiert bei dem Modell häufiger (und die Platine kommt selbst in teureren Modellen zum Einsatz) und konnte deswegen von mir ganz gut ergegoogelt werden. Der Reparatursatz lag dann bei ein paar Euro.
Wer aber nicht gut recherchieren kann, wer nicht löten kann, sich an Elektronik auch nicht rantraut (ich kenne mich zwar nicht aus, dachte mir aber, mehr als ein paar Euro kann ich nicht verlieren), hätte wohl eher was neues gekauft.

Die Reparaturfähigkeit ist eines, die „geplante Obsoleszenz“ hingegen finde ich hingegen viel schlimmer. Wenn bei technischen Geräten wie eben meiner Waschmaschine, häufig auch betroffen sind TV-Geräte, bei denen solche Pfennigartikel wie Widerstände oder IC kaputt gehen, weil diese bewusst nicht richtig dimensioniert sind und damit das ganze Gerät dann nicht mehr geht.
Beliebtes Beispiel sind auch Drucker, mit voreingestellten Mengenzählern, die dann ab einer bestimmten Menge einen Fehler anzeigen und nicht mehr drucken, obwohl eigentlich gar kein Fehler vorliegt (häufig Tinten-Auffangbehälter). Diese Auffangbehälter sind schlecht erreichbar, nur mit Totalzerlegung eines Gerätes häufig herauszubekommen - dazu muss man diesen dubiosen Zähler dann zurücksetzen, Beschreibungen dazu findet man nicht für alle Geräte, da die Hersteller die Befehle dafür immer wieder ändern und nicht im Handbuch vermerken.
Und in Foren findet man tatsächlich häufig und immer wieder Hinweise auf Totalausfall nur Tage nach dem Ende der Garantiezeit.

Und dann gibt es auch leider nur wenig Spezialisten, die sich mit solchen Pfennig-Reparaturen beschäftigen und diese auch preisgerecht anbieten. Aber zum Glück gibt es in vielen Regionen auch „Reparatur-Kaffees“, in dem zum Teil viel Fachwissen vorliegt und einem geholfen werden kann.

Und nicht zuletzt dann auch die Verfügbarkeit von updates im Bereich Computer. Ich verstehe bis heute nicht, warum Computer, die noch prima zum surfen und mailen sowie für kleinere Aufgaben geeignet wären, aus Sicherheitsgründen verschrottet werden, weil die Hersteller von OS keine updates mehr liefern oder app Hersteller keine Lauffähigkeit für etwas ältere OS mehr anbieten.
Ob mein MacBook Pro oder iMac von 2010, ob mein immer noch prima funktionierendes iPhone 6 oder bald das nicht mehr weiter mit updates versorgte iPhone XS meiner Frau - die sonst immer noch das 6er hätte.

Auch liegt viel am Verbraucher selbst. Ich bin da oft anders, ich kaufe erst dann ein neues technisches Gerät, wenn das zuvor verwendete auch wirklich kaputt ist. Mein HD TV mit nur 47 Zoll hat ein prima Bild, läuft seit Jahren fehlerfrei und kann sogar noch 3D.
Ja, ein 4k wäre schön, Es wäre sogar Platz für einen 60 Zoll (die es aber kaum gibt und es, wenn dann eher ein 58 Zoll wird). Und Geld wäre auch kein Thema. Aber solange der jetzige läuft, sehe ich es gar nicht ein.
Der Verbraucher hat eben auch viel Macht 😉
 

Thaddäus

Golden Noble
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Wichtig und richtig. Weg von den verklebten Einweg Rechnern und Smartphones.

An sich stimme ich zu. Kann es aber seln, dass z.B. dich IP-Zertifizierungen darunter leiden?

Auch ist die Frage, was denn faire Preise für Ersatzteile sind. Und ob gerade Apple da nicht wieder ein Schlupfloch findet.
 

AndaleR

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@Thaddäus Den Punkt sehe ich auch. Welcher Hersteller wird ab der Reparatur noch eine Garantie/Gewährleistung übernehmen, wenn der Kunde das Gerät selbst geöffnet, repariert und wieder geschlossen hat?

Dieses Recht - ich weiß auch nicht... Man konnte bisher ja auch bei allen iPhones Akkus / Bildschirm tauschen. Da brauchte ich bisher auch kein Gesetz dafür. Nur Ersatzteile - jetzt kann ich dann halt auch auf Original-Apple-Teile zugreifen, das war vorher so nicht wirklich möglich.
Hatte mir mal kurz mal letztens Preise für Reparaturen bei Apple angesehen - da dachte ich dann aber auch: Mensch, für das Geld - lohnt sich der Aufwand für mich selbst überhaupt? Also, Ersatzteil besorgen einbauen - Angst haben, etwas anderes kaputt zu machen...

Wenn ich mein TV-Gerät ansehe (so 10 Jahre auf dem Buckel mittlerweile. Hier bin ich komplett der Meinung von @implied und seinem Gerät.): Sehr gutes Gerät - klasse Bild. Läuft und läuft und läuft. Vorher hatte ich aber einen, der hatte innerhalb des ersten Jahres kein Bild mehr angezeigt. Nur Ton. Ab zum Händler, geprüft. Platine defekt - wurde getauscht. Was hätte mich das gekostet? 450€... Bei einem Gerät, dass ich für 650€ gekauft hatte. Wäre das außerhalb der Garantiezeit gewesen? Dann hätte ich mir einen neuen gekauft bevor ich den alten reparieren lassen würde...

Und wenn jetzt dann mit diesem neuen Recht auf Reparierbarkeit meine Schwiegermutter mit der Waschmaschine zum Händler fährt - dann wird der sicherlich auch versuchen, die Reparatur im Verhältnis zu einer neuen Maschine unrentabel zu gestalten und das schon irgendwie schön reden.

Wie groß also wirklich der Erfolg und weniger Geräte-Müll werden wird, muss man abwarten.
Aber ja: Gut, dass es wieder was neues gibt, das geregelt wird.
 
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MichaNbg

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Hatte mir mal kurz mal letztens Preise für Reparaturen bei Apple angesehen - da dachte ich dann aber auch: Mensch, für das Geld - lohnt sich der Aufwand für mich selbst überhaupt?
Du meinst zum Beispiel 600€ um ein popeliges Rückglas eines iPhone 14 Pro bei Apple tauschen zu lassen, weil Apple in hirnrissig dämlicher Art und Weise da Dinge mit ran geklebt hat, dass man das halbe Telefon tauschen muss, nur weil das hintere Glas einen Sprung hat?
 

AndaleR

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@MichaNbg Nein, ich dachte z.B. an die 109€ für den Tausch eines Akkus beim 14 Pro?
 

MichaNbg

Brauner Matapfel
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@MichaNbg Nein, ich dachte z.B. an die 109€ für den Tausch eines Akkus beim 14 Pro?
Akku ist halt nicht alles. Und das Recht auf Reparatur sagt ja nicht, dass du das selbst machen musst. Es sagt, soweit ich das verstanden habe, dass Produkte so zu designed sind, dass sie überhaupt repariert werden können. Und dass Drittanbietern der Zugang zu Originalteilen zu angemessenen Preisen zu gewähren ist.
(Ansprüche an Reparierfähigkeit und was wie beschaffen sein muss, wird von Produktgruppe zu Produktgruppe variieren)

Das ganze Spielchen hatten wir ja in der KFZ-Industrie auch schon mal. Da waren Mercedes, BMW, Audi & Co ja auch schon mal der Ansicht, dass sie Originalteile nicht herausrücken dürften und die Garantie erlischt, wenn man seinen Kundendienst bei einer freien Werkstatt machen lässt. (gut, letzteres versuchen sie manchen Kunden ja immer noch einzureden und die besonders "Schlauen" glauben das auch noch. Bevor es kommt: ja, bei Garantieeparaturen kann der Hersteller auf eine Vertragswerkstatt bestehen, aber das ist ja seine Sache, er bezahlt ja)

Mal sehen, wie es in der Praxis wirklich wird.


Btw:
Wäre meine Rückseite nicht gesprungen, würde ich den Akku in meinem 14Pro mittlerweile auch tauschen lassen. Gekauft 11/22 und nach nicht mal einem halben Jahr schon bei nur 86% der Akkukapazität. Das Ding hält keinen ganzen Tag mehr durch.... peinlich Apple, peinlich. Hätte ich nicht erst 900€ in eine AWU2 investiert, wäre es jetzt mal wieder an der Zeit gewesen, sich im Android-Lager umzuschauen.
 

Thaddäus

Golden Noble
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Btw:
Wäre meine Rückseite nicht gesprungen, würde ich den Akku in meinem 14Pro mittlerweile auch tauschen lassen. Gekauft 11/22 und nach nicht mal einem halben Jahr schon bei nur 86% der Akkukapazität. Das Ding hält keinen ganzen Tag mehr durch.... peinlich Apple, peinlich. Hätte ich nicht erst 900€ in eine AWU2 investiert, wäre es jetzt mal wieder an der Zeit gewesen, sich im Android-Lager umzuschauen.

Bei den 14 Pro schien generell was faul zu sein mit den verschleissenden Akkus. Zumindest hat man diese Beschwerde immer wieder gehört.
 
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Lambertine
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Du meinst zum Beispiel 600€ um ein popeliges Rückglas eines iPhone 14 Pro bei Apple tauschen zu lassen, weil Apple in hirnrissig dämlicher Art und Weise da Dinge mit ran geklebt hat, dass man das halbe Telefon tauschen muss, nur weil das hintere Glas einen Sprung hat?
Seit dem iPhone 14 ist das nicht mehr der Fall. Eben weil Apple nachgebessert hat. Das hätten sie auch bleiben lassen können. Die Infos dazu findest du bei iFixit.
 

voyager

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Vielleicht als "nette" Ergänzung dazu. Lässt man als in Österreich lebende Person sein Gerät hier von einer "Fachwerkstätte" reparieren (neben Smartphones und Tablets noch fast alle Haushalts-Elektrogeräte, Sporttracker,...) gibts 50% der Reparaturkosten retour.
Das macht das ganze noch mal Attraktiver. Für Apple wäre zb McShark als Partner (Apple selbst nicht) eingetragen, neben zig Handyläden.
 

MichaNbg

Brauner Matapfel
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Ja, habe ich dann auch gesehen. Ist ja trotzdem nicht verkehrt, den Preis mal auch darzustellen ;)

Wenn so ein unsäglicher Auswuchs zukünftig verhindert würde, wäre ja auch schon viel gewonnen.