Des Pudels Kern ist meiner Meinung nach nicht in der fehlenden Kompetenz der Pädagogen zu suchen, sondern im sturen Durchziehen von Lehrplänen. Dass auf den einzelnen Schüler dabei nicht mehr eingegangen werden kann, liegt auf der Hand und ist ein offenes Geheimnis. Die Rede ist hier noch nicht von Analphabetentum, sondern von Lese- und Rechtschreibschwäche.
Um eventuellem Mehraufwand aus dem Weg zu gehen, wird vor solchen Dingen gern die Augen verschlossen und Schüler mit solchen Schwächen werden irgendwie „durchgemogelt“. Einen Schulabschluss erreichen sie natürlich nie, was berufliche Karrierechancen extrem schmälert.
Die Folgen davon können überall beobachtet werden und es ist erschreckend, wie niedrig die Fähigkeiten in Bezug auf Orthografie und Interpunktion gerade bei jungen Menschen angesiedelt sind und inwieweit sie selbst es sind, die dieses Thema bagatellisieren.
Ich habe den von Dir verlinkten Beitrag nicht gelesen. Bin aufgrund Martins Anspielung auf das Analphabetentum davon ausgegangen.
Deine Erklärung wiederlegt aber nicht die von mir aufgebrachte These der mangelnden Kompetenz, vielmehr unterstreicht sie diese.
Ich habe ja nicht geschrieben das Lehrkräfte von Anfang an mit mangelnder Fachkompetenz oder schwacher pädagogischer Eignung auftreten.
Zum einen bin ich selber zeitweilig als Lehrkraft unterwegs, wenn auch mit fachlicher Ausrichtung und nicht an öffentlichen Schulen, zum Anderen habe ich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis viele Lehrkräfte und Dozenten.
Was mir unter den Dozentenkollegen oft auffällt ist die Tatsache, daß diese sich oft der Gruppe anpassen und somit das Lernniveau sinkt. Ok, in dem Bereich ist hinsichtlich des Kernproblems eh Hopfen und Malz verloren. Dieses Problem ist aber ebenso auch bei normalen Lehrkräften an öffentlichen Schulen. Du hast ja schon beschrieben, daß häufig die Augen "verschlossen" werden.
Bei den Leuten in meinem Bekanntenkreis kann ich eine zunehmende Lethargie erkennen. Anfangs waren sie hoch motiviert, haben sich die einzelnen "Schicksale" von Leistungsschwächeren zu Herzen genommen und es als persönliche Pflicht angesehen diese zu fördern. Durch die unterschiedlichsten Gründe (Verweigerungshaltung, mangelnde Unterstützung der Eltern, Zeitdruck durch Lehrplan usw.) hat diese schon zum teil selbstaufopfernde Haltung kontinuierlich abgenommen und als Ausrede hört man immer häufiger "Die wollen sich ja nicht helfen lassen" was aber eher wie ein "Ich hab kein Bock mehr, bringt ja eh nix" klingt. Durch diese Wandlung kann aus einer ehemals kompetenten Person eine Lehrkraft mit fragwürdiger Kompetenz werden.
Das ist das eine Problem, ein anderes ist, welches ich leider oft genug, grade hier, bei mir selber entdecke.
Ich bin sicherlich nicht der rechtschreibstärkste, wenn ich aber ernsthafte Korrespondenz betreiben muss, dann schon ziemlich Sattelfest. Aber hier erwische ich mich, wie auch beim knappen Überfliegen, das meine Lehrerin gesagt hätte "6 setzen". Wieso? Man ist einfach zu faul und unbedacht. Bei Personen die sich selbst reflektieren können ist es ein eher sekundäres Problem, bei der Jungend heute ein massives! Es wird geschrieben wie gesprochen, keiner korrigiert einen (entweder weil man es nicht besser weiß oder weil es schlicht weg egal ist), die Notwendigkeit ist nicht gegeben weil es ja eh jeder versteht. Und durch das zunehmend verstärkte aufkommen von schneller Korrespondenz wie ICQ, Blogs, Foren usw. verfestigen sich die Fehler und man adaptiert Falsches. Das wirkt sich nicht nur auf einfache Worte wie "Standard / Standart" aus, sondern auch die Groß- / Kleinschreibung, korrekte Interpunktion (meine größten Schwächen beim Schnellschreiben). Dieses gepaart mit der mangelnden intrinsischen Motivation etwas zu lernen und der zunehmenden lethargie der Lehrkräfte hat fatale Folgen und ist auch nur noch schwer wieder grade zu biegen.
Immer wird es gerne auf Migrationshintergrund oder sozialen Status oder gar die Klassengröße abgewälzt nur das ist nunmal ganz und gar nicht der Fall, wie Experimente in Schweden ja eindrucksvoll bewiesen haben. Ich sage dazu, bringt endlich mal das deutsche Bildungssystem in Ordnung, und kürzt nicht ständig die Gelder, macht das Studium anspruchsvoller so das nicht jedes Würstchen Lehrer werden kann und vor allem schafft mal Anreize für den Lehrer Beruf! Früher waren Lehrer bzw. Gelehrte die Elite, sie waren außerordentlich gut bezahlt (ist Heute immernoch so) und genossen hohes ansehen und was ist Heute...Heute sind die Lehrer der Punching-Ball der Gesellschaft, Witzfiguren, welche Verantwortung für die absolute Inkompetenz der Gesellschaft und Unfähigkeit der Eltern übernehmen sollen.
Das unterschreibe ich so zum Teil. Die Ausrede mit dem steigenden Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund stinkt mittlerweile bis zum Himmel. Sicherlich macht es das nicht einfacher. Aber das Gegenteil lässt sich wunderbar an Orten wie Hildesheim zeigen. Dort gibt es christliche Schulen und an denen ist ein recht geringer Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund. An den öffentlichen ist er dagegen sehr hoch. Das Bildungsniveau unterscheidet sich aber nicht so sehr wie man aufgrund der These vermuten könnte.
Naja und das mittlerweile jeder Arsch ein Abi hat macht es nicht besser. Sicherlich sollte die Verantwortung nicht komplett aus den Händen der Eltern genommen werden, aber auch nicht einzig in deren liegen. Der hamburger Versuch mehr Einfluss auf die Schulempfehlung auf die Schulseite zu legen fand ich im Ansatz sehr gut. Nur leider wie so vielen nicht komplett durchdacht. Löblich das Eltern sich über die Zukunft der eigenen Kinder gedanken machen. Die Kinder aber nur aufgrund einer komplett verzerrten Selbsteinschätzung aufs Gymnasium zu schicken, kann nicht die Lösung sein.