Syncron
Gast
Wenn du eine bessere Digitalkamera besitzt, dann wirst du dich sicherlich gefragt haben, was der ein oder andere Knopf zu bedeuten hat. Bestimmt wirst du in der kurzen Beschreibung deiner Kamera nach gesehen haben und zweifellos wirst du jedes Mal, wenn du die Anleitung gelesen hast, den ein oder anderen Absatz nicht verstanden haben. Übrigens sind die heutigen mitgelieferten Anleitungen nur noch ein schlechter Witz der Hersteller und wie ich finde, sollte man in anderen Punkten sparen. Gute Beschreibungen zu Kameras findet man nur noch selten. Meist liegen umfangreichere Beschreibung als „Manual“ PDF auf der mitgelieferten Treiber-CD bei. Manchmal ist es ganz sinnvoll, diese digitale Beschreibung zu vertiefen und erst alle Einstellungen versuchen zu erforschen, bevor man die Kamera in die Schnappschuss-Wildnis loslässt. Heute wirst du einiges über die Einstellungen an der Kamera erfahren und Schritt für Schritt lernen, wie du die Belichtung manuell und kontrolliert auslösen kannst.
Das bedeutsame Rädchen
Viele (nicht alle!) Digitalkameras besitzen neben dem Auslöser ein Rädchen. Vielleicht hast du dich schon gefragt, warum gerade ein Rad die Wahl der verschiedenen Modi möglich macht. Nun, Fotografen der allerersten Stunden brauchten vor allem eins: Schnelle Finger und ein aufmerksames Auge. Die Kamera durfte hier natürlich nicht hinderlich sein und musste sich den Fotografen anpassen. Man kann es auch so ausdrücken: Eine Kamera, an die man sich selbst anpassen muss, ist keine gute Kamera. Du wirst verstehen, dass Profis keinen Kompromiss zwischen Funktion und Bedienung eingehen wollen. Sie müssen alle essentiellen Funktion sofort greifbar haben.
Hätte man jede einzelne Funktion des Rädchen auf den Rücken der Kamera gepackt, so wäre das ziemlich unübersichtlich und unhandlich geworden. Stell dir vor, du bist beim Fotografieren und willst von der Automatik zu „Manuell“ wechseln, aber die Kamera hat alle Knöpfe dazu auf den Rücken. Du hast dein Motiv durch den Sucher fixiert, aber keine Zeit davon zu weichen. Wie unhandlich ist es jetzt zu versuchen, die nötige Funktion zu erreichen ohne gleich die ganze Kamera von deinem Gesicht zu weg zu bewegen. Das Rädchen erreichst du mühelos und ohne Fingerakrobatik. Zudem kann man auf wenig Platz viele Funktion unterbringen, da man das Rädchen nur drehen muss. Später wirst du das Rädchen genauso zu schätzen wissen wie so manch richtiger „Profi-Fotograf“ . Gehen wir kurz auf die einzelnen meistens vorhanden Funktionen (je nach Kameramodell) des Rädchens ein:
Automatikmodus:
Meistens wirst du wohl mit diesem Modus Fotos schießen. Mit dieser Funktion sind selbst die billigsten Kameras ausgestattet und erlauben das Fotografieren ohne manuelles Zutun von Blendeneinstellung oder Verschlusszeit. Der Vorteil ist klar: Selbst Amateure können schnell an relativ ansehnliche Ergebnisse gelangen. Meistens ist die Automatik wirklich gut, eigentlich in alltäglichen Fotosituation (mal schnell ein Bild der Tochter machen...) kaum zu schlagen. Es braucht einiges um den Automatik-Modus der Kamera zu schlagen und „mehr“ aus seinen Fotografien heraus zu holen. Allerdings sei auch gesagt, dass dem Automatikmodus Grenzen gesetzt sind und du in manchen Fällen lieber selbst Hand anlegen solltest. In Situationen mit wenig Licht versagen meist die Belichtungsmesser und die Kamera nimmt irgendeine Einstellung an. Im schlimmsten Fall stellt die Automatik einen hohen ISO-Wert ein (was im Grunde nicht falsch ist) und provoziert den Chip zu kräftigem Rauschen. Hier sollte man die Lichtsituation abschätzen und mit dem Blitz (oder vielleicht auch mit externen Blitz) an der Belichtung arbeiten beziehungsweise sie manuell einstellen. Aber noch ist es nicht an der Zeit um mit „Available Light“-Situationen die Kamera vollständig auszureizen.
Zudem hat man in dem Automatikmodus nicht die Möglichkeit manuelle Einstellungen vorzunehmen.
Der Automatik-Modus stellt Blende und Verschlusszeit automatisch ein. Ein Eingriff des Fotografen ist hier nicht nötig. Du solltest dennoch darauf achten, welche Verschlusszeit angezeigt wurde um, wenn nötig , bei längeren Zeiten ein Stativ zu benutzen.
Programmmodus:
Je nach Modell kann dieser Modus mit dem oben genannten Automatikmodus gleichgesetzt werden, wenn der AUTO-Modus auf dem Rädchen nicht zu finden ist. Der Modus „Programm“ oder häufiger „Programmautomatik“ besitzt im Großen und Ganzen die selbe Aufgabe wie die Automatik: den Fotografen entlasten und automatisch die nötige Blenden/Zeit-Kombination einstellen. Im Gegensatz zum AUTO-Modus unterstützt der Programmmodus das Eingreifen des Fotografen. Du kannst also den ISO-Wert flexibel verändern oder die Blitzleistung einstellen.
Je nach Eingriff passt sich die Kamera an, garantiert somit für dich (scheinbar) die beste Einstellung zur aktuellen Foto-Situation.
Blendenautomatik (Zeitvorwahl = Time value):
Dieser halbautomatische Modus wird dir zur Verfügung gestellt, wenn du die Verschlusszeit vorgeben willst. Mit der Verschlusszeit ist die Zeit gemeint, welche den Chip/Film freigibt und somit die Länge der Belichtung bestimmt. Eine mechanische Vorrichtung (Verschluss) in der Kamera (oder manchmal auch im Objektiv) kontrolliert das Eindringen des einfallenden Lichts und schließt sich je nach eingestellter Zeit. Wähle diesen Modus, wenn du eine längere oder kürzere Belichtungszeit brauchst. Ein Einsatzgebiet der Zeitvorwahl ist die Action-Aufnahme, wie zum Beispiel aus dem Bereich „Sport“.
Die Blendenautomatik regelt automatisch die Blende zur zugehörigen Zeitvorwahl.
Zeitautomatik (Blendenvorwahl = Aperture preselection)
Mit diesem halbautomatischen Modus kannst du selbst eine Blende einstellen. Die dazugehörige Verschlusszeit wird automatisch von der Kamera gewählt . Dir wurde in Artikel 03 der fotografischen Grundlagen erklärt, wie Blende und Schärfentiefe zusammenhängen. Dank diesem Modus kannst du die Schärfentiefe ebenfalls mitbestimmen. Achte darauf welche Zeit die Kamera einstellt, damit du gegebenenfalls ein Stativ in lichtschwachen Situationen (lange Verschlusszeit) benutzen kannst, um Schlieren und Verwackler auf den Bildern zu vermeiden.
Die Zeitautomatik regelt automatisch die Verschlusszeit zur zugehörigen Blendenvorwahl.
Manuelle Einstellungen:
Bei diesem Modus ist dein ganzes Können gefragt. Die Kamera wird dir hier nicht aus der Patsche helfen, gibt dir letztlich keinerlei Vorgaben, dennoch, oder gerade deswegen, kannst du hier die Kamera am besten steuern und ihre Möglichkeiten ausreizen. Um mit dem manuellen Modus Erfolg zu haben, solltest du einiges an Wissen mitbringen. Dir muss klar sein wie Blende und Zeit zusammen funktionieren, und außerdem die Auswirkung des Blitzes auf die Szene mit einbeziehen. Ambitionierte Anfänger machen oft den Fehler und versuchen mit den manuellen Modus Erfolge zu erzielen, doch frustriert von ihren Ergebnissen wenden sie sich letztlich ab vom großen „M“.
Der manuelle Modus lässt dir alle Freiheiten zu, doch solltest du hier eine gewisse Erfahrung an den Tag legen. Ich kann dir den Modus erst empfehlen, wenn du ein fortgeschrittener Fotograf bist.
Weitere spezielle Modi (je nach Modell unterschiedlich, gekennzeichnet mit deutlichen Piktogrammen):
Portrait: Damit kannst du nahe Personen optimal fotografieren. Es wird automatisch versucht eine große Blendenöffnung zu erzielen, somit die Person von dem Hintergrund (der bei einer geringen Schärfentiefe verschwimmt) hervorzuheben und eine passende Verschlusszeit zu wählen, welche sich optimal auf die Lichtsituation abstimmt.
Landschaft: Wenn du gerne in der Natur bist, dann wird dir dieser Modus anfangs helfen können recht ansehnliche Bilder zu schießen. Die Kamera stellt hierbei eine möglichst kleine Blende ein, damit eine große Schärfentiefe erzielt werden kann. Das bedeutet für dich, dass du dir keine Sorgen machen musst, die Schärfentiefe könnte zu gering ausfallen.
Nachtaufnahme: In der Nacht zu fotografieren ist nicht nur für dich eine Herausforderung, sondern auch für den Chip/Film. Hier kombiniert die Kamera automatisch Blende, Zeit, ISO und den Blitz. Will man eine ziemlich großes Areal in der Nacht abfotografieren, so wird meistens der Blitz alleine nicht reichen. Das verfügbare Licht wird mit einer langen Verschlusszeit eingefangen. Dies wiederum setzt für dich ein Stativ voraus. Bei Kompaktkameras/Spiegelreflexkameras mit schlechten Chips ist zudem häufig mit Rauschen zu rechnen.
Sport: Bei Sportaufnahmen wird eine sehr kurze Zeit und eine kleine Blende gewählt, damit die Bewegungen nicht verschwimmen. Wenn du bei Aufnahmen mit schnellen Bewegungen spielen möchtest und die Geschwindigkeit in Form von selektiver Unschärfe sichtbar machen willst, dann solltest du lieber den AV- oder den manuellen Modus wählen.
Panorama/Stitch: Vielleicht besitzt deine Kamera die Fähigkeit dir bei Panoramaaufnahmen behilflich zu sein? Im Panorama- oder Stitch-Modus werden dir Felder angezeigt, in denen du dich mit der Kamera positionieren kannst. Modere Kompaktkameras bauen selbst die Bilder zusammen und fertigen in der Verarbeitung automatisch Panoramen an. Andernfalls kannst du auch in der Nachbearbeitung mit vielen Tools Panoramen aus deinen geschossenen Bildern basteln.
Schärfentiefeautomatik (A-DEP): Wenn du einen bestimmten Bereich „scharf“ haben willst, dann kann dir dieser Modus dabei helfen, die benötigte Verschlusszeit und Blende automatisch zu wählen.
Das erwartet dich nächstes Mal: Du hast dich gefragt, welche Kamera für dich die richtige ist? Du wolltest schon immer wissen, wo genau die technsichen Unterschiede zwischen Kompakt- und Spiegelreflexkamera liegen? Dann freue dich auf den nächsten Artikel, denn das Thema "Kamera" wird beleuchtet!
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