larkmiller
Gast
Heute in der Online-Ausgabe http://derstandard.at/?url=/?ressort=Apple der österreichischen Zeitung "Der Standard" über Apple:
"Es ist fast eine Religion"
iPhone: Bereits 400 Millionen Dollar eingebracht, ohne auch nur eines zu verkaufen - Professoren analysieren Hype um Apple: Einfache Formel des Erfolgs
"Keine andere Firma wurde bei einer Produkt-Vorstellung jemals mit mehr Aufmerksamkeit bedacht", sagt der Harvard Business School Professor David Yoffie gegenüber USA Today (http://news.yahoo.com/s/usatoday/20070309/tc_usatoday/applebuffsmarketingsavvytoahighshine) und spielt dabei auf die Tatsache an, dass Apple seit der Vorstellung des iPhone allein durch die Publicity rund um das Handy 400 Millionen Dollar an Wert gewonnen hat. Dabei erscheint das Smartphone erst im Juni in den USA, nach Europa kommt es Ende 2007.
Einfache Formel
USA-Today bat diverse Spezialisten aufzulisten, was andere Unternehmen von Apple lernen könnten:
Make innovative products
Klingt einfacher als es ist, aber Apples Design- und Innovations-Obsession und Tradition die Produkte intern zu entwickeln, bringt die Sache auf den Punkt. So war der iPod nicht der erste MP3-Player am Markt, aber er war der am einfachsten zu bedienende und "coolste" Player.
Keep it simple
Als Steve Jobs 1997 zum Konzern zurückkam, stellte er die Produktlinie auf den Kopf, um den Fokus der Konsumenten zu schärfen. Während Konkurrenten wie HP und Dell hunderte Geräte im Angebot haben, konzentriert sich Apple auf weniger als 20 Produkte mit markanten, leicht zu merkenden Bezeichnungen wie iMac oder MacBook. "Zu viele Optionen verwirren die Leute", betont Marketing-Guru Peter Sealey.
Create truly memorable ads
Um die Message nach Außen zu bringen, setzt man seit Jahren auf eine Partnerschaft mit TBWA/Chiat/Day. Egal, ob man für den iPod oder einen Computer wirbt, der Auftritt ist immer hip, humorvoll, mit einer klaren einfachen Message, die das Produkt hervorhebt. Als Beispiel wird hier der Slogan der iPod-Serie herausgepickt: "One thousand songs in your pocket". "Niemand hat jemals richtig verstanden, was ein MP3-Player ist, bis zu diesem Aufhänger", meint Mike Evangelist, ein ehemaliger Apple Produkt-Manager.
Find an enemy
Bei aller Eigenbrötlerei und Selbstsicherheit herausstechende Arbeit zu leisten, waren die kreativen Köpfe aus Cuppertino niemals müde einen Konkurrenten anzuschwärzen. Mit Sprüchen wie "Think Different" verfolgte man seit früher Stunde die Intention sich und seine Kunden gegen den Rest der Welt, gegen die Masse zu stellen und sich selbst ins Rampenlicht zu bugsieren. "Sie identifizieren eindeutig einen Buhmann, der außerhalb ihres Kults steht", so der Marketing-Consultant Jeffrey Cruikshank. Zuerst war es IBM, dann Intel und schließlich Microsoft.
Work the taste-makers
Angesichts des recht bescheidenen Marktanteils hatte Apple es stets schwer, seine Computer an die Öffentlichkeit zu bringen. Ein Weg dabei ist die aggressive PR, mit der man seine Produkte in den Medien unterbringt. Über die letzten 20 Jahre tauchte der Apfel 1.500 Mal in Serien und Filmen wie "24" oder "Email für Dich" auf. "Über die Hälfte aller Computer-Produkt-Platzierungen in dieser Zeit kamen von Apple, während der Marktanteil bei lediglich 3 Prozent liegt", so Cruikshank.
Offer surprises
Apples Beharren dicht zu halten, ist seit jeher ein Schlüssel zum PR-Erfolg. Die Geheimniskrämerei, die auch dazu führt, dass man Insider-Blogger verklagt, macht sich mit einem enormen Medieninteresse bezahlt.
Put on a show
Nicht zuletzt ist es auch den charismatischen KeyNotes von CEO Steve Jobs zu verdanken, dass den Produkten bei ihrer Neuvorstellung besonders hohe Aufmerksamkeit zukommt. "Steve arbeitet härter als nahezu jeder andere CEO, um der Meister-Showman zu sein ", betont Professor David Yoffie. Jobs lässt die technischen Details beiseite und konzentriert sich auf das Wesentliche, so ein Markt-Analyst. Oder wie Charles Wolf, Analyst für Needham & Co. es ausdrückt: "Du hast diesen hypnotisierenden Sprecher vor 4.000 Zuhörern, es ist fast eine Religion".
Marktwert
In den letzten Jahren hat sich der Marktwert der Firma geradezu aufgeblasen. Schätzte man den Konzern 2003 noch auf 6 Milliarden Dollar, sind es heute 75 Milliarden Dollar. Dabei verdankt Apple seinen Erfolg vorwiegend dem iPod, der mittlerweile 50 Prozent der Einnahmen ausmacht. Selbst die bei etwa 3 Prozent stagnierende Computersparte zeigt sich positiv. Zwar schlug die Intel-Befreiungs-Kampagne bei den Endverbrauchern nicht so deutlich ein, bei der Wallstreet löste sie Enthusiasmus aus. Wolf prognostiziert bis zum Jahresende einen Aktienpreis von 130 Dollar, heute liegt man bei 90 Dollar. Stimmt die Vorhersage von Steve Jobs, wonach das iPhone bei einem Preis von 500 Dollar sich im ersten Jahr 10 Millionen Mal verkaufen wird, bedeutete das allein ein zusätzliches Einkommen von 5 Milliarden Dollar.
Zwickmühle
Bei aller Genialität der Firma Apple, könnte man auch kritisch bemerken, über all die Jahre, bei aller Verbissenheit die Konkurrenz zu unterminieren und alt aussehen zu lassen, hat man im einstigen Kernanliegen - eine starke Alternative zum Windows-Desktop zu etablieren - aus Sicht des Markts versagt. Man hat es nicht geschafft, mit seinem "Keep it simple"-Konzept den einfachen User - die Massen - zu erreichen. Selbst Linux, auch wenn es hier vor allem um den Server-Sektor geht, hat mit einem Bruchteil des Werbeaufwands mehr erreicht und schneller Fuß gefasst. So ist aus dem elitären Computerhersteller, ein Unterhaltungselektronik-Gigant geworden, der auch weiterhin auf den Durchbruch seines geschlossenen Mac-Systems hofft. Aber vielleicht liegt genau hier der Knackpunkt. Denn würde man sich öffnen, erreichte man vielleicht die große Masse, aber man verlöre im selben Moment den Reiz, exklusiv, anders und "simple" zu sein. (zw)
Larkmiller
"Es ist fast eine Religion"
iPhone: Bereits 400 Millionen Dollar eingebracht, ohne auch nur eines zu verkaufen - Professoren analysieren Hype um Apple: Einfache Formel des Erfolgs
"Keine andere Firma wurde bei einer Produkt-Vorstellung jemals mit mehr Aufmerksamkeit bedacht", sagt der Harvard Business School Professor David Yoffie gegenüber USA Today (http://news.yahoo.com/s/usatoday/20070309/tc_usatoday/applebuffsmarketingsavvytoahighshine) und spielt dabei auf die Tatsache an, dass Apple seit der Vorstellung des iPhone allein durch die Publicity rund um das Handy 400 Millionen Dollar an Wert gewonnen hat. Dabei erscheint das Smartphone erst im Juni in den USA, nach Europa kommt es Ende 2007.
Einfache Formel
USA-Today bat diverse Spezialisten aufzulisten, was andere Unternehmen von Apple lernen könnten:
Make innovative products
Klingt einfacher als es ist, aber Apples Design- und Innovations-Obsession und Tradition die Produkte intern zu entwickeln, bringt die Sache auf den Punkt. So war der iPod nicht der erste MP3-Player am Markt, aber er war der am einfachsten zu bedienende und "coolste" Player.
Keep it simple
Als Steve Jobs 1997 zum Konzern zurückkam, stellte er die Produktlinie auf den Kopf, um den Fokus der Konsumenten zu schärfen. Während Konkurrenten wie HP und Dell hunderte Geräte im Angebot haben, konzentriert sich Apple auf weniger als 20 Produkte mit markanten, leicht zu merkenden Bezeichnungen wie iMac oder MacBook. "Zu viele Optionen verwirren die Leute", betont Marketing-Guru Peter Sealey.
Create truly memorable ads
Um die Message nach Außen zu bringen, setzt man seit Jahren auf eine Partnerschaft mit TBWA/Chiat/Day. Egal, ob man für den iPod oder einen Computer wirbt, der Auftritt ist immer hip, humorvoll, mit einer klaren einfachen Message, die das Produkt hervorhebt. Als Beispiel wird hier der Slogan der iPod-Serie herausgepickt: "One thousand songs in your pocket". "Niemand hat jemals richtig verstanden, was ein MP3-Player ist, bis zu diesem Aufhänger", meint Mike Evangelist, ein ehemaliger Apple Produkt-Manager.
Find an enemy
Bei aller Eigenbrötlerei und Selbstsicherheit herausstechende Arbeit zu leisten, waren die kreativen Köpfe aus Cuppertino niemals müde einen Konkurrenten anzuschwärzen. Mit Sprüchen wie "Think Different" verfolgte man seit früher Stunde die Intention sich und seine Kunden gegen den Rest der Welt, gegen die Masse zu stellen und sich selbst ins Rampenlicht zu bugsieren. "Sie identifizieren eindeutig einen Buhmann, der außerhalb ihres Kults steht", so der Marketing-Consultant Jeffrey Cruikshank. Zuerst war es IBM, dann Intel und schließlich Microsoft.
Work the taste-makers
Angesichts des recht bescheidenen Marktanteils hatte Apple es stets schwer, seine Computer an die Öffentlichkeit zu bringen. Ein Weg dabei ist die aggressive PR, mit der man seine Produkte in den Medien unterbringt. Über die letzten 20 Jahre tauchte der Apfel 1.500 Mal in Serien und Filmen wie "24" oder "Email für Dich" auf. "Über die Hälfte aller Computer-Produkt-Platzierungen in dieser Zeit kamen von Apple, während der Marktanteil bei lediglich 3 Prozent liegt", so Cruikshank.
Offer surprises
Apples Beharren dicht zu halten, ist seit jeher ein Schlüssel zum PR-Erfolg. Die Geheimniskrämerei, die auch dazu führt, dass man Insider-Blogger verklagt, macht sich mit einem enormen Medieninteresse bezahlt.
Put on a show
Nicht zuletzt ist es auch den charismatischen KeyNotes von CEO Steve Jobs zu verdanken, dass den Produkten bei ihrer Neuvorstellung besonders hohe Aufmerksamkeit zukommt. "Steve arbeitet härter als nahezu jeder andere CEO, um der Meister-Showman zu sein ", betont Professor David Yoffie. Jobs lässt die technischen Details beiseite und konzentriert sich auf das Wesentliche, so ein Markt-Analyst. Oder wie Charles Wolf, Analyst für Needham & Co. es ausdrückt: "Du hast diesen hypnotisierenden Sprecher vor 4.000 Zuhörern, es ist fast eine Religion".
Marktwert
In den letzten Jahren hat sich der Marktwert der Firma geradezu aufgeblasen. Schätzte man den Konzern 2003 noch auf 6 Milliarden Dollar, sind es heute 75 Milliarden Dollar. Dabei verdankt Apple seinen Erfolg vorwiegend dem iPod, der mittlerweile 50 Prozent der Einnahmen ausmacht. Selbst die bei etwa 3 Prozent stagnierende Computersparte zeigt sich positiv. Zwar schlug die Intel-Befreiungs-Kampagne bei den Endverbrauchern nicht so deutlich ein, bei der Wallstreet löste sie Enthusiasmus aus. Wolf prognostiziert bis zum Jahresende einen Aktienpreis von 130 Dollar, heute liegt man bei 90 Dollar. Stimmt die Vorhersage von Steve Jobs, wonach das iPhone bei einem Preis von 500 Dollar sich im ersten Jahr 10 Millionen Mal verkaufen wird, bedeutete das allein ein zusätzliches Einkommen von 5 Milliarden Dollar.
Zwickmühle
Bei aller Genialität der Firma Apple, könnte man auch kritisch bemerken, über all die Jahre, bei aller Verbissenheit die Konkurrenz zu unterminieren und alt aussehen zu lassen, hat man im einstigen Kernanliegen - eine starke Alternative zum Windows-Desktop zu etablieren - aus Sicht des Markts versagt. Man hat es nicht geschafft, mit seinem "Keep it simple"-Konzept den einfachen User - die Massen - zu erreichen. Selbst Linux, auch wenn es hier vor allem um den Server-Sektor geht, hat mit einem Bruchteil des Werbeaufwands mehr erreicht und schneller Fuß gefasst. So ist aus dem elitären Computerhersteller, ein Unterhaltungselektronik-Gigant geworden, der auch weiterhin auf den Durchbruch seines geschlossenen Mac-Systems hofft. Aber vielleicht liegt genau hier der Knackpunkt. Denn würde man sich öffnen, erreichte man vielleicht die große Masse, aber man verlöre im selben Moment den Reiz, exklusiv, anders und "simple" zu sein. (zw)
Larkmiller