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Fotografische Grundlagen #6

  • Ersteller Syncron
  • Erstellt am

Syncron

Gast
belichtung-ae-banner.gif


Wenn du eine bessere Digitalkamera besitzt, dann wirst du dich sicherlich gefragt haben, was der ein oder andere Knopf zu bedeuten hat. Bestimmt wirst du in der kurzen Beschreibung deiner Kamera nach gesehen haben und zweifellos wirst du jedes Mal, wenn du die Anleitung gelesen hast, den ein oder anderen Absatz nicht verstanden haben. Übrigens sind die heutigen mitgelieferten Anleitungen nur noch ein schlechter Witz der Hersteller und wie ich finde, sollte man in anderen Punkten sparen. Gute Beschreibungen zu Kameras findet man nur noch selten. Meist liegen umfangreichere Beschreibung als „Manual“ PDF auf der mitgelieferten Treiber-CD bei. Manchmal ist es ganz sinnvoll, diese digitale Beschreibung zu vertiefen und erst alle Einstellungen versuchen zu erforschen, bevor man die Kamera in die Schnappschuss-Wildnis loslässt. Heute wirst du einiges über die Einstellungen an der Kamera erfahren und Schritt für Schritt lernen, wie du die Belichtung manuell und kontrolliert auslösen kannst.

Das bedeutsame Rädchen

Viele (nicht alle!) Digitalkameras besitzen neben dem Auslöser ein Rädchen. Vielleicht hast du dich schon gefragt, warum gerade ein Rad die Wahl der verschiedenen Modi möglich macht. Nun, Fotografen der allerersten Stunden brauchten vor allem eins: Schnelle Finger und ein aufmerksames Auge. Die Kamera durfte hier natürlich nicht hinderlich sein und musste sich den Fotografen anpassen. Man kann es auch so ausdrücken: Eine Kamera, an die man sich selbst anpassen muss, ist keine gute Kamera. Du wirst verstehen, dass Profis keinen Kompromiss zwischen Funktion und Bedienung eingehen wollen. Sie müssen alle essentiellen Funktion sofort greifbar haben.

kamerarad.gif


Hätte man jede einzelne Funktion des Rädchen auf den Rücken der Kamera gepackt, so wäre das ziemlich unübersichtlich und unhandlich geworden. Stell dir vor, du bist beim Fotografieren und willst von der Automatik zu „Manuell“ wechseln, aber die Kamera hat alle Knöpfe dazu auf den Rücken. Du hast dein Motiv durch den Sucher fixiert, aber keine Zeit davon zu weichen. Wie unhandlich ist es jetzt zu versuchen, die nötige Funktion zu erreichen ohne gleich die ganze Kamera von deinem Gesicht zu weg zu bewegen. Das Rädchen erreichst du mühelos und ohne Fingerakrobatik. Zudem kann man auf wenig Platz viele Funktion unterbringen, da man das Rädchen nur drehen muss. Später wirst du das Rädchen genauso zu schätzen wissen wie so manch richtiger „Profi-Fotograf“ . Gehen wir kurz auf die einzelnen meistens vorhanden Funktionen (je nach Kameramodell) des Rädchens ein:


Automatik.gif


Automatikmodus:


Meistens wirst du wohl mit diesem Modus Fotos schießen. Mit dieser Funktion sind selbst die billigsten Kameras ausgestattet und erlauben das Fotografieren ohne manuelles Zutun von Blendeneinstellung oder Verschlusszeit. Der Vorteil ist klar: Selbst Amateure können schnell an relativ ansehnliche Ergebnisse gelangen. Meistens ist die Automatik wirklich gut, eigentlich in alltäglichen Fotosituation (mal schnell ein Bild der Tochter machen...) kaum zu schlagen. Es braucht einiges um den Automatik-Modus der Kamera zu schlagen und „mehr“ aus seinen Fotografien heraus zu holen. Allerdings sei auch gesagt, dass dem Automatikmodus Grenzen gesetzt sind und du in manchen Fällen lieber selbst Hand anlegen solltest. In Situationen mit wenig Licht versagen meist die Belichtungsmesser und die Kamera nimmt irgendeine Einstellung an. Im schlimmsten Fall stellt die Automatik einen hohen ISO-Wert ein (was im Grunde nicht falsch ist) und provoziert den Chip zu kräftigem Rauschen. Hier sollte man die Lichtsituation abschätzen und mit dem Blitz (oder vielleicht auch mit externen Blitz) an der Belichtung arbeiten beziehungsweise sie manuell einstellen. Aber noch ist es nicht an der Zeit um mit „Available Light“-Situationen die Kamera vollständig auszureizen.

Zudem hat man in dem Automatikmodus nicht die Möglichkeit manuelle Einstellungen vorzunehmen.

Der Automatik-Modus stellt Blende und Verschlusszeit automatisch ein. Ein Eingriff des Fotografen ist hier nicht nötig. Du solltest dennoch darauf achten, welche Verschlusszeit angezeigt wurde um, wenn nötig , bei längeren Zeiten ein Stativ zu benutzen.

Programm.gif


Programmmodus:

Je nach Modell kann dieser Modus mit dem oben genannten Automatikmodus gleichgesetzt werden, wenn der AUTO-Modus auf dem Rädchen nicht zu finden ist. Der Modus „Programm“ oder häufiger „Programmautomatik“ besitzt im Großen und Ganzen die selbe Aufgabe wie die Automatik: den Fotografen entlasten und automatisch die nötige Blenden/Zeit-Kombination einstellen. Im Gegensatz zum AUTO-Modus unterstützt der Programmmodus das Eingreifen des Fotografen. Du kannst also den ISO-Wert flexibel verändern oder die Blitzleistung einstellen.

Je nach Eingriff passt sich die Kamera an, garantiert somit für dich (scheinbar) die beste Einstellung zur aktuellen Foto-Situation.


Blendenautomatik.gif


Blendenautomatik (Zeitvorwahl = Time value):


Dieser halbautomatische Modus wird dir zur Verfügung gestellt, wenn du die Verschlusszeit vorgeben willst. Mit der Verschlusszeit ist die Zeit gemeint, welche den Chip/Film freigibt und somit die Länge der Belichtung bestimmt. Eine mechanische Vorrichtung (Verschluss) in der Kamera (oder manchmal auch im Objektiv) kontrolliert das Eindringen des einfallenden Lichts und schließt sich je nach eingestellter Zeit. Wähle diesen Modus, wenn du eine längere oder kürzere Belichtungszeit brauchst. Ein Einsatzgebiet der Zeitvorwahl ist die Action-Aufnahme, wie zum Beispiel aus dem Bereich „Sport“.

Die Blendenautomatik regelt automatisch die Blende zur zugehörigen Zeitvorwahl.


Zeitautomatik.gif


Zeitautomatik (Blendenvorwahl = Aperture preselection)


Mit diesem halbautomatischen Modus kannst du selbst eine Blende einstellen. Die dazugehörige Verschlusszeit wird automatisch von der Kamera gewählt . Dir wurde in Artikel 03 der fotografischen Grundlagen erklärt, wie Blende und Schärfentiefe zusammenhängen. Dank diesem Modus kannst du die Schärfentiefe ebenfalls mitbestimmen. Achte darauf welche Zeit die Kamera einstellt, damit du gegebenenfalls ein Stativ in lichtschwachen Situationen (lange Verschlusszeit) benutzen kannst, um Schlieren und Verwackler auf den Bildern zu vermeiden.

Die Zeitautomatik regelt automatisch die Verschlusszeit zur zugehörigen Blendenvorwahl.

Manuell.gif



Manuelle Einstellungen:


Bei diesem Modus ist dein ganzes Können gefragt. Die Kamera wird dir hier nicht aus der Patsche helfen, gibt dir letztlich keinerlei Vorgaben, dennoch, oder gerade deswegen, kannst du hier die Kamera am besten steuern und ihre Möglichkeiten ausreizen. Um mit dem manuellen Modus Erfolg zu haben, solltest du einiges an Wissen mitbringen. Dir muss klar sein wie Blende und Zeit zusammen funktionieren, und außerdem die Auswirkung des Blitzes auf die Szene mit einbeziehen. Ambitionierte Anfänger machen oft den Fehler und versuchen mit den manuellen Modus Erfolge zu erzielen, doch frustriert von ihren Ergebnissen wenden sie sich letztlich ab vom großen „M“.

Der manuelle Modus lässt dir alle Freiheiten zu, doch solltest du hier eine gewisse Erfahrung an den Tag legen. Ich kann dir den Modus erst empfehlen, wenn du ein fortgeschrittener Fotograf bist.


Weitere spezielle Modi (je nach Modell unterschiedlich, gekennzeichnet mit deutlichen Piktogrammen):

Portrait: Damit kannst du nahe Personen optimal fotografieren. Es wird automatisch versucht eine große Blendenöffnung zu erzielen, somit die Person von dem Hintergrund (der bei einer geringen Schärfentiefe verschwimmt) hervorzuheben und eine passende Verschlusszeit zu wählen, welche sich optimal auf die Lichtsituation abstimmt.

Landschaft: Wenn du gerne in der Natur bist, dann wird dir dieser Modus anfangs helfen können recht ansehnliche Bilder zu schießen. Die Kamera stellt hierbei eine möglichst kleine Blende ein, damit eine große Schärfentiefe erzielt werden kann. Das bedeutet für dich, dass du dir keine Sorgen machen musst, die Schärfentiefe könnte zu gering ausfallen.

Nachtaufnahme:
In der Nacht zu fotografieren ist nicht nur für dich eine Herausforderung, sondern auch für den Chip/Film. Hier kombiniert die Kamera automatisch Blende, Zeit, ISO und den Blitz. Will man eine ziemlich großes Areal in der Nacht abfotografieren, so wird meistens der Blitz alleine nicht reichen. Das verfügbare Licht wird mit einer langen Verschlusszeit eingefangen. Dies wiederum setzt für dich ein Stativ voraus. Bei Kompaktkameras/Spiegelreflexkameras mit schlechten Chips ist zudem häufig mit Rauschen zu rechnen.

Sport: Bei Sportaufnahmen wird eine sehr kurze Zeit und eine kleine Blende gewählt, damit die Bewegungen nicht verschwimmen. Wenn du bei Aufnahmen mit schnellen Bewegungen spielen möchtest und die Geschwindigkeit in Form von selektiver Unschärfe sichtbar machen willst, dann solltest du lieber den AV- oder den manuellen Modus wählen.

Panorama/Stitch: Vielleicht besitzt deine Kamera die Fähigkeit dir bei Panoramaaufnahmen behilflich zu sein? Im Panorama- oder Stitch-Modus werden dir Felder angezeigt, in denen du dich mit der Kamera positionieren kannst. Modere Kompaktkameras bauen selbst die Bilder zusammen und fertigen in der Verarbeitung automatisch Panoramen an. Andernfalls kannst du auch in der Nachbearbeitung mit vielen Tools Panoramen aus deinen geschossenen Bildern basteln.

Schärfentiefeautomatik (A-DEP): Wenn du einen bestimmten Bereich „scharf“ haben willst, dann kann dir dieser Modus dabei helfen, die benötigte Verschlusszeit und Blende automatisch zu wählen.

Das erwartet dich nächstes Mal: Du hast dich gefragt, welche Kamera für dich die richtige ist? Du wolltest schon immer wissen, wo genau die technsichen Unterschiede zwischen Kompakt- und Spiegelreflexkamera liegen? Dann freue dich auf den nächsten Artikel, denn das Thema "Kamera" wird beleuchtet!


 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

gatego

Alkmene
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31
Noch eine Anmerkung zum "Rädchen": Das Modus-Wahlrad war früher gleichzeitig ein Zeitenrad, d.h. an den analogen Kameras bis in die 80er konnte man hinter der "M"-Stellung die Verschlusszeiten mit dem Rad durchwählen. Da beim Fotografieren im manuellen Modus immer Zeiten- und Blendenwerte entsprechend der Belichtungsmesseranzeige abgeglichen werden müssen, ist es so griffgünstig angeordnet.
Bei aktuellen Digital-SLRs (Canon, Nikon, Olympus, Pentax ganz sicher) hingegen gibt es ein zusätzliches "Shift-Rad" mit dessen Hilfe im P-Modus ganz schnell Zeit und Blende manuell übersteuert werden kann. Das ist sehr prtaktisch auch für Profis, da man für Schnappschüsse im P-Modus sich auf die Automatik verlassen kann, aber dennoch schnell per Blende z.B. die Schärtentiefe beeinflussen kann.
cu
gatego
 

afropick

Adams Parmäne
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Super Artikel wieder mal - mein Favorit bisher :cool:
Weiter so ...
 

arami

Niederhelfenschwiler Beeriapfel
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Von mir auch Danke für den Artikel. Sehr gut gemacht.
 

Fine

Starking
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Super "Anleitung"!
Für einen DSLR-Neuling wie mich optimal!
Großes Lob! :)
 

leowatti

Uelzener Rambour
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21.04.07
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365
toller artikel... freu mich schon auf den nächsen... kann hier viel lernen... danke dafür!

leowatti
 

Bissy

Raisin Rouge
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Klasse, habe dem nichts hinzuzufügen ;)
 

commander

Baldwins roter Pepping
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Oh ihr Fotohelden, helft einem unwürdigen Schnappschussknipser aus der Misere: Meine Canon Ixus IV verhält sich seit einigen Monaten übel: Ich habe eine Art "Blauüberstrahlung" in allen meinen Bildern. Ich weiß, die Kamera ist nicht der Hit, aber diese Erscheinung ist neu, war anfangs nicht so. Gut zu sehen z.B: an einem Bild aus meiner Gallerie:

IMG_3837.jpg


Klick

Was kann man, wenn überhaupt, dagegen tun?

Gruß,

.commander (verzweifelt ;) )
 

Syncron

Gast
Oh ihr Fotohelden, helft einem unwürdigen Schnappschussknipser aus der Misere: Meine Canon Ixus IV verhält sich seit einigen Monaten übel: Ich habe eine Art "Blauüberstrahlung" in allen meinen Bildern. Ich weiß, die Kamera ist nicht der Hit, aber diese Erscheinung ist neu, war anfangs nicht so. Gut zu sehen z.B: an einem Bild aus meiner Gallerie:

IMG_3837.jpg


Klick

Was kann man, wenn überhaupt, dagegen tun?

Gruß,

.commander (verzweifelt ;) )

Hi,

so ein böses Objektiv aber auch. Verzeichnet (schau mal die obere linke Ecke) gewaltig und hat 'nen Farbsaum. Dein Fehler beschriebt folgendes Phänomen:

Zitat aus Artikel 4
Farbsäume (chromatische Aberration):
Durch diesen Fehler erscheinen Konturen und Kanten umzogen von farbigen (teils unscharfen) Rändern. Dieser Fehler trifft ziemlich oft auf und kann am Besten beobachtet werden, wenn man Bilder auf 200% oder mehr zoomt. Leider lässt sich diese Art von Fehler nicht durch abblenden beheben. Es ist schlichtweg ein Qualitätsmerkmal wie stark die chromatische Aberration bei Objektiven hervortritt. Zur Behebung müsste man theoretisch eine Linsenkombination in folgender Reihenfolge wählen: bi-konvex und plan-konkav. Zu beachten ist, dass die bi-konvexe Linse aus dem Material "Kronglas" und die plan-konkave Linse aus dem Material "Flintglas" bestehen muss. Beide Materialien haben die Eigenschaft Licht zu brechen, doch zwischen beiden besteht ein unterschiedlicher Brechungsgrad des Lichts. Dieser Brechungsgrad richtet das Licht korrigiert auf dem Sensor/Film. Somit werden die Farbsäume abgeschwächt, in seltenen Fällen sogar elemeniert. Diese Art der Linsenkombination nennt man Achromat. Dieser Abbildungsfehler lässt sich auch wie folgt unterteilen:

- Fehler mit achsfernen Strahlen: Beschreibt das Auftreten des Farbsaum am Randgebiet des Bildkreis und lässt sich durch den einfachen Achromat beseitigen. Man spricht auch vom Fehler im Bereich des primären Spektrum.
-Fehler mit achsnahen Strahlen: Leider ist diese Variante der chromatischen Aberration nicht mit einem normalen Achromat zu berichtigen. Diese nennt man „Apochromat“ und ist um einiges teurer als nicht apochromatische korrigierte Objektive. Spricht man von dieser chromatischen Aberration, so kann man auch diese als Fehler im Bereich des sekundären Spektrum bezeichnen.

Du kannst etwas abblenden (was wie oben beschrieben, nicht den Fehler an sich behebt) , sprich eine kleinere Blende bei deinen Fotografien wählen und auf Minderung hoffen. Da du kein auswechselbares Objektiv benutzen kannst, wird der Farbsaum dich ein kameralebenlang begleiten.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

commander

Baldwins roter Pepping
Unvergessen
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Aber da das ja eine neue Erscheinung ist, muss ich doch davon ausgehen, dass sich z.B. das Objektiv nicht mehr ganz ausfährt oder sowas. Anfangs waren die Bilder gestochen scharf!

Oder können sich minderwertige Linsen nachträglich verformen ? Kann ich mir ja nicht vorstellen - muss also was mit dem Abstand der Linsen zueinander zu tun haben, oder irre ich mich da?

Ich werde die Kamera mal auf mechanische Fehler überpfüfen, vielleicht ist ja irgendwas im Argen.

Gruß,

.commander