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Feature Apples Steuerpraktiken: EU-Kommission leitet Untersuchung wegen staatlicher Beihilfen ein

Martin Wendel

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Nachdem es Medienberichte gestern bereits vorwegnahmen, hat die Europäische Kommission noch am Mittwoch offiziell angekündigt, in drei Fällen eine eingehende Untersuchung wegen unerlaubter staatlicher Beihilfen einzuleiten. Ziel der Untersuchung ist neben Apple und den Steuerbehörden in Irland auch die europäische Zentrale von Starbucks in den Niederlanden und Fiat Finance and Trade in Luxemburg. Geprüft werden soll, ob die Unternehmen durch Steuerentscheide selektiv begünstigt werden. In einer ersten Stellungnahme von Apple zu der Untersuchung heißt es, dass man „jeden Euro jeder Steuer“ zahle, den man dem Fiskus schulde.[prbreak][/prbreak]

Im Fall von Apple will die EU-Kommission die Einzelentscheide der irischen Steuerbehörden zur Berechnung des steuerbaren Gewinns der dort ansässigen Tochterunternehmen Apple Sales International und Apple Operations Europe genauer prüfen. In einer vorläufigen Analyse tauchten Bedenken auf, dass der steuerbare Gewinn zu niedrig angesetzt wurde und damit die Steuerbelastung der Unternehmen sinkt. „Nach den EU-Beihilfevorschriften dürfen die nationalen Behörden keine Maßnahmen ergreifen, die dazu führen würden, dass bestimmte Unternehmen weniger Steuern zahlen als bei einer fairen und nichtdiskriminierenden Anwendung der jeweiligen Steuervorschriften“, erklärte Joaquín Almunia, der für Wettbewerbspolitik zuständige Vizepräsident der Europäischen Kommission, zu der eingeleiteten Untersuchung.

Die Europäische Kommission will außerdem prüfen, ob bestimmte Steuerpraktiken einzelner Mitgliedsstaaten im Zusammenhang mit der aggressiven Steuerplanung multinationaler Unternehmen mit den EU-Vorschriften für staatliche Beihilfen in Einklang stehen. Mit anderen Worten: Es wird untersucht, ob Steuerschlupflöcher, über die Unternehmen ihre Steuerschuld teilweise erheblich vermindern können, gegen EU-Richtlinien verstoßen. „Diese aggressive Steuerplanung höhlt die Besteuerungsgrundlagen der Mitgliedstaaten, die sich finanziell ohnehin in einer schwierigen Lage befinden, aus“, so die Europäische Kommission.

Gegenüber Bloomberg hat Apple bestätigt, dass man jeden Euro jeder Steuer zahle, den mal schulde. „Wir haben keine selektive Behandlung von irischen Behörden erhalten. Apple unterliegt denselben Steuergesetzen wie viele andere internationale Unternehmen, die Geschäfte in Irland tätigen“, so Apple weiter. Auch der irische Finanzminister zeigt sich zuversichtlich, dass es in Irland keine Brüche der EU-Beihilfenvorschriften gebe. Apples Steuerpraxis war vor rund einem Jahr zuletzt im Blickpunkt der Medien, als Vertreter des Unternehmens vor dem US-Senat in einem Untersuchungsausschuss aussagten. Apple wickelt zahlreiche seiner Geschäfte außerhalb der USA über seine Tochtergesellschaften in Irland ab, die weniger als 2 Prozent Körperschaftssteuer zahlen müssen.

eu-kommission_flickr.jpg
Bild von Sébastien Bertrand (flickr), bestimmte Rechte vorbehalten
Via Europäische Kommission
 

padrak

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Das Problem ist sowieso der Gesetzgeber und nicht die Firmen. Das es Unternehmen gibt, die etwaige Schlupflöcher nutzen, ist doch normal. Habe erst heute wieder in der SZ gelesen, dass es eine Anfrage der Grünen im Bundestag wegen einer Gesetzeslücke gibt, über die trotz Kenntnis dieser Lücke 10 Jahre lang Milliarden am Fiskus vorbeigeschafft wurden. Wenn die Lücken nicht geschlossen werden, kann man das den Firmen nicht vorwerfen, sondern den inkompetenten oder vielleicht auch gekauften Marionetten, die sich Volksvertreter nennen dürfen.
 

aniSation

Rheinischer Krummstiel
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Das Problem ist die fehlende Moral auf beiden Seiten. Apple weiß ganz genau dass sie unverschämt niedrige Steuern zahlen. Dass die Politik dem Vorschub bietet, indem sie sich nicht auf internationaler Ebene einigen kann was sie eigentlich will, macht den Kreis nur noch runder.
 

padrak

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Moral, was ist das? *gg*

Natürlich wissen die das. Aber man kann doch nicht ernsthaft von einem gewinnorientierten Unternehmen erwarten, dass es legale Möglichkeiten ungenutzt lässt, die eben diesen Gewinn weiter steigern.
Bei dem o.g. Beispiel geht es im Groben um die Leerverkäufe von Aktien. Der Dachverband der Banken hat dies bereits 2002 der Bundesregierung angezeigt, aber erst 2012 wurde darauf reagiert. Das Finanzministerium hat sich in einer Stellungnahme nicht entblödet zu sagen, "das man ja nicht wissen konnte, dieser Sachverhalt würde auch von den Firmen genutzt". Von so etwas werden wir regiert...
 
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Zonk

Schöner von Nordhausen
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Es ist auch der falsche Ansatz in einer globalen (Wirtschafts-)Welt lokale Moralvorstellungen anwenden zu wollen. Zumal die lokalen Moralvorstellungen auch offensichtlich wiederum nur von einem (kleinen) Teil der hiesigen Ureinwohner gestützt werden.
 

BigJ1972

Seidenapfel
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Wenn man die EU abschaffen würde bräuchte sie auch kein Geld. ;) (sagt ein Schweizer)
 
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Tofffl

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Das es "asozial" ist, dass ein Unternehmen (egal welches) trotz riesiger Gewinne kaum Steuern zahlt, zweifelt vermutlich niemand an. Es ist aber genauso "asozial", dass die Politik (genauer: der/die Gesetzgeber) dieses ermöglicht und dann gleichzeitig gegen die Unternehmen vorgeht, als hätten sie nicht selbst für dieses Verhalten gesorgt. Man kann den Unternehmen viel vorwerfen, aber solange sie sich an die Rechtsvorschriften halten, ist dagegen nichts zu sagen. Sehr wohl aber in Richtung derer, die für diese Vorschriften verantwortlich sind.

Asozial ist also nicht die geringe Steuerlast der Unternehmen, sondern dass diese geringe Steuerlast legal ist!
 

technikelse

Jakob Lebel
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Asozial ist also nicht die geringe Steuerlast der Unternehmen, sondern dass diese geringe Steuerlast legal ist!
Und wer beeinflusst die Politiker, die dafür verantwortlich sind, dass diese geringe Steuerlast legal ist? Richtig, es sind Lobbyisten, die von den Unternehmen angeheuert werden, die von dieser legal geringen Steuerlast profitieren.
 

Tofffl

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Stimmt, die Politiker sind damit natürlich komplett aus der Verantwortung, die Lobbyisten sind schuld, die die Politiker beeinflussen bzw. sogar in deren Auftrag die Gesetze selbst entwerfen. Der arme Politiker, der im Parlament über die Gesetze am Schluss abstimmt, hat damit natürlich keinerlei Einfluss bzw. Verantwortung für die Legalität dieser Praktiken...

Ganz so einfach ist es leider nicht.
 

technikelse

Jakob Lebel
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Stimmt, die Politiker sind damit natürlich komplett aus der Verantwortung, die Lobbyisten sind schuld, die die Politiker beeinflussen bzw. sogar in deren Auftrag die Gesetze selbst entwerfen. Der arme Politiker, der im Parlament über die Gesetze am Schluss abstimmt, hat damit natürlich keinerlei Einfluss bzw. Verantwortung für die Legalität dieser Praktiken...

Ganz so einfach ist es leider nicht.
Habe ich doch auch nicht gesagt. Ich wollte damit nur sagen, dass Politiker von Lobbyisten aus der Wirtschaft beeinflusst werden. Die Grenze zwischen Unfähigkeit, Ignoranz und Korruption ist da fließend. Und dass sich "unschuldige" Wirtschaftsunternehmen dann einfach nur völlig legal die Schlupflöcher, die Politiker, die sie vorher beeinflusst oder bestochen haben, zu Nutze machen, ist ja wohl alles andere als in Ordnung.
 
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iMerkopf

Holsteiner Cox
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Stimmt. Richtig pervers wäre es, wenn Unternehmen zuerst Geld in die Hand nehmen, um Steuerschlupflöcher basteln zu lassen und diese dann selbst ausnutzen. Das wäre der perfekte Kreis des Asozialen.
 

BigJ1972

Seidenapfel
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Stimmt. Richtig pervers wäre es, wenn Unternehmen zuerst Geld in die Hand nehmen, um Steuerschlupflöcher basteln zu lassen und diese dann selbst ausnutzen. Das wäre der perfekte Kreis des Asozialen.

Da wär ich mir sogar fast sicher, dass es teilweise genau so gemacht wird.
 

Adelar3x

Thurgauer Weinapfel
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So lange es legal ist MUSS Apple und alle anderen Aktiengesellschaften nutzen, sonst bekommen sie Probleme mit ihren Aktionären. Geschäftsschädigendes Verhalten und so...
 

Feuilleton

Transparent von Croncels
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Das ist Quatsch. Kein Vorstand wird dazu gezwungen, Lücken in Gesetzen auszunutzen…
 

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Transparent von Croncels
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Nein falsch. Jeder Vorstand ist dazu gezwungen, Schaden vom Unternehmen abzuwenden. Und eine Compliance Abteilung wird dir raten, nicht jedes Gesetz auszunutzen, nur weil es eine Lücke gibt, eben genau wegen der schlechten Berichterstattung.

Gewinn machen und Schaden abwenden ist nämlich nicht dasselbe.
 

Adelar3x

Thurgauer Weinapfel
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Und es ist doch wohl klar dass nicht jedes Schlupfloch durch Lobbyisten iniziiert wird. Es soll ja auch Staaten geben die sich Vorteile erwarten wenn große Unternehmen Arbeitsplätze schafffen :)
 

Feuilleton

Transparent von Croncels
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Aha, und das Schaffen von Arbeitsplätzen erlaubt dann, weniger Steuern zu bezahlen?

Aber solange sich die Staaten nicht zusammen tun, um solche Modelle zu verhindern, wird sich daran nichts ändern.

Anscheinend funktioniert das System nicht, auf die soziale Verantwortung der Vorstandsvorsitzenden zu setzen, auf solche Modelle von sich aus zu verzichten.
 

Adelar3x

Thurgauer Weinapfel
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Nein falsch. Jeder Vorstand ist dazu gezwungen, Schaden vom Unternehmen abzuwenden. Und eine Compliance Abteilung wird dir raten, nicht jedes Gesetz auszunutzen, nur weil es eine Lücke gibt, eben genau wegen der schlechten Berichterstattung.

Dann stellt sich allerdings die Frage ab wann ein Schlupfloch ein Schlupfloch ist und nicht einfach ganz normal gültiges Gesetz. Und wann die Ausnutzung eines Schlupfloches beim Großteil der AGs allgemeine Praxis ist. Da liegt ja dann viel mehr Verantwortung bei der "vorrauseilender Gehorsam"-Abteilung als beim Vorstand?!

Am Ende des Jahres interessieren den gewöhnlichen Aktionär nur Dinge wie Gewinn, Headcount und dergleichen.
 

Adelar3x

Thurgauer Weinapfel
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Aha, und das Schaffen von Arbeitsplätzen erlaubt dann, weniger Steuern zu bezahlen?

Ich hab ja nirgendwo gesagt, dass ich das alles gutheiße was da so gemacht wird. Die Verantwortung liegt aber ganz bestimmt nicht NUR bei den Unternehmen.