Hallo Martin,
vielen Dank für Deine ausführliche Einschätzung!
Du schreibst, das Deiner Meinung nach die Schärfen-Funktion ein Witz sei.
Darf ich daraus schließen, dass Du sie für Unbrauchbar hältst?
Das hieße, das, wenn ich zur Entwicklung meiner RAWs nur ein Tool bis zum hochwerigen "gebrauchsfertigen" Bild benutzen möchte, Lightroom nach Deinen Erfahrungen nicht reicht?!
Anmerkung hierzu: Retusche-Funktionen benutze ich nur sehr sehr selten, mein workflow ist - RAW-Entwicklung - Gradationskurve - Schärfen - fertig!
Ich hatte gehoft, Lightroom sei das "eine" Profi-Tool was mir dann für 95% aller meiner Aufnahmen ausreicht. Da ein hochwertiges Schärfen ja wohl zweifellos einer der wichtigsten Schritte auf dem Weg zum fertigen Bild ist, würde es mich sehr enttäuschen, wenn Lightroom gerade hier keine Profiquallität abliefern würde!
Gruss,
Niels
hallo niels,
das schärfen an sich ist ein leidiges thema, da es von vielen faktoren abhängig ist.
vor allem stellt sich die grundsätzliche frage, welches ausgabegerät letztendlich zum print der bilder verwendet wird.
es ist leider so, dass man- allerhöchste ansprüche vorausgesetzt- jedes ausgabegerät auf seine druckeigenschaften austesten muß.
arbeitet man mit einer druckerei ständig zusammen, wird das kein problem darstellen.
gibt man aber einfach daten an einen kunden zur eigenen verarbeitung weiter, kann man sich nur pauschal an dessen anforderungen orientieren- oder gibt vollkommen ungeschärfte daten weiter (was die regel ist).
für den "eigenbedarf" muß man sich die ausgabegeräte genau ansehen und versuchsreihen durchführen, um ein optimales ergebnis zu erreichen.
im bereich der ebv gibt es viele methoden des "nachschärfens", die jede ihre mängel aufweist.
problematisch wird es allerdings dann, wenn die tonwertabstufung in einem bild leidet, wie das eben bei den methoden von lightroom (respektive beim adobe raw-modul) der fall ist, oder ganz arg, bei aperture, wo schon die grundsätzliche entwicklung des raws zu starken detailverlusten führen kann (das ist stark kameraabhängig).
adobe verwendet für das schärfen vordefinierte profile, die aus den jeweiligen exif-daten der kameras ausgelesen werden. so ist es möglich, ein weitgehend gleichbleibendes kamera-unabhängiges qualitätsniveau zu schaffen.
für den heimanwender wird sich daraus sicherlich kein gravierender nachteil ergeben, wenn er lediglich die schärfemethode von lightroom benutzt. es wird auch im professionellen bereich häufig für "schnelle" arbeiten verwendet.
für ausgaben im offset-druck, oder auch thermosublimation weist es jedoch erhebliche mängel auf, da bei etwas stärkerer schärfung die luminanzsättigung bereits derart stark angehoben wird, dass es im druck zu richtigen "patzern" im bild kommt.
auch ist es nicht möglich, die pixelbreite der kontrastanhebung zu steuern, oder den umfang kontrastbasiert zu beeinflussen.
die kontrastkanten werden einfach stärker-oder schwächer dargestellt.
für solche aufgaben bleibt nur die möglichkeit, über umfangreiche maskierungen im photoshop eine entsprechende schärfung durchzuführen, oder eine spezialisierte software zu verwenden, wie eben beispielsweise noise ninja oder silkypix developer studio.
ich persönlich verwende grundsätzlich zur raw-bearbeitung silkypix, da das nach meinem dafürhalten der in summe beste raw-konverter am markt ist.
dabei wird der workflow durch lightroom optimal unterstützt, da ich die importierten fotos einfach in das icon im dock ziehen muß, diese entwickle und im "auto-import-ordner" von lightroom abspeichere. so werden die entwickelten bilder sofort automatisch wieder in die datenbank übernommen (das geht natürlich auch mit jedem anderen raw-konverter).
im anhang habe ich einige schnell durchgeführte vergleichsentwicklungen angeschlossen- die aber keinen professionellen anspruch haben! die entwicklungen wurde lediglich in den grundeinstellungen der jeweiligen software durchgeführt, bzw im photoshop mit einer vordefinierten aktion angefertigt.
eine geringe qualitätssteigerung wäre daher in praktisch jedem programm noch möglich gewesen.
im beispielbild von alr habe ich einige pfeile eingefügt, die exemplarisch die schwächen des "schärfen-werkzeugs" zeigen sollen.
bei der aperture-entwicklung habe ich mir das erspart, da hier schon ein blinder die mängel erkennen kann.
angefügt sind als
bild 1 ein 200%crop ungeschärft
bild 2 ein 200%crop schärfung über masken/lab modus
bild 3 ein 200%crop entwicklung in silkypix developerstudio 3 (standardeinstellung)
bild 4 ein 200%crop entwicklung in adobe lightroom (schärfung 40%)
bild 5 ein 200%crop entwicklung in aperture (standardeinstellung, schärfe+kantenschärfen)
bild 6 ein gesamtfoto
mfg, martin